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HWK des Saarlandes | Oktober 2024
Gemeinsam Unternehmensnachfolge sichern
Viele Unternehmen im Saarland stehen in den nächsten Jahren vor einer Nachfolgeregelung. Jetzt an einer Umfrage der htw saar teilnehmen.
Handwerker wie SHK-Unternehmer Jürgen Bäumer (6.v.l.) und dessen 16 Mitarbeiter treiben die Energiewende voran – im eigenen Unternehmen und beim Kunden. Wer sich in dem Bereich weiterbilden will, findet passende Angebote bei seiner Handwerkskammer, etwa die Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater. (Foto: © JB Heizung Elektro Sanitär )
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SHK-Unternehmer Jürgen Bäumer nimmt das Thema Klimaschutz selbst in die Hand. Er produziert seinen Strom selbst, spendiert den Mitarbeitern E-Bikes und fährt ein E-Auto.
Wenn Kollegen aus dem Handwerk mal wieder über hohe Energiekosten klagen, dann kann Jürgen Bäumer nur den Kopf schütteln. "Das sind doch Unternehmer, dann müssen sie doch etwas unternehmen", meint der Elektro- und SHK-Meister aus Tecklenburg im nördlichen Münsterland.
Bis vor fünf Jahren zahlte auch Jürgen Bäumer noch 20.000 Euro Energiekosten im Jahr. Heute sind es genau null Cent. "Das sind 20.000 Euro, die ich wieder investieren kann."
Wie zum Beispiel ganz aktuell in Fahrräder. "Klempner for Future" titelte die Tageszeitung, als Bäumer am 20. September, dem Tag des weltweiten Klimastreiks, langjährigen Mitarbeitern ein E-Bike überreicht hat. Der 54-Jährige will beim Thema Klimaschutz nicht nur zuschauen.
Das Klimapaket der Bundesregierung sieht er dennoch kritisch. Die angekündigten Zuschüsse würden geplante Investitionen unnötig hinauszögern, dabei müsse sofort etwas passieren. Kunden seien verunsichert, würden abwarten, welche Fördermittel es konkret gibt, bevor sie Aufträge zur Heizungsmodernisierung vergeben. "Aber die Klimaziele könnte man auch rein ökonomisch durch gesunden Menschenverstand erreichen, ganz ohne die Politik", ist Bäumer überzeugt.
"Wenn zum Beispiel alle alten Heizungspumpen in Deutschland gegen Hocheffizienzpumpen ausgetauscht würden, könnte man auf einen Schlag drei Braunkohlekraftwerke abschalten. Und so eine Pumpe rechnet sich in drei Jahren." Zudem gebe es 30 Prozent Zuschuss vom Staat. Eine neue Gasheizung spare gegenüber einer Kohleheizung rund zwölf Tonnen des Treibhausgases CO2 im Jahr ein. Und eine Solaranlage zur Heizungsunterstützung spare nochmals zwei Tonnen, rechnet der Handwerksmeister vor.
Der Unternehmer zählt gleich eine ganze Palette von Beispielen aus dem eigenen Betrieb auf. Der befindet sich in einem restaurierten, 800 Quadratmeter großen Hof, in dem Annette und Jürgen Bäumer mit ihren drei Kindern und den Schwiegereltern auch wohnen.
"Um von den hohen Energiekosten runter zu kommen haben wir zuerst eine große Photovoltaikanlage mit 18 kWp zur Eigenstromversorgung im Sommer gebaut. Dann haben wir weiter investiert und für den Winter ein Blockheizkraftwerk installiert, das für den Betrieb und die Wohnräume Heizungswärme produziert und quasi als Abfallprodukt Strom erzeugt."
Zudem gibt es einen Energiespeicher mit knapp 30 kW, damit der selbst produzierte Strom Tag und Nacht genutzt werden kann. Auf dem Dach wurde zudem eine Solarthermieanlage installiert, die im Sommer für warmes Wasser in den Privaträumen sorgt.
1995, gleich nach der Meisterprüfung, hat Jürgen Bäumer seinen Betrieb für Heizungs-, Elektro- und Sanitärinstallation gegründet und sich von Anfang an auf energiesparende Heizsysteme und Solarthermieanglagen spezialisiert. Damals wurde er oft belächelt. Zum Teil ist das bis heute so. Etwa, wenn er erzählt, dass er seine Diesel-Transporter nach und nach durch Elektrowagen ersetzen will.
Mit Elektroautos hat der Unternehmer gute Erfahrung. Seit knapp fünf Jahren fährt er einen e-Golf, der schon 120.000 Kilometer auf dem Buckel hat. "Als ich mir das Auto angeschafft habe, war ich der Pionier hier in der Gegend", erzählt er. Allen, die Elektroautos für zu teuer halten, hält er entgegen: "Ich hatte in all den Jahren keinerlei Reparaturkosten für den Wagen, zahle zehn Jahre lang keine Steuern und kann das Auto mit selbst produziertem Strom kostenlos laden."
Als Energiesparexperte sitzt er natürlich an der Quelle, was die neueste Technik angeht. Aber er ist überzeugt: "Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten etwas tun, um unser Klima zu retten." Das gelte für Privatleute genauso wie für Unternehmen. Zum Beispiel für energieintensive Betriebe wie Bäcker oder Friseure, die ihre Geschäft oft in einem Wohn- und Geschäftshaus haben. "Die Gewerbeobjekte im Erdgeschoss brauchen sehr viel Strom; die Wohnungen darüber wiederum viel Energie zum Heizen oder Duschen.
In der Regel wird dann Gas gekauft und verfeuert und der Strom kommt aus dem Kraftwerk. Auf diese Weise wird nur ein Viertel der Energie genutzt, der Rest geht in die Luft. Wenn ich den Strom und die Wärme aber vor Ort mit einem Blockheizkraftwerk produziere, habe ich einen Wirkungsgrad von 92 Prozent", rechnet Bäumer vor.
"Das macht sich oftmals nach drei Jahren bezahlt und spätestens nach fünf Jahren kann man bis zu 7.000 Euro im Jahr damit einnehmen." Aber warum passiert trotzdem so wenig? "Aus Bequemlichkeit, weil die Menschen nicht informiert sind und auch wenig Vertrauen haben", vermutet der Handwerksmeister. Oder vielleicht, weil es vielen Vermietern einfach egal sei, was ihre Mieter fürs Heizen bezahlen.
Auch bürokratische Hürden seien ein Hindernis. Ganz besonders bei Photovoltaikanlagen, die für Vermieter aufgrund der komplizierten staatlichen Auflagen und der EEG-Umlage kaum profitabel seien. Auch die Anträge für eine Solarthermieanlage seien schon viel Arbeit. Auf der anderen Seite bekomme der Kunde für jede Anlage mehrere Tausend Euro Zuschuss vom Staat.
Bäumers Fazit: "Jeder Unternehmer kann seine Energiekosten massiv reduzieren, muss dabei auf keinerlei Komfort verzichten und hilft nebenher dabei, unsere Umwelt zu schützen."
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