"Es gibt immer etwas zu reparieren"
125 Jahre Meisterbetrieb: Alexander Brandt führt die Familientradition fort. Sein Gewerk bleibt gefragt – mit technischer Innovation und bewährter Kundennähe.
Auf die Frage nach der Zukunft seines Handwerks antwortet Alexander Brandt lächelnd mit nur einem Satz: "Es gibt immer etwas zu reparieren." Das gilt, seit sein Urgroßvater Hermann Brandt den Sanitär- und Heizungsbetrieb im Jahr 1900 gründete. In diesem Jahr feiert das in Coesfeld ansässige Familienunternehmen ein Jubiläum, das im Handwerk nicht alltäglich ist: 125 Jahre.
Alle vier Generationen haben die Meisterqualifikation als besonderes Merkmal herausgestellt. Wer im Internet sucht, der findet dort "Meisterbetrieb seit 1900. Alexander Brandt Sanitär-Heizung-Service". Beim Besuch im Büro fallen die drei Meisterbriefe auf, die dort an der Wand hängen. Das Dokument, das nach bestandener Prüfung ausgehändigt wird, und der "Goldene Meisterbrief" für Ferdinand Brandt und daneben die aktuelle Meister-Urkunde seines Sohnes Alexander aus dem Jahr 1998.
Zukunft des Gewerks gesichert
Im Gespräch wird der jüngste Meister der Brandt-Familie aber doch noch etwas konkreter, was die Zukunft betrifft. Heizungen und Bäder würden sich technisch weiter verbessern, "bei Installation, Wartung und Service ist aber auch künftig das Handwerk gefragt." Deshalb gebe es weiter Kontakt zu den Kunden. "Ein guter Kundendienst ist immer schon Kern unseres Handwerks, das wird bleiben", da ist sich Alexander Brandt sicher. Sein Vater nickt dazu überzeugend, er hat das nicht anders gemacht. Seine Vorfahren auch nicht.
Technischer Fortschritt hat aber auch immer eine Rolle gespielt. Was dazu führt, dass Aggregate nicht nur besser werden und gestiegenen Anforderungen entsprechen, sondern heute mehr als früher einfach ausgetauscht und nicht mehr repariert werden. "Der Zeitaufwand und damit auch die Kosten sind oft zu hoch,« sagt Alexander Brandt. Widerspricht das nicht der Aussage, dass es immer etwas zu reparieren gibt? Der Meister sieht keinen Widerspruch, denn: »Wir können nicht alles nur austauschen." Ständige Weiterbildung sei auf jeden Fall notwendig.
Von Generation zu Generation
Ein Blick in die Familiengeschichte zeigt, dass es in der Familie Brandt seit über 200 Jahren Handwerker gibt. Eine Chronik, die zum 100-jährigen Bestehen der Firma herausgegeben wurde, umfasst den Zeitraum 1800 bis 2000. Dort heißt es: "Brandt ist der Name einer Coesfelder Handwerkerfamilie, deren Gründer, der Papiermacher Karl Wilhelm Brandt, im Jahr 1800 in Hagen-Deistern geboren wurde." Papiermacher waren Facharbeiter, die eine vierjährige Lehrzeit absolvierten und dann überwiegend auf Wanderschaft gingen. Viele bezeichneten sich als Künstler. Der Beruf zählt nicht mehr zum Handwerk.
Der zweite Sohn des Papierherstellers, Bernard Georg Brandt, machte sich als Maler und Glaser selbstständig. Ein Sohn folgte in der Berufswahl dem Vater, ein weiterer, nämlich Hermann Brandt, wurde Kupferschmiedemeister und legte im Jahr 1900 den Grundstein für den Jubiläums-Betrieb. In der nächsten Generation gab es den Klempnermeister Ferdinand Brandt, dann folgten die Söhne Ferdinand junior und Horst im Gas- und Wasserinstallateur-Handwerk. Horst Brandt machte sich mit einem Handwerksbetrieb in Johannesburg in Südafrika selbstständig. Sein Bruder Ferdinand (der auch Bauklempner gelernt hat) arbeitete drei Jahre mit einem Cousin in der Schweiz und konnte dort viele Erfahrungen sammeln. Nach seiner Rückkehr in die Heimat besuchte er die Meisterschule, legte die Prüfung ab und übernahm später den väterlichen Betrieb, den Alexander Brandt seit 2002 leitet. Neben ihm gibt es einen weiteren Meister (Kevin Inhestern) und einen Gesellen (Thorsten Henken), die beide seit vielen Jahren im Familienbetrieb arbeiten. Zum Team gehört auch ein Auszubildender (Leon Fabry).
Nachwuchs dringend gesucht
"Endlich wieder", sagt der Chef, der großen Wert auf Ausbildung legt. In den letzten Jahren konnte er "mangels Bewerbungen und qualifizierter Bewerber" keinen Nachwuchs ausbilden. "Unser Handwerk ist interessant, vielseitig und zukunftssicher", sagt der Meister. Das gelte für das Handwerk insgesamt und müsse mehr herausgestellt werden, und zwar bereits in der Schule.
Der Meisterbetrieb ist bei Privatkunden und für Wohnungsgenossenschaften unterwegs, hauptsächlich in Coesfeld und Umgebung. Heizungen und Bäder sind das vorrangige "Einsatzgebiet". Das Bedürfnis nach Komfort wächst. Dazu gehört die moderne Heizungsanlage und "das Badezimmer wird gern als kleine Wohlfühl-Oase gesehen", sagt Alexander Brandt, der mit seinem Team überwiegend Stammkunden bedient. Dabei entstehe ein Vertrauensverhältnis. Der Kunde habe oft keine Zeit mehr, auf den Handwerker zu warten. "Wir bekommen dann den Schlüssel und können unsere Arbeit erledigen, ohne dass der Kunde dann zu Hause sein muss." Flexibilität auf beiden Seiten.
Nachfolge im Blick Nachfolge Noch einmal ein Blick in die Zukunft. Mit der Betriebsgröße ist Alexander Brandt zufrieden. Und die Nachfolge hat der 55-Jährige bereits "eingestielt". Sein angestellter Meister soll den Familienbetrieb einmal übernehmen. Die Zusage gibt es von beiden Seiten.
Online Hier geht es zum Online-Auftritt des Familienbetriebs.
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Text:
Hubertus Kost /
handwerksblatt.de
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