Auftragsrückgänge: Baugewerbe fordert Sonder-Afa für Wohnungsbau
Für einen echten "Wumms" im Mietwohnungsbau fordert das Baugewerbe eine Sonderabschreibung. Starke Auftragsrückgänge in fast allen Bereichen beunruhigen die Baubranche.
Auftragsrückgänge beunruhigen die Baubranche. 400.000 Wohnungen sollen die Unternehmen jährlich bauen, aber die Aufträge nehmen in nahezu allen Bereichen ab. Das machte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), Reinhard Quast, auf dem diesjährigen Baugewerbetag deutlich.
"Wir haben keine Aufträge für 400.000 Wohnungen in den Büchern, denn sonst hätten wir sie ja gebaut. Wir haben keine Aufträge für wesentlich mehr Brückensanierungen. Um genau zu sein, gibt es zu wenige neue Aufträge für Brückensanierungen. Und wir haben keine Aufträge zur energetischen Sanierung von 1,75 Millionen Wohnungen pro Jahr, die wir eigentlich bräuchten", so Quast. Die Energiekrise und die hohe Inflation und den stark gestiegenen Zinsen führe dazu, dass Bauvorhaben auf die lange Bank geschoben, Projekte storniert und Aufträge zurückgenommen werden.
Auftragsrückgang Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im September 2022 gegenüber August 2022 um 3,6 Prozent gesunken. Im Vergleich zum September 2021 fiel der Auftragseingang sogar um 22,6 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit Februar 2005. Allerdings hatte das Bauhauptgewerbe im September 2021 auch seinen bisherigen Höchststand erreicht.
Das Ziel sind 400.000 neue Wohnungen pro Jahr
Rheinhard Quast ist seit 2018 ZDB-Präsident. Foto: © ZDB/PflugDie Agenda sei eigentlich klar, so Quast: 400.000 Wohnungen soll die Baubranche jährlich bauen. Und nicht nur das. Die Unternehmen sollen den Gebäudebestand in den kommenden 20 Jahren energetisch sanieren - rund 30 bis 35 Millionen Wohnungen.
"Gleichzeitig sollen Windenergie und Wärmenetze ausgebaut werden, damit Deutschland 2045 klimaneutral ist. Die Infrastruktur muss erhalten, die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden", sagte der 65-jährige Unternehmer aus Siegen. Doch entgegen dieser Ziele würden die Aufträge aktuell abnehmen.
Wohnungsbau: Finanzielle Entlastung durch Sonder-Afa gefordert
Um im Wohnungsbau wieder mehr Wohnungen fertigstellen zu können, fordert Quast eine Sonder-Afa: "Investitionen brauchen Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Und dieses Jahr haben wir leider genau das Gegenteil erlebt. Die Förderung wurde abgeschafft, der Standard für die Förderung auf EH 40 verschärft – und damit die Baukosten mal eben so um rund 30.000 Euro für ein normales Einfamilienhaus erhöht. Und weil aus Sicht der Regierung nicht gefördert werden darf, was gefordert wird, gibt es jetzt EH 40 Plus!"
Baukosten für Einfamilienhäuser verteuern sich enorm
Laut Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB haben sich damit die Baukosten für ein Einfamilienhaus um rund 30.000 Euro erhöht. "Zehn Milliarden Euro Euro für Kredite und Tilgungszuschüsse standen Bauherren in den letzten Jahren noch zur Verfügung. Ab 2023 sind nur noch rund eine Milliarde Euro eingeplant."
Im Mietwohnungsbau ist die Sonder-Afa bereits ausgelaufen. Hier ist im Jahressteuergesetz 2022 die Erhöhung der linearen AfA von zwei auf drei Prozent vorgesehen. Sie soll für Bauten, die ab Januar 2024 fertig gestellt werden, gelten. Reinhard Quast zweift daran, dass diese Erhöhung ausreichen wird. "Um einen richtigen Wumms, wie der Bundeskanzler zu sagen pflegt, im Mietwohnungsbau zu bekommen, schlagen wir vor, noch einmal über eine Sonder-AfA nachzudenken."
Faktor Arbeit nicht benachteiligen
Quast, der seit 2018 ZDB-Präsident ist und auf dem Baugewerbetag wiedergewählt wurde, sieht große Aufgaben für die nächste Amtszeit:
- Es gehe darum, wie man zukünftig bauen werde, mit welchen Materialien und mit welchen Techniken.
- Es brauche Rahmenbedingungen, die das Bauen auch weiterhin möglich machen.
- Die Beseitigung der Benachteiligung des Faktors Arbeit sei von großer Bedeutung. Denn, so Quast: "Warum hat derjenige, der arbeiten geht, am Ende immer weniger von dem, was er sich verdient hat? Wer soll sich noch freiwillig morgens um sechs Uhr auf die Baustelle stellen, wenn er ohne Arbeit fast zum gleichen Ergebnis kommt?"
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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