Beim sächsischen Modell der "Dualen Berufsausbildung mit Abitur" wird eine gewerblich-technische Lehre mit IHK-Abschluss mit der allgemeinen Hochschulreife kombiniert; Foto: © Cathy Yeulet/123RF.com

Beim sächsischen Modell der "Dualen Berufsausbildung mit Abitur" wird eine gewerblich-technische Lehre mit IHK-Abschluss mit der allgemeinen Hochschulreife kombiniert; Foto: © Cathy Yeulet/123RF.com

Vorlesen:

Sachsen erprobt Ausbildung plus Abitur

In Leipzig, Dresden und Bautzen wurde die "Duale Berufsausbildung mit Abitur" erprobt. Das Modell kommt bei den Betrieben gut an. Wenn möglich, soll es flächendeckend für alle Berufe gelten.

Leistungsstarken Oberschülern unterbreitet die sächsische Wirtschaft gemeinsam mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus ein attraktives Angebot. Innerhalb von vier Jahren können diese Schülerinnen und Schüler einen IHK-Berufsabschluss und gleichzeitig die allgemeine Hochschulreife erwerben. Seit 2011 läuft dieser Bildungsgang im Freistaat Sachsen als Schulversuch und Pilotprojekt unter der Bezeichnung "Duale Berufsausbildung mit Abitur" (DuBAS) in Leipzig und Dresden. Zwei Jahre später ist Bautzen dazugekommen. "Bei uns in Leipzig wird in den dreieinhalbjährigen Berufen Industrie-, Werkzeug- und Zerspanungsmechaniker ausgebildet", erklärt Kerstin König von der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig. Die praktische Ausbildung übernehmen die Unternehmen, mit denen die Jugendlichen einen Ausbildungsvertrag abschließen. Den schulischen Part deckt komplett die Karl-Heine-Schule – Berufliches Schulzentrum der Stadt Leipzig – ab.

DuBAS beginnt mit dem regulären Beginn des Schuljahres. Die ersten sechs Monate lernen die Jugendlichen ausschließlich im beruflichen Gymnasium und büffeln den Unterrichtsstoff der Abiturfächer. Ab März kommt dann die Berufsausbildung hinzu. "Dann sind die Auszubildenden blockweise in der beruflichen Schule oder im Betrieb", erklärt Kerstin König. Alle DuBAS-Schüler eines Ausbildungsjahres sitzen zusammen in einer Klasse. Das Abitur wird am Ende der Ausbildung nach den Richtlinien der KMK und, wie im Freistaat Sachsen festgelegt, zentral abgelegt. Auch für die Kammerprüfungen gibt es keine Sonderregelungen.

Erfolgreicher erster Durchgang

Vorigen Sommer haben die ersten Jugendlichen die duale Berufsausbildung mit Abitur beendet. "In Leipzig und Dresden waren 17 von 19 Auszubildenden im ersten Anlauf erfolgreich." Die Noten der Facharbeiterprüfung lagen zwischen eins und drei. Die Ergebnisse im Abitur waren ähnlich. Nicht jeder der Jugendlichen ist jedoch mit der Doppelbelastung zu Recht gekommen. "Zur Mitte der Ausbildung waren einige Auszubildende erschöpft", beruft sich Kerstin König auf eine Befragung der Technischen Universität Dresden. Die jungen Leute wünschen sich, den vollzeitschulischen Teil vor der Ausbildung von sechs auf zwölf Monate auszudehnen. "Ob das möglich ist, müssen das Sächsische Staatsministerium für Kultus und die Leiter der berufsbildenden Schulen klären."

Insgesamt fällt die Resonanz überwiegend positiv aus. "Mit dem Modell DuBAS haben wir bei den Betrieben offene Türen eingerannt. Die Kombination von Ausbildung und Hochschulzugang ist in den neuen Ländern ja bekannt", verweist König auf die lange DDR-Tradition. Zu beanstanden hatten einige Unternehmen laut einer Befragung aber, dass die Jugendlichen nach ihrer Ausbildung direkt an die Unis abgewandert sind. Deshalb bevorzugen sie eher das Modell Berufsausbildung mit Fachhochschulreife, das seit 1996 für vier Berufe der Bauwirtschaft (DOBA) und den Kfz-Mechatroniker (DOKRA) angeboten wurde beziehungsweise angeboten wird. "Zum einen verlängert sich bei dieser Variante die Ausbildungszeit nicht, vor allem aber ist es beim fachgebundenen Hochschulstudium wahrscheinlicher, dass die Jugendlichen in der Branche bleiben."

Das könnte Sie auch interessieren:

Oberschulen in Sachsen gestärkt

In Sachsen wechseln momentan 46 Prozent der Kinder nach der Grundschule ans Gymnasium. Viele davon auf Druck ihrer Eltern. Von Schulleitern hat Kerstin König gehört, dass fast jedes dritte Kind auf einer anderen Schulform besser aufgehoben wäre. DuBAS und DOBA machen ein Umdenken möglich. "Eltern könnten ihre Kinder nun mit gutem Gewissen zur Oberschule schicken und mit dem Realschulabschluss eine duale Ausbildung mit Abitur oder Fachhochschulreife absolvieren", skizziert die IHK-Bildungsexpertin. Ein wichtiger Nebeneffekt: Durch die Doppelqualifikationen werden die Oberschulen gestärkt.

Zurzeit wird das sächsische Schulgesetz novelliert. Kerstin König ist zuversichtlich. "Alle sächsischen Kammern und der Landesausschuss für berufliche Bildung setzen sich dafür ein, dass DuBAS und DOBA flächendeckend für alle Berufe zur Regelausbildung werden."   

Bernd Lorenz; Foto: © Cathy Yeulet/123RF.com

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: