Am 9. Juni ist Europawahl. Die Handwerkskammer Münster ruft zur Wahl auf.

Am 9. Juni ist Europawahl. Die Handwerkskammer Münster ruft zur Wahl auf. (Foto: © Handwerkskammer Münster)

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Das Handwerk braucht Europa – und umgekehrt

Am 9. Juni ist die Europawahl – eine Wahl, die auch Auswirkungen auf das Handwerk hat. Die Kammerspitze formuliert die Forderungen und ruft zur Wahl auf.

Kleine und mittlere Unternehmen sollten mehr im Fokus der Politik stehen, das wollen 94 Prozent von 320 Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Münster. Sie haben an einer Umfrage der Handwerkskammer teilgenommen. Zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt wünschen sich die heimischen Betriebe vor allem weniger Bürokratie, die Digitalisierung von Verwaltungsverfahren und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Verwaltungen. Der offene europäische Binnenmarkt hat für das Handwerk der Region einen hohen Stellenwert. Den freien Warenhandel finden 91 Prozent der Befragten mehr oder weniger wichtig. Die Freiheit zur Erbringung handwerklicher Leistungen im EU-Ausland ist für neun von zehn Handwerksbetrieben von Wichtigkeit, für jeden Vierten sogar "sehr wichtig". Sechs von zehn erleben aber, dass die Belastungen der Betriebe durch europäische Regeln seit Einführung des EU-Binnenmarktes 1993 gestiegen sind. 95 Prozent der Teilnehmer wünschen sich mehr Transparenz bei den Marktzugangsregelungen im europäischen Ausland. Die Verbesserung der Zugänglichkeit zu Informationen über die Geschäftstätigkeit in und mit dem Ausland ist 72 Prozent "wichtig" bis "sehr wichtig".

Eine bessere Gesamtbetrachtung von Auswirkungen der Rechtsetzung auf kleine und mittlere Unternehmen ist 95 Prozent ein Anliegen. Für ebenso viele wäre eine bessere Rechtsdurchsetzung von nationalen und europäischen Behörden und Gerichten bei Verstößen gegen EU-Vorschriften von Bedeutung. Gleich viele erhoffen sich eine Reduzierung der Beibringungspflichten von Dokumenten seitens der Betriebe durch besseren Datenaustausch zwischen Behörden der EU-Mitgliedsstaaten. Mehr Möglichkeiten, unternehmensrelevante Formalitäten digital abzuwickeln, macht für 96 Prozent Sinn. Bürokratieabbau durch europaweit gültige digitale Dokumente finden die meisten "sehr sinnvoll".

Stimmen aus dem Handwerk: "Wir gehen wählen!"

Anlässlich der Europawahl am 9. Juni haben Handwerkerinnen und Handwerker sowie Repräsentanten der Junioren des Handwerks und der Handwerkskammer Münster ihre Wünsche und Erwartungen an die Europäische Union adressiert. In zehn kurzen Videos beziehen sie Stellung und begründen ihre Beteiligung an der Wahl. 

Hans Hund, Handwerkskammer-Präsident: "In Zeiten großer Veränderungen und weltweiter Krisen brauchen Handwerksbetriebe eine vereinte, starke EU, die für das europäische Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell eintritt. Umgekehrt braucht die EU ein starkes Handwerk, das seine Potenziale voll entfalten kann. Die Aufgabe aller europäischen Institutionen muss es sein, die Rahmenbedingungen für die kleinen und mittleren Unternehmen weiter zu verbessern. Dann können sich Unternehmergeist, fortschrittliches Wachstum und effiziente Strukturen entfalten Das demokratisch gewählte Europa-Parlament hat wichtige Aufgaben in Brüssel. Ohne Einverständnis des Parlaments kann kein Gesetz in Kraft treten. Entscheidend sind Abgeordnete, die verantwortungsvolle Lösungen schaffen. Das heimische Handwerk profitiert davon."

