Kurs aufs Handwerk zu nehmen, fällt Mädchen und jungen Frauen offenbar schwer. Talentscoutinnen der Handwerkskammer Oberfranken und der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sollen sie für eine Ausbildung im Handwerk begeistern. Das Projekt wird vom f-bb koordiniert und vom Bayerischen Arbeitsministerium gefördert.

Kurs aufs Handwerk zu nehmen, fällt Mädchen und jungen Frauen offenbar schwer. Talentscoutinnen der Handwerkskammer Oberfranken und der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sollen sie für eine Ausbildung im Handwerk begeistern. Das Projekt wird vom f-bb koordiniert und vom Bayerischen Arbeitsministerium gefördert. (Foto: © mihtiander/123RF.com)

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Talentscoutinnen sollen Mädchen auf Kurs ins Handwerk bringen

Corinna Lange und Anita Gmeiner sind Talentscoutinnen an zwei Handwerkskammern in Bayern. Sie sollen Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung im Handwerk begeistern. Das f-bb koordiniert das Projekt.

Mädchen und Handwerk finden schwierig zueinander. Die Arbeit ist zu schwer. Der Job hat keine Zukunft. Und reich wird man damit auch nicht. "Viele Eltern klammern sich an diese Klischees und meinen immer noch, dass ihre Tochter nichts in einer Tischlerei oder in einer Kfz-Werkstatt zu suchen hat", sagt Katharina Drummer vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in Nürnberg.

Vor allem in den gewerblich-technischen Berufen des Handwerks sind junge Frauen bei den Ausbildungsanfängern kaum vertreten. Foto: © ZDH-Statistik/handwerksblatt.deVor allem in den gewerblich-technischen Berufen des Handwerks sind junge Frauen bei den Ausbildungsanfängern kaum vertreten. Foto: © ZDH-Statistik/handwerksblatt.de

Sie koordiniert das Projekt "Kurs aufs Handwerk: (Mehr) Mädchen für Handwerksberufe begeistern". Partner sind die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und Handwerkskammer Oberfranken. Auch die Arbeitsagenturen sind eingebunden.

Das gemeinsame Ziel wird es sein, Schülerinnen für gewerblich-technische Handwerksberufe zu begeistern und ihnen die vielfältigen Karriereperspektiven aufzuzeigen. "Wir wollen Rollenklischees und geschlechtsstereotypisches Berufswahlverhalten aufbrechen und alle Beteiligten dafür sensibilisieren", so Katharina Drummer.  

Die Gesichter des Projekts

Die Gesichter des Projekts sind Corinna Lange und Anita Gmeiner. Sie werden als Talentscoutinnen in den Regionen Bamberg, Coburg und Weiden für die Handwerkskammer Oberfranken beziehungsweise Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz aktiv sein.

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"Sie sollen die Schülerinnen auf einer ganz persönlichen Ebene beim Berufswahlprozess unterstützen, begleiten und motivieren sowie ein Beratungs-Setting schaffen, in dem sich die Mädchen und jungen Frauen trauen, Fragen zu stellen", beschreibt f-bb-Projektkoordinatorin Katharina Drummer die primäre Aufgabe der beiden Frauen.

Im Fokus der Talentscoutinnen stehen vor allem die Schülerinnen der achten bis elften Klasse an den Real- und Mittelschulen. Gymnasien können Corinna Lange und Anita Gmeiner ebenfalls für eine Beratung anfordern.

Talentscoutin der HWK Oberfranken

Corinna Lange ist Raumausstattermeisterin und Staatlich geprüfte Requisiteurin. Die 36-Jährige hat bereits für den Hessischen Rundfunk, das Schauspiel der Städtischen Bühnen Frankfurt sowie das Landestheater Coburg gearbeitet. "In dieser Zeit habe ich hinter den Kulissen Hand in Hand mit Menschen aus vielen verschiedenen Handwerksberufen zusammen gearbeitet", erklärt die Talentscoutin der Handwerkskammer Oberfranken.

