Die Coronazeit haben viele Handwerksbetriebe für Digitalisierungsprojekte genutzt.

Die Coronazeit haben viele Handwerksbetriebe für Digitalisierungsprojekte genutzt. (Foto: © kuzma/123RF.com)

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Handwerksbetriebe werden immer digitaler

Drohnen, Cloud-Computing, smarte Software und Social Media: Das Handwerk hat während Corona stark in die Digitalisierung investiert. Schon zwei Drittel aller Betriebe nutzen digitale Technologien und Anwendungen. Doch es gibt noch viele Baustellen.

Corona hat einen Digitalisierungs-Schub im Handwerk ausgelöst. 68 Prozent aller Handwerksbetriebe in Deutschland nutzen inzwischen digitale Technologien und Anwendungen. Vor zwei Jahren waren es mit 53 Prozent noch deutlich weniger, 2017 waren es nur 45 Prozent. Das zeigt eine repräsentative Befragung, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) durchgeführt wurde. Es war nach 2017 und 2020 die dritte gemeinsame Befragung zur Digitalisierung im Handwerk.

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Mehr als jeder zweite der befragten Handwerkerinnen und Handwerker quer durch alle Gewerke ist inzwischen überzeugt, dass die Digitalisierung die Existenz des Betriebes sichert

Schon 45 Prozent der Betriebe nutzen Cloud Computing. Jeder siebte Handwerker (15 Prozent) hat Trackingsysteme im Einsatz, mit denen sich Maschinen und Betriebsmittel nachverfolgen lassen.

Ebenso viele (14 Prozent) verwenden vorausschauende Wartung, bei der mit Sensoren und Datenanalyse drohende Ausfälle von Anlagen frühzeitig erkannt werden.

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Elf Prozent haben smarte Software im Einsatz, die zum Beispiel Arbeitszeiten automatisch nach Projektstatus einteilt.

3D-Technologie ist bei jedem zehnten Handwerksunternehmen vorhanden und Drohnen nutzen acht Prozent der Betriebe. Diese sind insbesondere für das Bauhauptgewerbe (etwa bei Dachdeckern) interessant.

Sieben Prozent vernetzen Geräte oder Anlagen über das Internet der Dinge, das so genannte Internet of Things (IoT).

Roboter (sechs Prozent), Virtual oder Augmented Reality (drei Prozent) sind (noch) kaum verbreitet. Künstliche Intelligenz spielt im Handwerk derzeit noch so gut wie keine Rolle (ein Prozent).

"Die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass der Einsatz in den vergangenen zwei Jahren enorm gestiegen ist", sagte ZDH-Geschäftsführer Karl-Sebastian Schulte bei der Präsentation der Studie. Er wies darauf hin, dass Betriebe unter anderem über das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk  bei allen Fragen zur Digitalisierung beraten und unterstützt werden.

Das Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk habe in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass sich Handwerksbetriebe mit dem Thema auseinandersetzen. "Es unterstützt besonders kleine Handwerksbetriebe bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen", so Schulte.

Digitale Tools können die Betriebe effektiv unterstützen

Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp betonte, dass "digitale Tools  und Anwendungen auch in Zeiten voller Auftragsbücher kleine wie große Unternehmen effektiv unterstützen und sie für die Zukunft stark machen können".

Insgesamt schätzen die Handwerksbetriebe den Stand ihrer Digitalisierung mit der Schulnote "befriedigend" (3,1) ein. "Dieser Wert ist sehr nah an dem der Gesamtbevölkerung. Es wäre aber gut, wenn die Unternehmen da besser unterwegs wären", so Veltkamp. Die Nutzung digitaler Technologien und Anwendungen zahle sich dabei direkt auf die tägliche Arbeit der Handwerksbetriebe aus. 

Das sind die Vorteile aus Sicht der Betriebe 

  • 83 Prozent sehen als größten Vorteil Zeitersparnis,
  • 78 Prozent eine optimierte Lagerung und Logistik und
  • 73 Prozent eine flexiblere Arbeitsorganisation.
  • Eine höhere Sichtbarkeit bei der Kundschaft (71 Prozent) sowie
  • körperliche Entlastung (60 Prozent) spielen ebenfalls eine große Rolle.

