Handwerk

"Das haben Ameisen mit ­einem abgestorbenen Baum gemacht – das ­Gleiche kann aber auch mit einer ­Wärme­außendämmung ­passieren. Der ­Auslöser ist dann aber nicht die Ameise, sondern ein ­Feuchtigkeitsschaden", sagt Schädlingsbekämpfer Dr. Georg Eckel aus Odenthal im Bergischen Land und zeigt den Schaden an einem Holzstück. Foto: © Monika Nonnenmacher

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Das Haus – ein Ökosystem

Betriebsführung

Wer Schädlinge nachhaltig bekämpfen will, muss ­alles im Blick haben. Das sagt Dr. Georg Eckel, Schädlingsbekämpfer aus Odenthal. Sehr wichtig ist dabei auch die Zusammenarbeit mit Handwerkern.

Dr. Georg Eckel ist von einem ganz besonders überzeugt: "Ein Haus ist nicht nur ein Haus, sondern ein Ökosystem", sagt der Schädlingsbekämpfer aus Odenthal im Bergischen Land, der seinen Masterabschluss in Umweltschutz erst im Jahr 2013 im Fernstudium gemacht hat. Zwei Jahre zuvor hat Eckel den Sachkundenachweis der IHK in "Gesundheits- und Vorratsschutz" absolviert. Zuvor war er lange Jahre als gelernter Agrarwissenschaftler bei Bayer in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Tiere aber faszinierten ihn von Kindesbeinen an, mit Ökologie, Verhaltensforschung und den Verflechtungen mit Umweltfragen beschäftigte Eckel sich schon seit den 80er Jahren. Irgendwann wurde aus der Theorie dann Praxis: "2011 haben meine Frau und ich mit dem Imkern angefangen. Als dann ein Nachbar sagte, dass er Wespen habe, und ob ich ihm dabei nicht helfen könne, hat mich das ganze Thema endgültig so gepackt, dass ich zunächst die Sachkunde gemacht habe. Nach einem Praktikum in Süddeutschland ging es dann ans Fernstudium in Rostock", erzählt Eckel.

Zusammen mit seiner Frau Anne, die ihrerseits lange Jahre in der Versicherungsbranche tätig war, stürzte er sich schon während des Studiums in die Selbstständigkeit, richtig los ging es dann 2014. "Anfangs war eine Arbeitsteilung gedacht – ich kümmere mich um die Technik, Anne um die Administration", sagt Eckel. Bald stellte sich aber heraus, dass es für Eckels Frau auf Dauer unbefriedigend war, im Kundenkontakt über das konkrete Vorgehen nicht viel sagen zu können: "Also habe ich den Sachkundenachweis gemacht und bin somit praktisch auch Schädlingsbekämpferin", sagt Anne Schleicher schmunzelnd.

Ganzheitliche Schädlingsbekämpfung

Für die Schädlingsbekämpfer zählt immer der ganzheitliche Aspekt, wie Eckel deutlich macht: "Die Ökologie ist die Wechselwirkung der Organismen untereinander, von Belebtem und Unbelebtem. Wie bei einem ­Mobile – wenn man an einem Ende antippt, wackelt es auch an anderen", sagt Eckel. Grundlage ökologischer Schädlingsbekämpfung ist das Bestimmen der jeweiligen Art. Aus deren Kenntnis ergibt sich der artspezifische Anspruch an den Lebensraum. Daraus folgen Ansätze zur Bekämpfung und besonders zur Vorbeugung gegen Schädlingsbefall. Konkret heißt dies, dass er sich die ganze Umgebung eines Kunden ansieht: "Wenn ich wegen Rattenbefalls gerufen werde, dann sehe ich etwa auch die Silberfischchen in der Ecke und berate den Kunden parallel auch dazu." Ganz wichtig sei es auch, über den reinen Schädlingsbefall hinauszudenken: "Wenn man gegen Mäuse im Dachboden Giftköder auslegt, muss man den Nagern gleichzeitig die Tür verschließen, durch die sie erstmals ins Haus gekommen sind."

An dieser Stelle kommt die Zusammenarbeit mit Handwerkern ins Spiel, die Eckel für enorm wichtig erachtet. Eckel zeigt ein Stück Holz, das ganz und gar durchlöchert ist: "Das haben Ameisen mit einem abgestorbenen Baum gemacht – das Gleiche kann aber auch mit einer Wärmeaußendämmung passieren. Der Auslöser ist dann aber nicht die Ameise, sondern ein Feuchtigkeitsschaden", sagt der Experte und zeigt im nächsten Moment den ähnlich durchlöcherten Querschnitt einer Wärmedämmung. "Wenn ich nur den Schaden ausbessere, ist der zwar behoben – die Schädlinge sind aber keineswegs verschwunden", betont Eckel und ergänzt: "Die verziehen sich dann nur an eine andere Stelle – und dann wird es richtig aufwendig und teuer."

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Genaue Erfassung aller kritischen Punkte

Wenn Eckel nun etwa bei einem Lebensmittelbetrieb im Einsatz ist, geht er stets von außen nach innen vor: "Wir nähern uns dem Inneren so, dass wir alle kritischen Punkte sehr genau dokumentiert erfassen", sagt Eckel. Mit dieser ganzheitlichen Herangehensweise im Gepäck, schaffe man es auch, scheinbar nicht vorhandene Zusammenhänge aufzudecken: "Wir waren einmal in einem Mietshaus, da klagte die Partei im Dachgeschoss über Rattenbefall. Es war aber nichts zu finden."

Die Lösung lag im Parterre: "Im Wärmedämmungsverbundsystem waren zwei Löcher. Durch die sind Ratten hinter die Fassade gekommen und haben sich ihren Weg unters Dach gebaut", erklärt Eckel und fügt an: "Man muss also immer alles im Blick haben. Und interdisziplinär zusammenarbeiten, immer aus einem ökologischen Blickwinkel heraus."

Text: Wolfgang Weitzdörfer; Foto: © Monika Nonnenmacher

Text: / handwerksblatt.de