Neben der Schreinerwerkstatt gibt es auch noch eine Metallwerkstatt mit eigenem Ofen.

Neben der Schreinerwerkstatt gibt es auch noch eine Metallwerkstatt mit eigenem Ofen. (Foto: © Thomas Riedel)

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Maschinendorf Düsseldorf - Coworking-Space für Handwerker

Betriebsführung

Wer in Düsseldorf Flingern die Hallen der ehemaligen Schreinerei Kunze betritt, könnte sich über die Vielfalt der Werkzeuge und Werkbänke wundern, die hier stehen. Kaum durch das Schiebetor gegangen, steht der Besucher bereits in der Fahrradwerkstatt. Zur Linken reckt die Siebdruckmaschine ihre Siebe empor, ein Stück weiter drehen sich die Töpferscheiben und trocknen die Werkstücke in hohen Regalen. Zur Rechten geht’s ins Holz: Dutzende Werkbänke warten auf die Schreiner. Im Hintergrund die großen Maschinen, die in einer Schreinerei nicht fehlen dürfen.

Innovativer Coworkingspace für Handwerker eröffnet

Foto: © Thomas RiedelFoto: © Thomas Riedel

Und das ist nur ein Teil der ersten Etage, des insgesamt drei Etagen und 2.500 Quadratmeter umfassenden Angebots. Glas, Stahlteile und Holz lagern hier noch in riesigen Mengen. Ein auf zehn Tonnen ausgelegter Lastenauszug, in dem hin und wieder kleine Konzerte stattfinden, bringt die Handwerker und ihr Arbeitsmaterial direkt ins Lager, oder in die Metallwerkstatt mit eigenem Ofen. Hier im Maschinendorf arbeiten täglich Handwerker wie Thomas Kirchner, die Auszubildende Teresa Bosmans oder der Schreinermeister Jan Konrad.

Das Maschinendorf ist mehr als eine Ansammlung von Werkstätten, es ist ein Coworkingspace speziell für Handwerker. "Alle zwei Monate kommt etwas Neues hinzu", erklärt Markus Lezaun. Er hatte die Idee vom Maschinendorf. Lezaun gehört zu einer Düsseldorfer Gemeinschaft, die schon früh die Vorteile von Coworking erkannt habt und vor über 15 Jahren einen der ersten Spaces in Deutschland gründete. Zuletzt betrieb er das Super7000 in Düsseldorf, das zwar Dank der Hilfen die Corona-Zeit überlebte, sich dann aber einer dramatisch gestiegenen Wettbewerbssituation gegenübersah. Da fragte er sich: Könnte Coworking auch für Handwerker funktionieren?

Ein zentraler Ort ist die Lösung


Auf insgesamt drei Etagen 
und 2.500 Quadratmeter verteilt sich das Angebot im Maschinenwerk. Foto: © Thomas RiedelAuf insgesamt drei Etagen 
und 2.500 Quadratmeter verteilt sich das Angebot im Maschinenwerk. Foto: © Thomas Riedel

Das Maschinendorf adressiert aktuelle Probleme des Handwerks, erklärt Lezaun. Handwerker finden in der Innenstadt keine Flächen. Und lange Anfahrtswege belasten das Gewerbe, wenn die Werkstätten am Stadtrand liegen. Zudem sorgen sich Handwerker darüber, wie sie überhaupt zu den Kunden kommen, wenn Innenstädte zukünftig autofrei sein sollen. Ein zentraler Ort, der zudem alles hat, was man braucht, ist hier die Lösung.

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Dabei sorgten die Ideen moderner Arbeit zunächst für Angst und Schrecken. Das Konzept Clean Desk sorgte regelrecht für Protest! Es besagt, dass nach getaner Arbeit der Schreibtisch, hier die Werkbank, sauber verlassen werden muss. Schließlich möchte am nächsten Morgen vielleicht jemand anderes dort arbeiten. Wird ein Werkstück allerdings verklebt, dann braucht es eben seine Trockenzeit. Daraus hat das Team vom Maschinendorf gelernt: Es gibt jetzt Abstellflächen, auf denen Werkstücke zwischengelagert werden können.