Vier von zehn Handwerksbetrieben nutzen Social Media

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Einen starken Schub hat es bei der Nutzung digitaler Plattformen gegeben. Vier von zehn Handwerksbetrieben sind in sozialen Medien aktiv (2020: 30 Prozent). Kleine Betriebe mit weniger als fünf Mitarbeitenden nutzen Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. allerdings deutlich weniger (29 Prozent) als größere Betriebe ab fünf Mitarbeitenden (57 Prozent).

Mehr als ein Viertel (27 Prozent) hat einen Eintrag auf einer Bewertungsplattform wie Yelp (2020: 23 Prozent) und 22 Prozent nutzen Online-Plattformen für Aufträge und Termine wie MyHammer oder Treatwell (2020: 14 Prozent).

"Plattformen und insbesondere soziale Medien gehören für viele Menschen in Deutschland zum Leben dazu. Sie machen es potenziellen Kundinnen und Kunden besonders einfach, sich zu informieren oder Termine zu buchen. Um ihre Zielgruppe anzusprechen, sollten Handwerksunternehmen prüfen, auf welchen digitalen Plattformen es sich für sie lohnt, aktiv sein", so Niklas Veltkamp.

Eine eigene Website ist inzwischen selbstverständlich

Fast alle Handwerkerinnen und Handwerker (97 Prozent) verfügen heute über eine eigene Website, 76 Prozent haben einen Eintrag in Online-Verzeichnissen wie gelbeseiten.de, und 23 Prozent schalten Werbeanzeigen im Netz. Ebenfalls mehr als jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) setzt auf Marketing via E-Mail oder Newsletter.

Onlinekommunikation gewinnt an Bedeutung

Digitale Tools und Lösungen für die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden, Mitarbeitenden oder Geschäftspartnern sind in der Pandemie deutlich wichtiger geworden. Sei es für Aufträge, Terminabsprachen oder den fachlichen Austausch. 

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In der internen wie externen Kommunikation ist die Nutzung von Videokonferenzen etwa über Zoom, Skype oder GoToMeeting im Vergleich zu 2020 im Handwerk am stärksten gewachsen: intern von fünf Prozent auf 29 Prozent und von elf Prozent auf 42 Prozent bei der externen Kommunikation.

Jeder fünfte Handwerksbetrieb (20 Prozent) setzt intern bereits auf Kollaborationstools wie MS Teams oder Slack, 18 Prozent kommunizieren auch extern darüber.

Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal oder Telegram werden heute von den meisten Handwerkerinnen und Handwerkern für die interne Kommunikation genutzt (91 Prozent). 63 Prozent tauschen sich auch extern beruflich darüber aus.

Kunden werden durch die digitalen Tools anspruchsvoller

Die digitalen Tools haben auch die Beziehungen zu den Kundinnen und Kunden verändert. Nicht immer zum Positiven, wie ZDH und Bitkom berichten. Kundinnen und Kunden erwarten durch die Digitalisierung eine schnelle Rückmeldung.

82 Prozent erleben, dass die Kundschaft eine schnelle Lieferung erwartet und 81 Prozent, dass zugleich individuellere Angebote gewünscht sind. Drei Viertel der Handwerksbetriebe stellen auch fest: Kundinnen und Kunden erwarten ständige Erreichbarkeit 24/7 auf allen Kanälen.

Um auf diese Kundenbedürfnisse und Entwicklungen entsprechend zu reagieren, bietet die Digitalisierung aber auch Lösungen. "Ein Grund mehr, sich aktiv mit dem Thema und dessen Einsatzmöglichkeiten im eigenen Betrieb auseinander zu setzen", meint Schulte.

