Vom Barbier zum Intercoiffeur
Seit 125 Jahren steht der Salon Horstmann für Friseurhandwerk mit Tradition, Qualität und persönlicher Beratung – ein Gelsenkirchener Familienbetrieb über vier Generationen.
Vor etwa 8.000 Jahren soll es in Ägypten bereits professionelle Friseure gegeben haben. Die erste Überlieferung einer berufsständischen Organisation der Barbiere ("Vorläufer" der Friseure) in Mesopotamien stammt angeblich aus dem Jahr 1800 vor Christus. Nachweise für Friseurschulen sind aus dem antiken Griechenland bekannt. So steht es in geschichtlichen Betrachtungen und Berichten über das Friseurhandwerk, das sich erst im 19. Jahrhundert zu dem heute bekannten Berufsstand entwickelte. Vor diesem Hintergrund ist der Salon Horstmann in Gelsenkirchen noch ganz jung. Joseph Horstmann gründete am 1. April 1900 den Friseurbetrieb, der schon 125 Jahre gemeistert hat. Im Jubiläumsjahr blickt der Salon zuversichtlich in die Zukunft.
Vier Generationen Handwerkstradition
Die "Horstmänner" sind in vierter Generation im Friseurhandwerk tätig. Oliver Horstmann leitet den Familienbetrieb seit fünf Jahren. Sein Vater Klaus (dritte Generation) ist auch noch aktiv. Er legte 1969 die Meisterprüfung ab und war mit damals 21 Jahren nicht nur der jüngste Friseurmeister in Deutschland, sondern auch NRW-Landesmeister seines Handwerks. 1974 übernahm er den väterlichen Betrieb und eröffnete 1977 den Salon an einem anderen Standort in der Gelsenkirchener Innenstadt.
International auf Wanderschaft
Dann ging es zunächst für einige Jahre "auf Wanderschaft". Klaus Horstmann arbeitete bei bekannten Herstellern von Haarpflege- und Kosmetikprodukten, veranstaltete Seminare und war – wie er sich gern erinnert – "viel auf der Bühne". Nicht nur in Deutschland, auch in Großbritannien und in Frankreich hat er gelernt und gearbeitet, bevor er nach Gelsenkirchen zurückkehrte.
Treue Kundschaft
Es gehört zur Geschichte des Familienbetriebes, dass sich Wirtschaftsflauten auch im Friseurhandwerk bemerkbar machten. In der flauen Konjunktur nach der Jahrtausendwende und dann auch einige Jahre später reduzierten Kunden die Zahl der Friseurbesuche, Klaus Horstmann reduzierte die Zahl der Bedienungsplätze. Ein fester Kundenstamm ist aber nicht nur geblieben, sondern auch wieder gewachsen. "Wir haben 95 Prozent Stammkunden", freut sich der Meister.
Hohe Qualität und Intercoiffure
Der hohe Qualitätsstandard des Salons spielt dabei eine wesentliche Rolle. Den hat sich das Horstmann-Team in vielen Jahren immer wieder erarbeitet. Bereits seit 1982 gehört der Salon Horstmann zur "Intercoiffure", einer Vereinigung von Friseuren, die sich durch hohe Qualitätsstandards in Bezug auf Dienstleistung, Service und Ausbildung auszeichnet. "Intercoiffure" gilt in der Branche als globales Netzwerk von Spitzen-Coiffeuren. So ein bisschen vergleichbar mit der Auszeichnung von Sterne-Restaurants? Klaus Horstmann muss schmunzeln. Der Vergleich gefällt ihm, denn ähnlich wie Sterne-Köche muss er sich immer wieder beweisen. Konkret: Es kommen Tester als Kunden in den Salon, und die kennt er natürlich nicht. Die Tests hat er immer bestanden. Nicht nur das: Vier Mal erreichte er bei den Testergebnissen den Spitzenplatz in der Bewertung. Das spricht sich herum. Kundinnen und Kunden kommen nicht nur aus Gelsenkirchen, sondern aus dem gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus.
Gute Werbung gehört auch dazu. Das Internet bezeichnet der Senior als wichtigstes Marketing-Instrument des Salons. Schon "seit vielen Jahren" gibt es die Horstmann-Homepage. "Unsere Kundschaft findet uns im Netz," sagt der Meister.
Friseur aus Leidenschaft
Oliver Horstmann wollte auch Friseur werden. Keine Frage. Er habe ja als kleiner Junge bei einigen Kunden schon auf dem Schoß gesessen, erinnert er sich gern. Der berufliche Weg war also vorgezeichnet. 1993 legte Oliver Horstmann die Meisterprüfung ab und war – wie sein Vater – in der Haarpflege- und Kosmetikbranche unterwegs. Mit vielen neuen Kenntnissen und Erfahrungen kehrte er nach Gelsenkirchen zurück und ist im Familiensalon aktiv. Das gute Betriebsklima zeigt sich nicht nur zwischen Vater und Sohn, sondern auch beim Team. Von den acht Mitarbeiterinnen arbeiten vier seit mehr als dreißig Jahren im Salon Horstmann. Zusätzlich kümmern sich drei Kosmetikerinnen um Kunden, Fußpflege wird auch angeboten.
Veränderung im Friseurhandwerk
Hat sich die Branche verändert? Klaus und Oliver Horstmann müssen nicht lange überlegen. "Neben den handwerklichen Fähigkeiten stehen Service und Beratung ganz vorn", sagen beide. Schwerpunkt sei dabei nicht mehr der klassische Haarschnitt, sondern auch das Colorieren, als die Färbung der Haare, und Strähnen in verschiedenen Techniken. Den Klassiker "Waschen, Schneiden, Föhnen" gibt es aber immer noch. Männer legten heute großen Wert auf einen modernen Haarschnitt und gepflegte Haare, Frauen sowieso. Und sie seien bereit, für Qualität, Beratung und Service "einige Euros" auszugeben.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Familiensalons und ihres Handwerks sehen die Horstmanns optimistisch. Besonders mit Blick auf die ganz persönliche Beratung und die individuellen handwerklichen Fertigkeiten. Klaus Horstmann ist fest überzeugt: "Ein Computer wird niemals individuell beraten und die Haare schneiden können." Dabei blickt er stolz auf seinen "Goldenen Meisterbrief" (die Auszeichnung für fünfzig Jahre Meisterschaft im Handwerk), der sichtbar neben den anderen Horstmann-Meisterbriefen im Salon hängt.
Hintergrund: Familienunternehmen Hier geht es zum Internetauftritt des Gelsenkirchener Salons Horstmann.
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Text:
Hubertus Kost /
handwerksblatt.de
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