Bernhard Blanke, Handwerkskammer-Vizepräsident: "Europaweit ist der Bedarf an Fachkräften für handwerkliche Tätigkeiten groß. Das Handwerk wird für den Übergang zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft gebraucht. Mehr denn je braucht das Handwerk dafür gut ausgebildete Fachkräfte. Dazu bedarf es einer Verbesserung der beruflichen Bildung im jeweiligen nationalen System. Wir brauchen die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung und bestens ausgestattete Lernorte. Wir brauchen mehr Europa, um gemeinsame Sozialstandards und damit gleiche Wettbewerbsbedingungen umzusetzen. Wir brauchen mehr Europa, um den grenzüberschreitenden Austausch junger Menschen auszubauen. Bei der Europawahl geht es um die Zukunft der europäischen Werte- und Solidargemeinschaft. Das dient auch der Friedenssicherung."

Jürgen Kroos, Handwerkskammer-Vizepräsident: "Ein sicheres, lebenswertes und verantwortungsvolles Europa – dieser Leitgedanke muss sich in den Prioritäten der EU widerspiegeln. Das muss auf allen Ebenen gelebt werden. Was auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene geregelt werden kann, muss auch dort bleiben. Das bedeutet für die EU eine Konzentration auf die großen, gemeinsamen Herausforderungen. Über die Zusammensetzung des Parlaments bestimmen alle Wahlberechtigten mit. Jede Stimme zählt. In der nächsten Wahlperiode sollte es verstärkt darum gehen, Ziele und Maßnahmen gemeinsam mit dem Handwerk umzusetzen. Es braucht pragmatische, praxisorientierte Lösungen und keine ideologischen Debatten. Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft ist Voraussetzung für die Erreichung aller sonstigen Ziele."

Thomas Banasiewicz, Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer: "Viele Erleichterungen, die durch die EU gekommen sind, werden heute als selbstverständlich angesehen. Die Europäische Einigung hat uns stabilen Frieden gesichert. Migration, globaler Wettbewerb und Klimawandel stellen uns vor gewaltige Aufgaben, die kein Land allein lösen kann. Die Interessen des Handwerks lassen sich nur im vereinten Europa durchsetzen. Zusammenarbeit ist das Gebot, wenn man die Zukunft lebenswert gestalten will. Klar ist auch: Europa muss Lösungen schaffen und darf keine neuen Probleme durch mehr Bürokratie kreieren. Deshalb fordert das Handwerk Maßnahmen zur Zukunftssicherung einer sicheren und stabilen Europäischen Union der Vielfalt. Ich nutze mein gutes Bürgerrecht, die Sitzverteilung im Parlament mitzubestimmen.

 

Hintergrund: Europa besser verstehenAnnika Haltermann Foto: © Teamfoto MarquardtAnnika Haltermann Foto: © Teamfoto MarquardtHintergrund Auch außerhalb Deutschlands mit Menschen zusammenkommen, das reizt Annika Haltermann (20) an der Zusatzqualifikation "Europaassistent:in". "Ich möchte die Lebens- und Denkweise verschiedener Kulturen besser verstehen", erklärt die angehende Zahntechnikerin. Sie erlernt ihren Beruf im zweiten Lehrjahr bei ONEdental in Reken. Schon während der Ausbildung nimmt sie im Halterner Hans-Böckler-Berufskolleg zusätzlichen Unterricht in den Fächern Fremdsprache, Europäisches Waren- und Wirtschaftsrecht, Interkulturelle Kompetenzen sowie Europa- und Länderkunde. Höhepunkt ist für Annika Haltermann das dreiwöchige Praktikum im Sommer in der schwedischen Hauptstadt, das sie selbst organisiert hat. "Ich freue mich schon darauf, in Stockholm die Arbeitsweise eines Praxislabors kennenzulernen und meinen Horizont in der digitalen und analogen Zahntechnik zu erweitern. Für diese Chance, die der Ausbildungsbetrieb unterstützt, bin ich dankbar."
Online Mehr Informationen über die Zusatzqualifikation, die frühzeitig anerkannte internationale Kompetenzen aufbaut, und die Beratung der Kontaktstelle Ausland der Handwerkskammer gibt es online hier. 

Hintergrund: EuropawahlDiese und weitere Statements, Positionen zur Europapolitik und Download-Motive für Betriebe, die in Sozialen Medien zur Beteiligung an der Europawahl aufrufen wollen, stehen auf der Handwerkskammer-Website.

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Text: / handwerksblatt.de

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