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HWK Trier | Mai 2025
Beratung: Beruflich weiterkommen im Handwerk
Persönliche Beratung beim "Zukunftstreffer" :Die nächste Sprechstunde ist am Dienstag, 13. Mai, von 16. bis 17.30 Uhr.
Eine "kräftezehrende Zeit" liegt hinter Bauwirtschaftsingenieurin Anna-Lena Eberz von der Eberz GmbH & Co. KG aus Hartenfels im Westerwald. Den starken Einbruch der vergangenen Monate konnte das Unternehmen mit kleineren Aufträgen überbrücken. Momentan sieht es wieder besser aus. (Foto: © Peter Birkenbeul)
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April 2025
In Rheinland-Pfalz wurden 2024 so wenige neue Wohngebäude genehmigt wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. 2025 könnte ein schwieriges Jahr für das Baugewerbe werden.
Die Lage im rheinland-pfälzischen Baugewerbe ist angespannt. 2024 erreichte die Zahl der Baugenehmigungen für Wohngebäude den tiefsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Gegenüber 2022 sank die Zahl genehmigter Wohngebäude um 50 Prozent. Besonders betroffen ist der Bau von Einfamilienhäusern, die in Rheinland-Pfalz traditionell den größten Anteil ausmachen. Laut Statistischem Landesamt wurden im vergangenen Jahr nur noch 2.132 Einfamilienhäuser genehmigt – ein Rückgang von 18,3 Prozent. Auch bei Zweifamilienhäusern gab es ein Minus von 7,3 Prozent (394 Genehmigungen).
"Das spürt der Markt, das spüren die Mieter – und das merken auch die Bauunternehmen in ihren Auftragsbüchern", sagt Thomas Weiler, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz. Noch zeigt sich die Branche robust, Insolvenzen sind bislang selten. Doch es brauche dringend wirksame Impulse von Bund und Land. "Die neue Bundesregierung muss die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen zur Ankurbelung des Wohnungsbaus schnell und effektiv umsetzen."
Hinter den mittelständischen Bauunternehmen, insbesondere wenn sie sich auf den Wohnungsbau spezialisiert haben, liegt eine harte Zeit und vor ihnen eine ungewisse Zukunft. Auch die Ausbaugewerke wie Stuckateure, Fliesenleger, Holzbauer oder Estrichleger, die bislang noch von einer guten Auftragslage profitieren, könnten den Einbruch bei den Baugenehmigungen im Laufe des Jahres zu spüren bekommen.
"Die Hochbauer arbeiten derzeit überwiegend bereits genehmigte Projekte ab. Durch den Einbruch der Baugenehmigungen können demnächst auch die Ausbaugewerke von der konjunkturellen Schwäche erfasst werden", so Weiler.
Besonders gravierend sei, dass es für viele Handwerksbetriebe angesichts der ungewissen Perspektive immer schwieriger wird, die Nachfolge zu regeln, und sie im Zweifel den Betrieb schließen. "Jede Betriebsaufgabe ist eine zu viel", warnt Weiler. "Der Bedarf an Wohnraum und dem Handwerk ist groß. Wir brauchen jedes einzelne Unternehmen. Nicht nur in den Städten, sondern auch in der Eifel, im Hunsrück und im Westerwald."
Für 2025 erwartet der Verbandschef ein schwieriges Jahr. "Wir können nicht erwarten, dass nach dem Ende der Ampel in Berlin die Ampel im Wohnungsbau automatisch wieder auf grün steht", so Weiler. Es fehlten die nötigen Rahmenbedingungen, ein konkretes Wohnungsbauprogramm sowie geeignete Fördermaßnahmen.
"Bis die politischen Impulse bei den Unternehmen ankommen, dauert es." Immerhin finde sich im Koalitionsvertrag von Union und SPD das Bekenntnis, dass man den "Wohnungsbau und die Eigentumsbildung durch eine Investitions-, Steuerentlastungs- und Entbürokratisierungsoffensive ankurbeln" möchte. Das höre sich zwar gut an und deshalb gebe es in der Baubranche auch einen gewissen Optimismus, dass das milliardenschwere Sondervermögen die Wirtschaft irgendwann erreicht. Die Frage sei nur, wann.