Drei Viertel sehen Digitalisierung als Chance

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Insgesamt zeigt sich die überwiegende Mehrheit der Handwerksbetriebe der Digitalisierung gegenüber aufgeschlossen (83 Prozent). 77 Prozent sehen in ihr eine konkrete Chance für den eigenen Betrieb, acht Prozent halten die Digitalisierung jedoch auch für ein Risiko. Immerhin noch 14 Prozent der Handwerksbetriebe sagen, dass die Digitalisierung hat keinen Einfluss auf den Betrieb hat.

Doch wie ist der Stand der Digitalisierung, wie schätzen sich die Betriebe selbst ein? Am besten schätzen sich größere Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten ein, die sich im Schnitt mit 2,7 beurteilen. Sehr kleine Betriebe mit bis zu vier Beschäftigen geben sich eine 3,2 als Digitalisierungs-Note.

Nur jeder fünfte Handwerksbetrieb sagt, die Digitalisierung habe Einfluss auf das eigene Geschäftsmodell. 30 Prozent bieten aufgrund der Digitalisierung mittlerweile neue Produkte und Dienstleistungen an.

Große Hürde: Investitionskosten und IT-Sicherheit

Die größten Hürden beim Einsatz neuer Technologien sind nach Ansicht der Betriebe

  • hohe Investitionskosten (71 Prozent),
  • die Sorge um IT-Sicherheit (65 Prozent),
  • hohe Anforderungen an den Datenschutz (62 Prozent),
  • eine unzureichende Internetversorgung (61 Prozent),
  • die Sorge um den Verlust von Datenhoheit (59 Prozent).

67 Prozent betonten, das Thema IT-Sicherheit habe in ihrem Betrieb einen großen Stellenwert. 15 Prozent sorgen sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vor Hackerangriffen auf ihren Betrieb.

"Die Cyberkriminalität steigt seit Jahren. Daher sollten auch Handwerksbetriebe die eigenen Sicherheitsvorkehrungen überprüfen und wo nötig nachbessern", betont Veltkamp. Schulte ergänzt, dass der Routenplaner für Cybersicherheit im Handwerk Unterstützung bietet. 

Förderprogramme noch ausbaufähig

Jeder dritte Handwerksbetrieb hat jedoch konkrete Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen. 81 Prozent halten viele digitale Anwendungen auf dem Markt für überdimensioniert für den eigenen Betrieb, die Hälfte kann sich viele Anwendungen nicht leisten.

Die vorhandenen Förderprogramme von Bund und Ländern schneiden in der Befragung eher schlecht ab: 97 Prozent halten die Anträge oft für zu bürokratisch und 88 Prozent meinen, diese gehen am Bedarf der Betriebe vorbei. Bei lediglich 26 Prozent sind Förderprogramme ein wesentlicher Bestandteil für die Digitalisierung.

ZDH-Geschäftsführer Karl-Sebastian Schulte: "Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass Digitalisierungsvorhaben weiterhin von der Politik unterstützt werden." Es gebe gute Ansätze, beispielsweise die Förderprogramme "go digital" und "digital jetzt", die professionelle Beratungen, Mitarbeiterschulungen und die Implementierung von digitalen Technologien bezuschussen. Viele Programme würden allerdings an der Praxis vorbeigehen. 

"Wer digitalisieren will, der muss jetzt loslegen"

Schulte verwies darauf, dass Digitalisierung auch bei der Energieffizienz und Ressourceneffienz im Betrieb hilft, dass sie auch ein Teil der Fachkräftesicherung ist und dass es mehr digitale Berufsbildungsformate geben müsse. "Unser Wunsch an die Politik ist deshalb: Think small first. Also bei neuen Programmen auch an die kleinen Betriebe denken."

Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp betonte, dass es vor allem auch auf die Handwerks-Unternehmen selbst an komme: "Wer digitalisieren will, muss loslegen. Jetzt gilt es, den Digitalisierungs-Boost durch die Corona-Pandemie fortzuführen und zu verstetigen. Unternehmen, die digital aufgestellt sind, sind nicht nur wettbewerbsfähiger, sie kommen auch besser durch die Krise."

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Text: / handwerksblatt.de

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