Die persönlichen Dienstleister sind im Handwerk am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen. So etwa Friseure, Kosmetiker oder Maßschneider.

Die persönlichen Dienstleister sind im Handwerk am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen. So etwa Friseure, Kosmetiker oder Maßschneider. (Foto: © danilovajanna/123RF.com)

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Handwerk: Umsatzrückgang, fehlende Aufträge und Mitarbeiter

Betriebsführung

ZDH-Umfrage: Die Auswirkungen der Pandemie schlagen sich zunehmend auf den Geschäftsbetrieb im Handwerk nieder. Viele Betriebe leiden unter Umsatzausfällen. Außerdem fehlen immer noch Mitarbeiter. Lesen Sie, welche Branchen besonders betroffen sind.

Cafés sind geschlossen, die Innenstädte leergefegt, Friseurbesuche werden aufgeschoben, Kosmetiker dürfen in den meisten Bundesländern nicht arbeiten, Messen und Veranstaltungen finden wenn dann nur online statt. Viele Branchen im Handwerk leiden zunehmend unter den Auswirkungen der Pandemie und unter dem Teil-Lockdown. Die Betriebe verzeichnen erneut und weiterhin Umsatzausfälle. Das ist das Ergebnis der aktuellen ZDH-Umfrage zur Finanzierungssituation der Betriebe. Fast 2.000 Handwerksbetriebe haben sich an der siebten Sonder-Umfrage im Rahmen der Corona-Pandemie beteiligt.

Auch die Auftragsbestände liegen oft deutlich unter dem für den Herbst typischen Niveau und es fehlen noch immer viele Mitarbeiter, weil sie krankgeschrieben sind, in Quarantäne oder Kinder betreuen müssen. In Lieferketten des Handwerks gibt es ebenfalls nach wie vor Störungen. Die befragten Handwerksbetriebe sehen bis zum Jahresende keine weitere Erholung, das berichtet der Zentralverband des Deutschen Handwerks.

KonjunkturberichtDie ZDH-Konjunkturbericht für das dritte Quartal 2020 hatte noch eine deutliche Erholung angezeigt, auch wenn die Konjunktur sich noch deutlich schwächer zeigte als vor der Pandemie. "Dieser Aufholprozess dürfte durch die aktuellen Entwicklungen gestoppt sein", heißt es aus Berlin.

Erstes Umsatzminus seit sieben Jahren

ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Handwerksbetriebe im Corona-Jahr eine "konjunkturelle Achterbahnfahrt" machen müssen: "Erst mit Volldampf ins Jahr gestartet, dann durch den Frühjahrslockdown eine Vollbremsung aus voller Fahrt, erneutes Durchstarten nach den Lockerungen und Einschwenken auf einen Erholungskurs und jetzt mit dem Teil-Lockdown erneut deutliche Bremsspuren."

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Viele Handwerksbetriebe würden nicht mehr damit rechnen, dass sich bis Jahresende ihre Geschäftssituation grundlegend bessert.  Erstmals seit 2013 werde das Handwerk das Jahr mit einem Umsatzminus abschließen. "Wir erwarten für das Gesamthandwerk einen Umsatzrückgang von etwa vier Prozent", so Wollseifer weiter.

Friseure und Bäcker spüren Zurückhaltung der Kunden

Friseure sind zwar geöffnet, merken aber stark die Zurückhaltung der Kunden. Foto: © kzenon/123RF.comFriseure sind zwar geöffnet, merken aber stark die Zurückhaltung der Kunden. Foto: © kzenon/123RF.com

Mit 72 Prozent am häufigsten von Umsatzrückgängen betroffen waren und sind Friseure, Kosmetiker, Fotografen, Maßschneider oder Goldschmiede (sogenannte "persönliche Dienstleister"). Auch die Betriebe des Lebensmittelhandwerks, also Bäcker, Fleischer oder Konditoren berichten zu 66 Prozent von Umsatzrückgängen.

Die persönlichen Dienstleister spüren noch immer und zurzeit auch wieder verstärkt die Zurückhaltung der Kunden beim Besuch von Ladenlokalen, den Lebensmittelbetrieben fehlen durch den Teil-Lockdown wieder die Umsätze aus dem Café-Geschäft, aber auch Abnehmer aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe.

Nachholeffekt bei den Gesundheitshandwerken 

Es gibt aber auch Branchen, die Umsatzzuwächse melden konnten. Das waren vor allem Betriebe aus den Bau- und Ausbaugewerken (15 beziehungsweise 22 Prozent) sowie  die Gesundheitshandwerke (plus 15 Prozent).

 "Das zeigt, dass die Baustellen weiter nur sehr gering von der Pandemie betroffen sind. In den Gesundheitsgewerken dürfte es teilweise einen Nachholeffekt geben, da während des Lockdowns im Frühjahr verschobene Arztbesuche sukzessive nachgeholt werden", heißt es beim ZDH.

