Rosie und Toni Manusé brennen für handwerklich hergestelltes Eis aus besten Rohstoffen in Bioqualität. Ihr Betrieb hat in einem ehemaligen Bundeswehrkasino eine Heimat gefunden. (Foto: © die-marquardts.com)

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Gelato Mio – Italiano Bio

Betriebsführung

Im Münsterland haben die biologische Eismanufaktur Gelato Mio und die Familie Manusé ihre neue Heimat gefunden. Sizilianische Tradition, Handwerk und Slow Food bringen sie in Einklang.

Von jeder Zutat, die Rosie und Toni Manusé für ihr Speiseeis auswählen, kennt das Ehepaar die Geschichte. Der Kakao wird in kleinen Margen in Südecuador im Dschungel wild gesammelt und emissionsfrei mit dem Fahrrad ans Meer, dem Segelboot über den Atlantik und dem Lastenrad ins Münsterland gebracht, in ein Coesfelder Naturschutzgebiet inmitten eines Gewerbegebietes auf ehemaligem Militärgelände. Hier haben die biologische Eismanufaktur Gelato Mio und die italienische Familie Manusé ihre neue Heimat gefunden.

Die Johannisbeeren für die Sommerrezepte pflücken eine Bekannte, deren über 80 Jahre alter Vater und der am Down-Syndrom erkrankte Bruder auf einem Feld im Münsterland. Toni Manusé zahlt ihr gern mehr, als er es beim Großhandel tun müsste. "Es kommt auf die Menschen an."

Frische Rohmilch, die Rosie Manusé selbst pasteurisiert, wird "von Kühen in der Region, die Himmel und Gras sehen, gemolken". Dem Ehepaar sind alle Details wichtig.

Die von Hand geernteten Pistazien stammen aus Sizilien, da wo Rosie und Toni aufgewachsen sind, vom Fuß des Ätnas. Auf der süditalienischen Insel war sie in der Modebranche und er als Anwalt tätig.

Als Hobby bauten Toni und ein Freund in biologischer Landwirtschaft Einkorn an und verkauften die antike Getreidesorte über eine Genossenschaft. "Guter Boden, klares Wasser und saubere Luft, das ist es, was meine Kinder erleben sollen", wünscht sich der Familienvater.

"Ich meinte, die Familientradition sollte in die nächste Runde gehen"

Foto: © Verlagsanstalt HandwerkFoto: © Verlagsanstalt Handwerk

2010 kam der Anruf aus Deutschland: Tonis gleichnamiger Vater, der in den 70ern aus Armut ohne Deutschkenntnisse in die Fremde ausgewandert war und mit Ehefrau Angelina eine Eisdiele in Rosendahl betrieb, hatte mit 80 Jahren den dritten Herzinfarkt erlitten. Das Unternehmen sollte geschlossen, die Geschichte von zwei Generationen Eisherstellung beendet werden.

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Rosie hielt dagegen: "Ich meinte, die Familientradition sollte in die nächste Runde gehen", und so fiel die Entscheidung. Rosie erlernte zwei Jahre lang beim Schwiegervater die Eisherstellung. Die ganze Familie samt zwei Söhnen zog nach Deutschland um, das Land, das sie bis dato aus den Sommerferien kannten.

Motto: "Hundert Prozent Italiano Bio von Hand gemacht"

2014 übernahmen Rosie und Toni den Betrieb und tauften ihn Eismanufaktur Gelato Mio  (übersetzt: Mein Eis). Ihr Credo: Hundert Prozent Italiano Bio von Hand gemacht. Sämtliche Zutaten sind zertifiziert aus ökologischem Anbau.

"Wir haben es mit viel Leidenschaft geschafft, ein handwerklich unhomogenisiertes Eis nach Slow-Food-Richtlinien und originalen Rezepturen der alten sizilianischen Eiskunstschule, nur mit frischer Milch sowie alten Obstsorten in Demeter-Qualität herzustellen", freut sich Manusé.

Bio und Slow Food heißt für Gelato Mio: gute, faire, saubere Lebensmittel plus Handwerk. Die Rohstoffe stammen ausschließlich von Kleinbauern. "Sie wurden mit viel Liebe produziert, und wir geben diese Energie weiter", strahlt Toni. 

Handwerk ist Lebensphilosophie

Für Rosie ist Handwerk zur Lebensphilosophie geworden. "Durch das handwerkliche Produzieren kann man sich als Mensch fühlen." Sie experimentiert, kreiert stets neue Rezepte und würde gern ausbilden, wenn es Interessenten gäbe. Die Handwerkskammer hat die Ausbildungsberechtigung erteilt.

Schlemmerfans der Eiskugeln finden die Manusés im Umland. Gelato Mio ist zwischenzeitlich ins umgebaute Coesfelder Militärkasino eingezogen, wo Genießer samstags und sonntags willkommen sind. Eine zweite Eisdiele wurde in Münster eröffnet.

Zusätzlich steht ein Eiswagen während der Saison freitags auf dem Biowochenmarkt, und davor oft eine lange Kundenschlange. Erhältlich sind die kalten Köstlichkeiten aber auch auf den Slow-Food-Märkten in Deutschland und der Schweiz, wo Rosie und Toni regelmäßig neue Kontakte zu Landwirten knüpfen, denen ein verantwortungsvoller Umgang beim Anbau und artgerechte Viehzucht ebenfalls am Herzen liegen.

Das sizilianische Einkorn verarbeiten die Manusés mittlerweile in einer eigenen "Nudelwerkstatt" mit Restaurant zu Ravioli, Penne und Spaghetti. "Integration ist, wenn man sich zu Hause fühlt", so Rosies Überzeugung. Familie Manusé fühlt sich zu Hause. 

Text: / handwerksblatt.de

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