"Aufstiegsstipendium war ein ganz großes Geschenk"
Schon als Auszubildende hat sich für Annika Stoll angedeutet, dass es auch ganz schön sein könnte, als Berufsschullehrerin zu arbeiten. Mit dem Aufstiegsstipendium hat sie ihr Lehramtsstudium finanziert.
Sie ist wie dafür gemacht, an einer berufsbildenden Schule zu unterrichten. Annika Stoll kennt nahezu das komplette Angebot, aber anders als man denkt. Nachdem sie als Jugendliche die allgemeinbildende Schule geschmissen hat, konnte sie im Berufsvorbereitungsjahr den Hauptschulabschluss nachholen, später als Externe die Mittlere Reife. Danach startet die ehemalige Schulverweigerin an der Beruflichen Schule Holz.Farbe.Textil in Hamburg ordentlich durch. "Ich habe bei einem überbetrieblichen Ausbildungsträger die Tischlerlehre begonnen und sie mit 1,0 als erste Landessiegerin abgeschlossen."
Diese herausragenden Leistungen eröffnen der gebürtigen Hessin die Möglichkeit, über das Weiterbildungsstipendium des Bundesbildungsministeriums gefördert zu werden. Sie finanziert damit die berufsbegleitende Qualifizierung zur Gestalterin im Handwerk. Parallel dazu bildet sie sich zur Staatlich geprüften Holztechnikerin an der Fachschule für Holztechnik in Hamburg fort.
Techniker-Abschluss qualifiziert zum Studium
"Schon während der Ausbildung hatte ich die vage Idee, dass es schön sein könnte, als Berufsschullehrerin zu arbeiten", erinnert sich Annika Stoll. Es macht ihr Spaß, anderen Auszubildenden etwas beizubringen. Doch es gibt einen Haken: Für ein Studium fehlt ihr die Hochschulzugangsberechtigung.
Das ändert sich durch den Abschluss zur Staatlich geprüften Holztechnikerin. Ein Informationsschreiben der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung schafft ein weiteres Problem aus der Welt – das der Finanzierung. "Da ich die Voraussetzungen für ein Aufstiegsstipendium erfüllte, habe ich mich sowohl darum als auch um einen Studienplatz für das Lehramtsstudium an beruflichen Schulen an der Universität Hamburg beworben. Glücklicherweise wurde ich bei beiden angenommen."
Die einkommensunabhängige Förderung hilft ihr enorm weiter, zumal sie ab dem zweiten Semester alleinerziehend ist. "Das Aufstiegsstipendium war ein ganz großes Geschenk. Ich musste zwar noch ein bisschen Geld dazuverdienen, weil das Leben in Hamburg teuer ist. Aber ohne die Förderung hätte ich mir das Studium niemals leisten können."
Großes Schülerspektrum, spannender Berufsalltag
Mehr Infos zum StipendiumZurzeit absolviert Annika Stoll ihr Referendariat an alter Wirkungsstätte, der Beruflichen Schule Holz.Farbe.Textil. Ihre Fächer sind Holztechnik und Informatik. Wie groß das Spektrum der berufsbildenden Schule ist, hat sie im vergangenen Semester von der anderen Seite des Pults erlebt. "Ich habe in einer Geflüchtetenklasse, einer Berufsschulklasse für Tischlerinnen und Tischler und in der Fachschule angehende Holztechnikerinnen und Holztechniker unterrichtet."
An ihrem Beruf mag sie, dass sie von den einen Schülerinnen und Schülern mehr fachlich, von anderen stärker pädagogisch gefordert wird. "Ich weiß zwar jeden Tag, wie mein Stundenplan aussieht. Aber es passiert immer wieder etwas Unvorhergesehenes, worauf ich spontan reagieren muss", beschreibt sie ihren abwechslungsreichen Schulalltag. Besonders die schwierigen Fälle fordern sie heraus. Aber damit kennt sich Annika Stoll ja bestens aus.
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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