Umsatzausfälle werden voraussichtlich nicht mehr aufgeholt

Dass die nach dem Beginn der Pandemie verbuchten Umsatzausfälle bis zum Jahresende wieder aufgeholt werden können, daran glauben die wenigsten Handwerker: Fast jeder zweite Betriebsinhaber geht davon aus, dass sein Jahresumsatz 2020 geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Immerhin 30 Prozent erwarten, dass zumindest der Vorjahresumsatz erreicht wird. 22 Prozent planen sogar mit einer Umsatzsteigerung in diesem Jahr.

Diese Zahlen würden zeigen, so der ZDH, dass in den Monaten seit dem Lockdown im Frühjahr ein nicht unerheblicher Teil der erlittenen Umsatzverluste wieder aufgeholt werden konnte: Im Juni 2020 waren noch 56 Prozent der Betriebe der Meinung, dass die Umsätze im gesamten Jahr 2020 zurückgehen werden. Nur sechs Prozent rechneten mit Umsatzsteigerungen.  

Auftragsbestände unter Vorjahresniveau

Die Auftragsbestände im Handwerk bleiben laut der siebten Corona-Umfrage geringer als vor einem Jahr. Für Angang November melden 41 Prozent der Betriebe (die Umfrage lief vom 11. bis zum 15. November 2020), dass ihre Auftragsbestände unter dem Vorjahresniveau liegen, 18 Prozent melden höhere Auftragsbestände. Bei 40 Prozent war die Auftragslage stabil.

"Durch den Teil-Lockdown im November sinken die Auftragspolster im Handwerk, die viele Betriebe bisher trotz des schwachen Neugeschäfts durchs Jahr getragen haben, weiter", heißt es. Auch hier sind die persönlichen Dienstleister und die Lebensmittelgewerke am stärksten betroffen.

Viele Pandemie-bedingte Mitarbeiterausfälle

In den letzten vier Wochen 29 Prozent der befragten Betriebe von Pandemie-bedingten Mitarbeiterausfällen betroffen, sei es weil sie krank waren, in Quarantäne mussten oder sich um ihre Kinder kümmern mussten. Im Mai waren das 20 Prozent.

Novemberhilfe will jeder Zehnte beantragen

Für die vom Teil-Lockdown unmittelbar oder mittelbar betroffenen Betriebe gibt es die sogenannte Novemberhilfe des Bundes, die bis zu 75 Prozent des November-Umsatzes ersetzen soll. Diese wollen laut der Umfrage zehn Prozent der Handwerksbetriebe in Anspruch nehmen – besonders häufig die Lebensmittelbetriebe (42 Prozent) und die persönlichen Dienstleistungsbetriebe (26 Prozent). 88 Prozent wollen darauf verzichten, vor allem weil sie sich nicht antragsberechtigt sind.

 

Corona-Hilfen (Auszug): Novemberhilfe: Kosmetiker, Messebauer oder Restaurant- und Barbetreiber, die vom Lockdown direkt oder indirekt betroffen sind, sollen insgesamt bis zu 75 Prozent des durchschnittlichen Umsatzes im November 2019 als Kostenpauschale erhalten. Noch Ende des Monats soll die Auszahlung von Abschlagszahlungen starten. Der Antrag erfolgt durch den Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer auf der IT-Plattform der Überbrückungshilfe. Soloselbstständige, die weniger als 5.000 Euro beantragen, können den Antrag auch selbst stellen.

Sozialbeiträge: Vom Teil-Lockdown betroffene Unternehmen können die Zahlung ihrer Sozialbeiträge für November 2020 aufschieben. Dafür müssen sie einen Antrag stellen.

Überbrückungshilfe: Unternehmen, Soloselbstständige und Freiberufler, die durch die Corona-Pandemie erhebliche Umsatzeinbußen haben, können noch bis Jahresende einen Antrag auf die Überbrückungshilfe II für den Zeitraum von September bis Dezember 2020 stellen. Es gibt direkte Zuschüsse zu den betrieblichen Fixkosten, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

Das Programm wird über den Jahreswechsel hinaus verlängert und heißt dann Überbrückungshilfe III. Anträge werden jeweils vom Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer auf der Plattform ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de gestellt.

Kurzarbeit: Der Antrag auf Verlängerung der Kurzarbeit auf bis zu 24 Monate ist jetzt möglich. 

KfW-Kredit: Der KfW-Schnellkredit steht neuerdings allen Unternehmen und Soloselbstständigen offen. Der Bund übernimmt dafür das vollständige Risiko und stellt die Hausbanken von der Haftung frei, das verhindert eine aufwändige Kredit- und Risikoprüfung.

Text: / handwerksblatt.de

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