Sauberer Abgang
In der Bestatterbranche tut sich einiges in Sachen Nachhaltigkeit – und nimmt mancherorts schon bizarre Züge an.
Die gute Nachricht für Klimabewusste: Der Bundesverband Deutscher Bestatter beteuert, dass Erd- und Feuerbestattungen, wie sie in Deutschland üblich seien, den gesetzlichen Vorschriften zum Umweltschutz entsprächen. Auch beim Bestatter ihres Vertrauens können Kunden auf Nachfrage vermutlich umweltfreundliche und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellte Produkte erhalten. Särge aus biologisch abbaubaren Kunststoffen, Pappe, Weiden- oder Pilzgeflechten etwa.
Wem das zu weit geht, der kann immerhin auf einen Sarg, der aus Hölzern von Bäumen aus der Region stammt, möglichst aus nachhaltiger Forstwirtschaft, bestehen. Nachhaltige Produkte verzichten auf lösemittelhaltigen Leim, Lacke, Metall oder Kunststoff. Die Sargauskleidung besteht aus Leinen oder Baumwolle. Auch Urnen gibt es umweltfreundlich aus Pappe, FSC-zertifiziertem Holz, Keramik, Glas, Bambus oder Kartoffelstärke. Selbst Modelle aus Filz sind zu haben. Wer Inspiration braucht: Auf der Website "Alternativer Abschied" finden Besucher einen ganzen Katalog zertifizierter umweltfreundlicher Produkte.
Kremieren oder bestatten?
Immer mehr gerät auch die Bestattungsart unter die Lupe von Umweltbewussten. Zwar sind die Emissionen, die bei einer Feuerbestattung anfallen, eher gering – deutsche Krematorien erfüllen die Vorgaben der Bundesemissionsschutzverordnung – allerdings ist für die Kremation viel Energie notwendig. Zudem müssen die giftigen Rückstände, die von den Filtern aufgenommen werden und aus Dioxinen, Quecksilber, Antibiotika und Zytostatika bestehen, in einem Salzstock sicher endgelagert werden. Auch bei der Erdbestattung können Medikamentenrückstände ins Erdreich oder sogar Grundwasser gelangen, bleiben künstliche Hüftgelenke, Herzschrittmacher, Zahnprothesen oder OP-Schrauben zurück, die nach Ablauf der Ruhezeit aus dem Grab entfernt und entsorgt werden müssen.
In anderen Ländern sieht man sich deshalb bereits nach Alternativen um. Schweden bietet die Promession. Bei diesem Verfahren wird der Leichnam mit minus 196 Grad kaltem, flüssigem Stickstoff besprüht, wobei er kristallisiert. Leichte Vibrationen lassen ihn zu Granulat zerfallen. Das wird gefriergetrocknet, Metalle werden herausgefiltert und die Überreste in ein organisch abbaubares Behältnis gefüllt und unter die Erde gebracht, wo sich alles innerhalb eines Jahres in Humus verwandelt.
Pulverisiert oder zum Diamanten gepresst
In den USA können umweltbewusste Verbraucher eine Resomation wählen. Hierbei wird der Leichnam in einer starken Lauge zersetzt, bis nur noch Knochen übrig bleiben. Die werden pulverisiert und können wie Asche beigesetzt werden. Anders als bei der Kremierung wird hierbei gar kein CO₂ freigesetzt, und es ist weit weniger Energie nötig. Doch wie mit der Lauge umgehen? Ein pietätvoller Abschied sieht anders aus. Wohl auch deshalb kommen diese Verfahren in Deutschland bislang nicht zur Anwendung. Ebenso wie andere nachhaltig anmutende Angebote. So können sich Angehörige in der Schweiz aus einem Teil der Asche des Verstorbenen einen Diamanten pressen lassen, eine englische Firma steckt Aschepartikel in Vinylplatten – vielleicht mit der Lieblingsmusik?
Wer hierzulande an Nachhaltigkeit denkt, hat vielleicht doch eher den Umweltaspekt im Blick und nicht die endlosen Drehungen seiner Liebsten auf dem Plattenteller. Auch da tut sich einiges: Unter dem Motto "natürlich begraben" hat sich eine Gruppe von Familienunternehmen aus der Bestattungsbranche zusammengeschlossen, um Kunden sogenannte "Bio-Bestattungen" anzubieten. Zum Verein "Handwerk mit Verantwortung", der sich sowohl für ökologische als auch soziale Nachhaltigkeit mit fairen Arbeitsbedingungen stark macht, gehört mit dem Berliner Unternehmen Lebensnah-Bestattungen nicht nur ein Bestatter, sondern gleich eine lange Liste Steinbildhauer. Das bundesweit tätige Unternehmen November schließlich rühmt sich seit kurzem, der erste klimaneutrale Bestatter Deutschlands zu sein. Es kompensiert eigenen Angaben zufolge sämtliche CO₂-Emissionen mit Hilfe einer gemeinnützigen Klimaschutzorganisation. Die Branche bleibt also in Bewegung …
Text:
Melanie Dorda /
handwerksblatt.de
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