Handwerksunternehmen sind gerade am Wochenende hochattraktive Ziele für Verbrecherbanden.

Handwerksunternehmen sind gerade am Wochenende hochattraktive Ziele für Verbrecherbanden. (Foto: © Ignard Ten Have/123RF.com)

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Einbruchschutz: Für Handwerker unerlässlich

Betriebsführung

Handwerksbetriebe vom kleinen Friseursalon bis zur großen Werkstatt sind hochattraktive Ziele für Verbrecherbanden. Hochwertige Sicherheitstechnik und Einbruchmeldeanlagen verhindern Einbrüche nachweislich. Dafür gibt es oft auch Preisnachlässe von Versicherungen.

In Feuerbach bei Stuttgart betrug der Schaden laut Polizeibericht "mehrere tausend Euro", in Auerbach im Vogtland rund 20.000 Euro. Einbrecher hatten es auf die Maschinen und Werkzeuge von Handwerksbetrieben abgesehen. 

Im ersten Fall schlugen sie zwischen Freitagabend und Samstagmorgen zu, im zweiten an einem Sonntagnachmittag. Die beiden Tatorte glichen sich in zwei typischen Merkmalen. In den Objekten befanden sich wertvolle Gegenstände und teure Gerätschaften. Und: In den Nächten sowie am Wochenende ist niemand zugegen.

Auf Tausende von Unternehmen trifft dies zu. Sie sind hochattraktive Ziele für Verbrecherbanden. In der betrieblichen Einbruchdiebstahlversicherung sei im Vergleich zu den Vorjahren ein ansteigender Trend erkennbar, der zwar noch nicht beunruhigend sei, aber kritisch beobachtet werde, berichtet die Alte Leipziger Versicherung AG.

Betriebsräume werden verwüstet

Ein Einbruch ist nicht einfach nur ärgerlich, sondern aus ihm kann ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden resultieren. Für den Diebstahl von Bargeld, Wertgegenständen, Werkstoffen und Maschinen sowie für Sachschäden tritt die Versicherung ein. "Es kann auch passieren, dass die Täter bei einem Einbruch gar nichts stehlen, sondern die Betriebsräume wie die Vandalen verwüsten", warnt Alte-Leipziger-Vorstand Sven Waldschmidt.

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Zwar ist auch dieses Risiko durch Standard-Policen abgedeckt; sogar einschließlich grober Fahrlässigkeit des Versicherungsnehmers. Allerdings rauben die Abwicklung und die Ersatzbeschaffung ein weiteres wertvolles Gut: Zeit.

Aufträge können womöglich nicht fristgerecht oder schlimmstenfalls gar nicht durchgeführt werden. Kunden sind verärgert, wandern ab. Lassen die Einbrecher auch Computer mit Kundendaten mitgehen, kommt noch ein Datenschutz-Problem hinzu. Dennoch wird das Thema Einbruchschutz weithin vernachlässigt.

Einbruchschutz Tipps zum Thema Einbruchschutz von der Polizei

Fehlendes Risikobewusstsein

Dr. Urban Brauer, Geschäftsführer des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e. V., führt dies neben fehlendem Risikobewusstsein auch auf den Sparkurs der letzten Jahre zurück. "Sicherheitstechnik verhindert Einbrüche nachweislich. Das Risiko, durch einen Alarm entdeckt zu werden, schreckt viele Einbrecher von einer Tat ab", betont der Experte.

Auf diesen Idealfall arbeitet auch der Versicherer hin, indem er objektspezifische Sicherheitsanforderungen definiert. "Diese beginnen mit Mindestsicherungen, die jeder aus einer Hausratversicherung kennt. Mit der Begehrlichkeit des möglichen Diebesguts eines Betriebs und der Höhe der zu versichernden Werte steigen dann die Sicherheitsanforderungen bis hin zu einer Einbruchmeldeanlage", so Sven Waldschmidt.

Auch die baulichen Voraussetzungen spielen eine Rolle. Lagerräume würden zunehmend in Leichtbauweise mit Wandungen aus Trapezblech errichtet, die Außenhaut könne einfach aufgeschnitten werden, weiß Martina Faßbender, Sprecherin der Gothaer.

Schwachstellen mit Einbruchmeldeanlagen kompensieren

Solche Schwachstellen ließen sich durch anderweitige Schutzmaßnahmen kompensieren, etwa einer von der Versicherung akzeptierten Einbruchmeldeanlage. "Allerdings haben viele Unternehmen seit der Finanzkrise nichts mehr für ihre Sicherheitsarchitektur getan. Die Täter sind dagegen immer auf dem Stand der Technik und dadurch im Vorteil", so Urban Brauer.

Effektiven Schutz böten integrierte Systeme, so Brauer:

  • Sensoren schlagen an, wenn Zäune überklettert oder Türen und Fenster aufgebrochen werden.
  • Erschütterungsmelder detektieren sogar Wanddurchbrüche.
  • Bewegungsmelder überwachen die Innenräume.
  • Alle sicherheitsrelevanten Daten laufen in einer Einbruchmeldeanlage zusammen, die bei der Polizei oder einem Wachdienst aufgeschaltet ist und so ein sofortiges Eingreifen ermöglicht.

Einige Versicherer bieten die Möglichkeit von Beitragsreduzierungen oder Prämiennachlässen, wenn über die Anforderungen hinausgehende Sicherungsmaßnahmen ergriffen werden. Fehlende Sicherungen könnten allerdings nicht durch einen Zuschlag kompensiert werden, betont die Gothaer.

Kunden der Alten Leipziger zum Beispiel erhalten einen Prämiennachlass auf ihre Einbruchdiebstahlversicherung, wenn sie freiwillig eine zusätzliche Einbruchmeldeanlage installieren.

Als sicher gilt Alarmtechnik aber nur, wenn sie den geltenden Normen DIN VDE 0833-1 und 0833-3 ab Grad 2 entspricht und von einem qualifizierten Fachbetrieb für Sicherheitstechnik mit entsprechender Ausbildung und Zertifizierung, zum Beispiel vom BHE oder vom VdS, geplant, installiert und gewartet wird.

Verzeichnis von Fachfirmen Ein Verzeichnis findet man unter www.bhe.de/fachfirmen-sicherheitstechnik.

Den Tätern keine Chance!

Mechanische Vorkehrungen dienen als Grundschutz, da sie das Eindringen in ein Gebäude erschweren.

Einbruchhemmende, aufeinander abgestimmte Tür- und Fensterelemente wie Beschläge, Schlösser, Schließzylinder bieten erhöhten Schutz an den Gebäudeöffnungen.

Kellerfenster -und -lichtschächte können beispielsweise mit einbruchhemmenden Gittern oder gesicherten Stahllochblenden gesichert werden.

Einbruchmeldeanlagen, kurz EMA

Idealerweise werden mechanische Sicherungen mit einer Einbruchmeldeanlage kombiniert (EMA). Diese besteht aus einer Einbruchmeldezentrale, in der Regel mehreren Meldern und einer Schalteinrichtung zum Aktivieren und Deaktivieren, dem sogenannten "Scharf- und Unscharfschalten".

Die sogenannte Außenhautüberwachung registriert das unvorhergesehene Öffnen von Toren, Türen und Fenstern, die "Innenraumüberwachung" Personenbewegungen im Gebäude, insbesondere durch Infrarot-Bewegungsmelder. Durch Perimetersicherheitssysteme werden Eindringlinge bereits an der Grundstücksgrenze beim Überklettern oder Durchbrechen von Zäunen und Betreten des Areals entdeckt.

Urteil zur BaustellensicherungWer seine Baustelle nicht genügend sichert, muss dafür haften, wenn Diebe das Baumaterial mitnehmen. Mehr zu dem Urteil lesen Sie hier

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Text: / handwerksblatt.de

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