Maschinendorf: Kreative Freiräume für Handwerker

Thomas Kirchner Foto: © Thomas RiedelThomas Kirchner Foto: © Thomas Riedel

Für Thomas Kirchner, Möbeldesigner und Maschinenbauingenieur, ist das Maschinendorf perfekt, da er für seine Möbeldesigns oft Metallgestelle benötigt. Eine eigene, voll ausgestattete Metallwerkstatt wäre für ihn zu groß und zu teuer. Hier findet er die notwendigen Maschinen wie Schweißgeräte, Winkelschleifer und Blechbearbeitungsmaschinen. Kirchner schätzt die Möglichkeit, den Ort aktiv mitzugestalten, den Austausch und das Netzwerk mit anderen Handwerkern und Zulieferern. Für ihn der ideale Ort.

Theresa Bonsmans Foto: © Thomas RiedelTheresa Bonsmans Foto: © Thomas Riedel

So sieht es auch Theresa Bosmans. Nach ihrem Medientechnikstudium begann sie eine Lehre als Tischlerin. Sie findet im Maschinendorf die Freiheit, ihr eigenes Ding zu machen, ohne ständige Aufsicht im Lehrbetrieb. Und hier lernt sie auch Techniken, die ihr während ihrer klassischen Ausbildung nicht beigebracht werden können: Im Gespräch mit Experten anderer Gewerke lernt sie, Holz mit anderen Materialien wie Keramik und Metall zu verbinden. Als Mitglied der GarageLab e.V., einem FabLab mit über 500 Mitgliedern, das auch Teil des Maschinendorfs ist, hat sie von 8 Uhr bis 22.30 Uhr Zugriff auf den vielfältigen Maschinenpark.

Jan Konrad Foto: © Thomas RiedelJan Konrad Foto: © Thomas Riedel

Jan Konrad ist die gute Seele und neben Lezaun ständiger Ansprechpartner des Maschinendorfs. Aufgrund mangelnder Nachfolge gab er seine seit 40 Jahren betriebene Schreinerei auf und brachte sie in die gGmbH des Maschinendorfs ein. Als Schreinermeister beurteilt er die Ausstattung des Maschinendorfs als sehr gut. "Das Maschinendorf hat alles, was man so braucht, alle Maschinen, aber auch Abluft, Reinigung, Anlieferung, Ablieferung. Ähnlich oder sogar besser als in meiner eigenen Werkstatt."

Profis und Hobbyisten im "Schichtwechsel"


Markus Lezaun Foto: © Thomas RiedelMarkus Lezaun Foto: © Thomas Riedel

Neben dem Clean-Desk-Konzept ist die Sharing Economy ein anderes Prinzip, das Markus Lezaun und sein Team auf das Handwerk übertragen haben. Auch wenn es Offene Werkstätten schon seit über 40 Jahren gibt, haben sie es hier auf die Spitze getrieben. Für Maschinen gibt es ein Buchungssystem, und der Space profitiert von der geteilten Nutzung: Tagsüber arbeiten die Profi-Handwerker, am Abend kommen die Hobbyisten. In einem U-Boot nenne man das "warme Koje", erklärt Lezaun. Damit immer alles funktioniert und sicher ist, gibt es Wartungshandbücher und Schulungen, wie die mittlerweile über 250 Schlüsselträger den Maschinenpark zum Beispiel nachts sichern und abschließen.

Wie wichtig solche Projekte wie das Maschinendorf sind, weiß Tom Hansing zu berichten. Der Beisitzer des Vorstandes des Verbunds Offener Werkstätten weiß um die Besonderheit des Maschinendorfs. Gerade nicht-kommerzielle Projekte hätten es in Innenstädten schwer, da diese sich mehr und mehr kommerzialisierten. Im Bundesgebiet gebe es kaum eine Handvoll Projekte auf dem Niveau des Maschinendorfes. Dazu zählt er noch das Habitat in Augsburg, die WerkBox3 in München oder die WerkStadt in Lüneburg. "Diese Mischprojekte sind nicht nur gut für das Handwerk, sondern auch wichtige dritte Orte in der Bildungslandschaft, um Future Skills zu vermitteln", so Hansing.

Laut einer ­Statistik des Bundesverbands Coworking Spaces e.V. gab es im Jahr 2024 über 1.800 Coworking­spaces in Deutschland. Seit gut einem Jahr gibt es das Maschinendorf nun schon. Ende Sommer, so hofft Lezaun, erreichen sie Break-Even. Aktuell sieht es so aus, als würden sie das schaffen.
maschinendorf.de

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Text: / handwerksblatt.de

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