Handwerker bezahlen: Bar oder Karte? Die meisten Betriebe sind flexibel
Der Kunde hat die Wahl: Die meisten Handwerksbetriebe in Deutschland akzeptieren Bargeld, Kartenzahlung und digitale Bezahlverfahren, so eine ZDH-Umfrage. Manche bestehen aber auch auf Barzahlung. Das sind die Gründe.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Kassenführung: Worauf müssen Händler achten?
Knapp zwei Drittel der Handwerksbetriebe (65 Prozent) bietet inzwischen zusätzlich zu Barzahlung auch Kartenzahlungen und digitale Bezahlverfahren (Google Pay, Apple Pay und Co.) an. Nur zwölf Prozent der Betriebe akzeptiert ausschließlich Bargeld. Acht Prozent akzeptieren Kartenzahlung auf Grund der Transaktionskosten allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel geben sie einen Mindestumsatz vor. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). 23 Prozent akzeptieren nur Lastschrift oder Überweisung.
Wie ist das tatsächliche Nutzerverhalten, was sind die Kosten und die Herausforderungen im Geschäftsalltag? Das wollte der Verband vor dem Hintergrund wissen, dass zunehmend über digitale Bezahlverfahren und über die Rolle des Bargelds diskutiert wird. Zudem entstünden gerade mit dem europäischen Echtzeit-Bezahlsystem Wero und den Plänen für einen digitalen Euro neue Alternativen zu den bislang dominierenden US-Anbietern bei digitalen Bezahlverfahren, so der ZDH.
Vor allem bei Kfz-Betrieben und den Gesundheitshandwerke (Optiker, Hörakustiker oder Orthopädietechniker) ist Kartenzahlung selbstverständlich. Hier fallen oft auch größere Summen an. Mehr auf Bargeld setzen Friseure, Kosmetiker oder kleinere Bäckereien und Fleischereien. In den Gewerken, die im B2B-Bereich tätig sind, auf Baustellen oder direkt beim Kunden, ist vor allem die Bezahlung mittels Lastschrift oder Überweisung verbreitet.
Mehr als die Hälfte der Betriebe, die Kartenzahlung und/oder digitale Zahlverfahren anbieten, empfindet diese als zu teuer. Sie bieten sie aber trotzdem an, weil ihre Kunden das erwarten oder weil es im Handling - etwa bei Filialgeschäften - einfacher ist.
Die Handwerker, die ausschließlich Barzahlung akzeptieren, nennen als Gründe die Kosten im Zusammenhang mit Kartenzahlungen (wobei auch beim Bargeld Kosten entstehen). Außerdem hätten die Kunden keinen Bedarf an alternativen Bezahlmethoden, so das Argument. Einige Betriebe haben auch Sorgen vor dem Datenschutz oder fühlen sich in der eigenen Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. "Dies deckt sich mit Ergebnissen der Erhebung der Deutschen Bundesbank aus 2025, in der 63 Prozent der Befragten angaben, dass der Schutz der Privatsphäre ein Vorteil von Bargeld sei", berichtet der ZDH.
Der Handwerksverband hält es für wichtig, Bargeld als physisches Zahlungsmittel flächendeckend zu erhalten. Als "Absicherung bei Störungen der technischen Infrastruktur, beispielsweise infolge von Stromausfällen, Hackerangriffen oder Naturkatastrophen".
Kartenzahlung: Die Girocard akzeptieren 98 Prozent Bei den Kartenzahlungen und digitalen Bezahlverfahren ist die Zahlung per Girocard fast flächendeckend vertreten (98 Prozent der Betriebe akzeptieren sie). 72 Prozent akzeptieren die Zahlung mit der Kreditkarte. Digitale Bezahlverfahren werden von 41 Prozent der Betriebe angeboten. Hierbei handelt es sich allerdings vor allem um größere Handwerksbetriebe mit mehr als 50 Beschäftigten.
Kosten und Herausforderungen
Bei Bargeld:
✓ 18 Prozent der Betriebe betrachten die Kosten der Bargeldabwicklung als zu hoch.
✓ 15 Prozent der Befragten finden den mit Bargeld verbundenen administrativen Aufwand als unverhältnismäßig.
✓ Die durchschnittlichen Gebühren für die Ein- und Auszahlung von Bargeld belaufen sich auf rund 1,1 Prozent des Transaktionsumsatzes.
✓ Die Einzahlung von Bargeld und um Wechselgeld zu besorgen geht im Schnitt fast eine Stunde pro Woche drauf. Im Schnitt ist die nächste Bankfiliale 2,7 Kilometer entfernt.
Bei Kartenzahlungen und digitalen Zahlverfahren:
✓ Mehr als die Hälfte der Betriebe bewertet die Anbieterkosten für Karten- und digitale Zahlverfahren als zu hoch.
✓ Die Transaktionsgebühren digitaler Bezahlverfahren betragen für die Handwerksbetriebe im rund 1,7 Prozent des Transaktionsbetrages.
✓ Die Gutschrift auf dem Geschäftskonto erfolgt im Schnitt nach 2,3 Tagen.
Über 800 Handwerksunternehmen bundesweit haben sich an der Umfrage vom 18. August bis 12. Sepember beteiligt.
Quelle: ZDH
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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