Die Paramentenschränke in der Sakristei der Kirche St. Maria von den Engeln in Brühl. Einer der Schränke war Gegenstand der Abschlussarbeit von Tischlermeister Andreas Wosny an der Akademie des Handwerks in Schloss Raesfeld.

Die Paramentenschränke in der Sakristei der Kirche St. Maria von den Engeln in Brühl. Einer der Schränke war Gegenstand der Abschlussarbeit von Tischlermeister Andreas Wosny an der Akademie des Handwerks in Schloss Raesfeld. (Foto: © Inga Geiser)

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Die Zeugnisse der Geschichte erhalten

Betriebsführung

Denkmalpflege erfordert ganz besondere Kenntnisse und Fähigkeiten. In der Akademie des Handwerks in Schloss Raesfeld kann sie erwerben, wer sich solch faszinierenden Aufgaben widmen möchte.

"Ein Handwerker schafft etwas Neues, ein Denkmalpfleger versucht, Zeugnisse der Geschichte zu erkennen, wertzuschätzen und zu erhalten." So formuliert Andreas Wosny, Tischlermeister seit 2011 und frischgebackener Restaurator im Handwerk, den Kern von dem, was er auf Schloss Raesfeld in den vergangenen zwei Jahren gelernt hat. 

Das klingt fantastisch, weniger handfest als das, was Handwerker im Allgemeinen gewohnt sind. In der Tat, in den ersten Wochen der 18 Monate dauernden Ausbildung zum Restaurator im Tischlerhandwerk in der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld im Münsterland versucht Dipl.-Ing. Eckard Zurheide, zuständig für Denkmalpflege und Handwerkskultur, den jungen Handwerksmeistern erst einmal den Kern der Sache nahezubringen. Ein über Raesfeld hinaus sehr geschätzter Experte, der sein Wissen und seine Erfahrung auch als Beauftragter für Innovation und Technologie für das Fachgebiet Bau- und Restaurierungstechnologien im ZDH-Technologie-Transfer-Netzwerk einbringt.

Alte Techniken neu gelernt

Der Restauratorenkurs auf Schloss Raesfeld bietet selbst für Tischlermeister völliges Neuland. Hier werden alte Techniken neu gelernt. (Foto: © Inga Geiser) Der Restauratorenkurs auf Schloss Raesfeld bietet selbst für Tischlermeister völliges Neuland. Hier werden alte Techniken neu gelernt. (Foto: © Inga Geiser)

"Selbst für Tischlermeister ist das völliges Neuland", erinnert sich Andreas Wosny. "Ich fühlte mich eher wie ein Lehrling als wie ein Meister", lacht er. So habe er viele Techniken erlernt, die in einer modernen Tischlerausbildung – selbst im Meisterkurs – überhaupt nicht mehr vorkommen. Drechseln zum Beispiel oder Intarsientechniken und Furnieren nichtebener Flächen mit Knochenleim.

"In der Nachkriegszeit waren solche Techniken durchaus noch Teil von Handwerkerausbildung und ihrem Tätigkeitsfeld", weiß Zurheide. Doch im Wirtschaftsaufschwung der 50er und 60er Jahre beschleunigte sich die Arbeit enorm, Arbeitszeit wurde teuer im Vergleich zum Material, die zeitaufwendigen traditionellen Techniken verschwanden. Wenn ein Handwerker jedoch den kulturellen Auftrag annehmen möchte, Restaurierungsbedürftiges nicht mit Reparatur zu erneuern, sondern in seiner Tradition zu bewahren, ist es unumgänglich, sich in den früher verwandten Materialien und Techniken auszukennen und sie anwenden zu können.

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Kurs auf Schloss Raesfeld ist gute Grundlage

Die Begeisterung für diese Nische im Handwerksberuf muss mitbringen, wer sich auf Schloss Raesfeld bilden möchte. "Ich hatte die Idee, Restaurator im Tischlerhandwerk zu werden, schon vor dem Besuch der Meisterschule", erinnert sich Wosny. Auch für Dennis Sielenkemper, ebenfalls Absolvent der Weiterbildung, "war es immer schon klar", dass er alte Möbel restaurieren wollte. "In meinem Betrieb gab es solche Aufträge nicht", erzählt er. Da aber Schloss Raesfeld in der Nähe lag, schien ihm sinnvoll, sich dort weiterzubilden. "Der Kurs gibt eine sehr gute Grundlage für die Arbeit als Restaurator im Tischlerhandwerk", urteilt er heute. "Eckard Zurheide unterrichtet sehr überzeugend, die Fachlehrer sind echte Praktiker und stehen mir auch heute mit Rat und Tat zur Seite." In seinem eigenen Betrieb hat Sielenkemper heute, anderthalb Jahre nach dem Abschluss in Raesfeld, die Möbelrestaurierung zu einem seiner Kernbereiche gemacht: "Die Möbelrestaurierung ist ein wichtiges Standbein, seit Beginn an."

Andreas Wosny hat die Abschlussprüfung erst gerade erfolgreich bestanden – und möchte die Denkmalpflege nun als drittes Standbein etablieren, neben seiner Selbstständigkeit mit einer Tischlerwerkstatt seit 2013 und einer Lehrtätigkeit für Tischlerauszubildende mit Lernschwierigkeiten. Sein besonderes Interesse gelte Kirchenmöbeln, schmunzelt Wosny. So hat er sich in seinem Abschlussprojekt der Fortbildung mit dem Sakristeischrank der Kirche St. Maria von den Engeln in Brühl aus der Spätrenaissance auseinandergesetzt. "Das war eine ganz besondere spannende Arbeit", urteilt er. "Ich freue mich auf die Zukunft mit vielen solchen Aufträgen."

Text: / handwerksblatt.de

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