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Materialkrise: Bauverbände im Dialog mit Minister Altmaier

Ruinöse Materialpreise und dramatische Lieferengpässe: Bauverbände im Dialog mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. Dieser hat das Thema zur Chefsache erklärt und Gespräche auf EU-Ebene angekündigt.

Gegenüber September 2020 verzeichnet die Branche nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Preiszuwächse bei Holz um etwa 15 bis 20 Prozent, bei Dieselkraftstoff um 20 Prozent, bei Mineralölerzeugnissen um 15 Prozent und bei Betonstahl um fast 30 Prozent.

"Zu dem massiven Anstieg der Preise kommen Lieferengpässe hinzu, die vor allem Holz, Kunststoffe und Stahl betreffen, alles Produkte, die für die Bauwirtschaft von größter Bedeutung sind", meldet der Zentralverband des Baugewerbes (ZDB). 

Holzkrise und Materialknappheit Mehr zur Krise auf dem Holzmarkt

Vertreter des Bauhandwerks und der Holzwirtschaft sprachen am 19. Mai mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sowie Vertretern des Landwirtschafts- und Bauministeriums per Videokonferenz über die Situation. Viele Vorschläge kamen dabei auf den Tisch, um Lösungen für die aktuelle Materialknappheit und den Preisanstieg bei Holzprodukten und weiteren wichtigen Baumaterialien zu finden.

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Darum ging es

  • Die Verlängerung des Kurzarbeitergeld bis Ende 2021,
  • Stoffpreisgleitklauseln auch für öffentliche Aufträge,
  • das Aussetzen von Konventionalstrafen sowie
  • die Stärkung der heimischen Holz- und Sägeindustrie.

Die Verbände hatten sich bereits Ende April an den Minister gewandt und auf die dramatische Situation hingewiesen; vor allem auch die Bedeutung des Bauhandwerks für das Erreichen der Klimaziele verdeutlicht.

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer begrüßte, dass der Bundeswirtschaftsminister die akuten Preis- und Beschaffungsprobleme bei zahlreichen für Handwerksbetriebe relevanten Rohstoffen und Vorprodukten zur Chefsache erklärt hat.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/SchueringHandwerkspräsident Hans Peter Wollseifer Foto: © ZDH/Schuering

"Die Politik ist aufgefordert, alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente so rasch es geht einzusetzen, um den Verwerfungen auf dem Markt für Baumaterialien entgegenzuwirken und diese in den Griff zu bekommen. Gerade in der gegenwärtig äußerst fragilen konjunkturellen Phase, in der alle wirtschaftlichen Kräfte für eine Wiederbelebung und den Neustart gebraucht werden, müssen derart zusätzlich belastende Faktoren aus dem Weg geräumt werden."

Kein Exportstopp für Holz zu erwarten

In der mehr als zweistündigen Sitzung konnten die Verbände ihre Forderungen an den Wirtschaftsminister richten. Einem Exportstopp für Holz erteilte dieser allerdings eine klare Absage, berichtet der Zentralverband des Dachdeckerhandwerks (ZVDH).

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Materialknappheit und explodierende Preise

Altmaier zeigte sich aber laut der Verbände nicht abgeneigt, sich für eine Kurzarbeitergeldregelung bis Ende 2021 einzusetzen und sah ebenfalls Handlungsbedarf beim Verzicht auf Konventionalstrafen bei lieferbedingten Bauzeitverzögerungen.

Offen war er ebenfalls - in Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium - für eine temporäre Aussetzung des Holzeinschlagsverbots nach dem Forstschäden-Ausgleichsgesetz.

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ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk Foto: © ZVDHZVDH-Präsident Dirk Bollwerk Foto: © ZVDH

Angesprochen wurde laut dem Dachdeckerverband auch die Rolle der Sägeindustrie. Eine Ursache der Holzknappheit ist auch die hohe Auslastung der Sägewerke. Um weitere Engpässe zu vermeiden, sei hier eine Stärkung der regionalen und kleinbetrieblichen Strukturen dringend notwendig.

Mittelfristig sollten nach Ansicht der Verbandsvertreter Anreize für eine regionale Vermarktung von Holzprodukten geschaffen werden. So sei eine CO2-Bepreisung langer Transportwege vorstellbar oder Anreizprämien für einen Holzvertrieb innerhalb der EU.

ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk zeigte sich erfreut, dass die Anregungen beim Wirtschaftsminister auf fruchtbaren Boden gefallen sind: "Der Bundeswirtschaftsminister hat erkannt, dass es hier nicht nur um Befindlichkeiten einzelner Gewerke oder Branchen geht, sondern dass die Klimawende und die Sicherung von neuem Wohnraum eng an eine funktionierende Bauwirtschaft gekoppelt sind."

Altmeier hat den Verbänden zugesagt, die Lösungsansätze als Grundlagenpapier nach Pfingsten im Bundeskabinett zu beraten und die Themen mit in den EU-Wirtschaftsrat zu nehmen. Bollwerk: "Wichtig ist es, im Dialog zu bleiben und gemeinsam Wege aus dieser Krise zu finden. Gute Ansätze sind daher auch die ersten Runden Tische, die auf regionaler Ebene bereits stattgefunden haben."  

In Nordrhein-Westfalen organisieren die Handwerksverbände im Juni einen Materialgipfel mit Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Statement vom Zentralverband des Baugewerbes

 

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Text: / handwerksblatt.de

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