Ohne Reformen würden die Sozialabgaben in den kommenden Jahren weiter ungebremst auf bis zu 50 Prozent des Bruttolohns steigen. "Das macht den Faktor Arbeit immer teurer, sagt Andreas Ehlert.

Ohne Reformen würden die Sozialabgaben in den kommenden Jahren weiter ungebremst auf bis zu 50 Prozent des Bruttolohns steigen. "Das macht den Faktor Arbeit immer teurer, sagt Andreas Ehlert. (Foto: © Ralf Kleemann/123RF.com)

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NRW-Handwerk fordert Reform der Sozialversicherungssysteme

Handwerkspolitik

Angesichts steigender Kosten für Rente, Gesundheit und Pflege fordert der NRW-Handwerksrat in einem aktuellen Beschluss grundlegende Reformen, um die Vorsorgesysteme zukunftsfest aufzustellen.

Die Kosten für Rente, Gesundheit und Pflege steigen aktuell immer weiter. Deswegen fordert der NRW-Handwerksrat in einem aktuellen Beschluss strukturelle Reformen, um die Vorsorgesysteme für die Zukunft auf sichere Füße zu stellen. "Sozialpolitik darf nicht zum Kettenbrief zulasten künftiger Generationen werden. Verlässliche Vorsorgelösungen für Alter, Gesundheit und Pflege sind unerlässlich für das Vertrauen in unsere Wirtschafts- und Sozialordnung", erklärt Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW.

Ohne Reformen würden die Sozialabgaben in den kommenden Jahren weiter ungebremst auf bis zu 50 Prozent des Bruttolohns steigen. "Das macht den Faktor Arbeit immer teurer und belastet besonders das Handwerk, wo Personalkosten einen Großteil der Gesamtkosten ausmachen. Handwerksleistungen drohen zum Luxusgut zu werden, Schwarzarbeit wird attraktiver", warnte Ehlert. Normale Beschäftigte seien die "Packesel der Sozialpolitik", weil ihnen immer weniger Nettoverdienst bleibe.

"Auch das Handwerk steht in der Verantwortung"

Andreas Ehlert Foto: © Ingo LammertAndreas Ehlert Foto: © Ingo Lammert

"Wer ehrlich arbeitet und für sich selbst Verantwortung übernimmt, wird mit immer höheren Beiträgen belastet, während der Gegenwert dieser Beiträge immer unsicherer wird. Bei den Sozialsystemen stehen wir an einem Kipppunkt", so Ehlert. Mit Blick auf die Debatte zum Rentenpaket ergänzte er: "Es ist richtig, dass die junge Gruppe in der Unionsfraktion um Johannes Winkel eine Rentenpolitik einfordert, die die Lasten zwischen den Generationen fair verteilt. Es wäre falsch, jetzt schon über Jahre hinweg Fakten zu schaffen, bevor die Reformkommission überhaupt ihre Arbeit aufgenommen hat."

Um die Sozialsysteme zukunftsfest zu machen, brauche es konsequente Weichenstellungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. "Wir müssen alles daransetzen, möglichst vielen Menschen eine produktive Beschäftigung zu ermöglichen und das Arbeitsvolumen zu erhöhen – durch gute Bildung, mehr Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik", betont Ehlert. Auch das Handwerk stehe in der Verantwortung: Betriebe sollten verstärkt in die Gesundheit und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, damit die Beschäftigungsfähigkeit auch im Alter oder bei Krankheit so weit wie möglich erhalten bleibt.

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Fehlanreize zur Frühverrentung vermeiden

Versicherungsfremde Leistungen sollten in der gesetzlichen Rentenversicherung konsequent über allgemeine Haushaltsmittel anstatt über Sozialbeiträge finanziert werden. Die oft diskutierte Rente mit 70 halte das Handwerk in vielen Berufen für unrealistisch. "Viel gewonnen wäre aber schon, wenn der Renteneintritt – abgesehen von Härtefällen – erst nach 45 Arbeitsjahren erfolgt. Wer später ins Berufsleben startet, muss dann länger arbeiten als jemand, der schon früh über die berufliche Bildung ins Arbeitsleben eingestiegen ist."

Effektiv müsse das durchschnittliche Rentenalter mit steigender Lebenserwartung weiter erhöht werden. Fehlanreize zur Frühverrentung gelte es zu vermeiden. Reformbedarf sieht das nordrhein-westfälische Handwerk auch bei Gesundheit und Pflege, wo kein Weg an kostensenkenden Maßnahmen und Effizienzsteigerungen vorbeiführe. Ehlert: "Die Zeit drängt. Wir brauchen jetzt keine Trippelschritte, sondern einen großen Wurf. Nur dann schaffen wir es, die Tragfähigkeit unserer Systeme langfristig zu sichern und die Generationengerechtigkeit wiederherzustellen."

Um den Reformdruck zu erhöhen, fordert das Handwerk deshalb einen verfassungsrechtlichen Deckel für Sozialversicherungsbeiträge von 40 Prozent im Grundgesetz. "Eine solche Haltelinie würde die Politik verpflichten, sich ehrlich zu machen und die lange überfällige Neuausrichtung der Vorsorgepolitik endlich konsequent anzugehen."

Quelle: Handwerk.NRW

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Text: / handwerksblatt.de

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