Die Schülerinnen will sie mit ihrer eigenen Freude am Handwerk anstecken. Ihre Botschaft lautet: "Nicht nur das Abitur und ein Studium versprechen eine glanzvolle Karriere. Junge Frauen mit handwerklichem Geschick und Fähigkeiten können in einem handwerklichen Beruf zu individuelleren Fachexpertinnen und Persönlichkeiten werden."

Talentscoutin der HWK Niederbayern-Oberpfalz

Anita Gmeiner hat Soziale Arbeit studiert. Berufliche Erfahrungen konnte die Talentscoutin der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz als Schulsozialarbeiterin und in verschiedenen Tätigkeiten im Jugendbereich sammeln. Ihr Bezug zum Handwerk: "Ich helfe in unserem landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit. Kleine handwerkliche Tätigkeiten wie Sägen oder die Reparatur von Landmaschinen gehören dort zum Alltag", erklärt die 31-Jährige.

Den Schülerinnen will sie im Rahmen des Projekts mehr Chancen für ein Ausbildungs- und Arbeitsumfeld geben, mit denen sie sich eine gute Zukunft sichern können. "Wenn Mädchen und junge Frauen das Interesse und die Fähigkeiten mitbringen, müssen sie darin bestärkt werden, eine Ausbildung jenseits stereotypischer Frauenbilder zu ergreifen."

Ausbildungsberater auf Augenhöhe Auszubildende können die besten Botschafter für die berufliche Bildung sein. In den Online-Trainings der Future Talent Camps werden sie zu Influencern ausgebildet. Weibliche Auszubildende bringen Schülerinnen beim Girls'Day virtuell den Beruf der Stuckateurin näher. Als Ausbildungsbotschafter gehen Lehrlinge in die Schulen und berichten aus erster Hand, was sie während ihrer Ausbildung erleben. Ein Auslandspraktikum können auch Azubis machen. EuroApprentice werben bei Schülerinnen und Schülern für einen Auslandsaufenthalt in Europa.

Zielgruppe und Aufgaben

Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Es umfasst nicht nur die Schülerinnen selbst, sondern auch deren soziales Umfeld wie Eltern und Lehrkräfte. Darüber hinaus werden die Handwerksbetriebe in die Beratungen einbezogen.

Zu den Aufgaben der Talentscoutinnen wird es gehören, Informationsveranstaltungen digital und vor Ort zu organisieren, Elternabende zu besuchen und die Ausbildungsbetriebe einzubinden. Selbst Virtual Reality soll Teil der Aufklärungsarbeit sein.

Ebenfalls geplant ist es, dass die Talentscoutinnen über ihre Arbeit in den sozialen Medien berichten. "Wir müssen die ausbildungsreifen Schülerinnen dort erreichen, wo sie sich überwiegend aufhalten – mit einem Account bei Instagram, Snapchat oder TikTok", so Katharina Drummer.

Online-Test für Eltern und Lehrer

Das bayerische Arbeitsministerium fördert das Projekt "Kurs aufs Handwerk: (Mehr) Mädchen für Handwerksberufe begeistern" aus Mitteln des Arbeitsmarktfonds bis Oktober 2023. Innerhalb der zweijährigen Laufzeit sollen bis zu 460 Personen erreicht werden. "Die Talentscoutinnen bringen die praktische Erfahrung mit, das f-bb liefert den wissenschaftlich fundierten Hintergrund", beschreibt Kristin Hecker, Ideengeberin des Projektes und Projektgruppenleiterin am f-bb, die Aufgabenteilung.

So erstellt das Forschungsinstitut neben dem Beratungskonzept für die Talentscoutinnen etwa einen zehnminütigen Online-Selbsttest, der sich an Eltern und Lehrkräfte richtet. "Er soll dazu anregen, die eigene Einstellung zum Berufswahlverhalten der Mädchen und jungen Frauen zu reflektieren, um mit dem geschlechterstereotypen Denken aufzuräumen", so Kristin Hecker.

Der Online-Selbsttest soll im Frühjahr 2022 auf den Internetseiten der Handwerkskammer Oberfranken und der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz abrufbar sein.

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Text: / handwerksblatt.de

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