"Im Sondervermögen liegt eine einmalige und historische Chance, Deutschland wieder auf die Überholspur zu bringen. Diese Chance müssen wir gemeinsam nutzen", wirft Weiler einen positiven Blick voraus.
Bauunternehmerin Anna-Lena Eberz von der Eberz GmbH & Co. KG aus Hartenfels (Westerwald) ist mit Blick auf die kommenden Monate erstmals seit Langem wieder positiv gestimmt. Das auf Ein- und kleinere Mehrfamilienhäuser spezialisierte Familienunternehmen ist bis zum Spätsommer gut ausgelastet. In der Umgebung entsteht ein Neubaugebiet – junge Familien bauen wieder. "Das ist sehr beruhigend", sagt die Bauwirtschaftsingenieurin. Die zurückliegenden Monate waren für sie alles andere als entspannt.
Anna-Lena Eberz leitet das 1860 gegründete Familienunternehmen gemeinsam mit ihren Eltern André und Nicole Eberz sowie ihrem Bruder, Maurermeister Jannis Eberz, in fünfter beziehungsweise sechster Generation. So einen Einbruch wie zuletzt hat das Unternehmen selten erlebt. "Wir haben uns verlagert und auch kleinere Aufträge angenommen. Wir haben Keller freigelegt, gepflastert und Bodenplatten betoniert. Man muss flexibel sein", sagt die 26-Jährige.
Kurzarbeit mussten sie für die 15 gewerblichen Mitarbeiter trotz angespannter Lage nicht anmelden. "Aber es war kräftezehrend und ein Kampf um jeden Auftrag." Dass die Nachfrage nun wieder etwas anzieht, führt Eberz auf ein verändertes Bewusstsein bei jungen Familien zurück: "Viele haben erkannt, dass Baukosten und Zinsen auf absehbare Zeit nicht sinken werden – und wollen sich ihren Traum vom Eigenheim trotzdem erfüllen."
Das Unternehmen würde deshalb gerne neue Maurer einstellen und ausbilden, doch der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung. Die Ankündigung der künftigen Bundesregierung, Bürokratie abzubauen, begrüßt Eberz ausdrücklich. Seit fünf Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich im Verband der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz. "Die Politik sollte Unternehmen unterstützen und ihnen nicht noch mehr Steine in den Weg legen", sagt sie.
Nicht nur der Bund will Bürokratie abbauen, auch die Landesregierung verspricht Erleichterungen und hat auch schon einige Schritte in die Wege geleitet. Bei einer Veranstaltung der Bauwirtschaft in Mainz betonte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt: "Wir setzen gezielt auf Bürokratieabbau, vereinfachte Genehmigungsverfahren und flexiblere Vergaberegeln."
➔ Mehr zu den neuen Vergaberegeln lesen Sie hier
Finanzministerin Doris Ahnen verwies darauf, dass die Mittel für soziale Wohnraumförderung im neuen Doppelhaushalt fast verdoppelt wurden – von rund 177 Millionen Euro im Jahr 2024 auf jeweils 350 Millionen Euro für 2025 und 2026. Eine Hürde beim Erwerb von Wohneigentum sind auch die hohen Einstiegskosten – allen voran die Grunderwerbsteuer, die in RLP bei fünf Prozent des Kaufpreises liegt. Das Geld fehle vielen Familien bei der Finanzierung.
Hauptgeschäftsführer Weiler: "Wir haben der Landesregierung deshalb vorgeschlagen, über eine Absenkung oder Aussetzung der Grunderwerbsteuer oder einen Zuschuss für Familien im Einfamilienhausbau nachzudenken, warten aber noch auf eine Antwort."
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