Renault Nutzfahrzeuge: 60 Jahre Innovation und Fortschritt
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum von Renault Nutzfahrzeuge zeigt, welch großer Aufwand in der Entstehung neuer Modelle steckt. Anlässlich seines 60-jährigen Jubiläums haben wir einen Blick hinter die Kulissen geworfen.
Der weiße Renault Master, der sich gerade auf dem Prüfstand befindet, schwingt furchterregend auf und ab. Eine beängstigende Szenerie, denn der große Transporter tanzt in schneller Wechselfolge rauf und runter. Die Reifen des Kastenwagens stehen auf einer Stempelanlage, die das Fahrwerk mit harten Auf- und Abbewegungen bis an seine Belastungsgrenze bringt. All das dient der Überprüfung der Dauerhaltbarkeit und der Sicherheit, damit das Fahrzeug den Fahrer im späteren Alltag selbst in extremsten Situationen nicht überfordert.
Vom Prüfstand in die Serie
Im Forschungs- und Entwicklungszentrum westlich von Paris arbeiten 1.000 Menschen. Foto: © RenaultIm Forschungs- und Entwicklungszentrum Villiers-Saint-Frédéric arbeitet die Nutzfahrzeugabteilung von Renault. Hier musste zuletzt auch der Master drei Jahre lang etliche Belastungstests überstehen, bevor er in die Produktion ging. Das Kompetenzzentrum für leichte Nutzfahrzeuge zeigt, wie groß der Aufwand ist, bis ein Transporter von den ersten Prototypen bis zur Serienproduktion reift. Kaum ein anderes Fahrzeugsegment ist so stark von Alltagstauglichkeit, Robustheit und langen Laufleistungen geprägt.
Genau deshalb gilt Villiers-Saint-Frédéric westlich von Paris als Herz und Schaltzentrale von Renaults weltweiter Transporter-Entwicklung. Seit 1965 wirkt die Nutzfahrzeugabteilung an maßgeschneiderten Branchenlösungen und feiert ihr 60-jähriges Jubiläum. Zuvor wurden die Modelle in der über 125-jährigen Renault-Geschichte noch gemeinsam mit den Pkw-Kollegen entwickelt.
Virtuelles verschmilzt mit der Realität
Mittels VR-Brille verschmelzen Software-Simulationen mit der Realität. Foto: © RenaultAuf dem 15 Hektar großen Gelände in der Nähe von Paris arbeiten mehr als 1.000 Fachkräfte daran, neue Modelle zu entwickeln, anzupassen und serienreif zu machen. Der Prototypenbau, die Prüfstände, die Motorenentwicklung und Akustiklabore stellen sicher, dass vom Stadtlieferwagen bis zum Großtransporter jede Variante den harten Arbeitsalltag übersteht. An den einzelnen Teststationen sind rund 80 Ingenieure und Techniker beschäftigt. Dort werden in aufwendigen Versuchsreihen in nur 18 Monaten bis zu 400.000 Kilometer Fahrleistung beziehungsweise 20 Jahre Einsatz im Alltag nachgestellt. Dazu gehören Tests mit bis zu 900.000 Türöffnungen und -schließungen sowie Belastungen durch 450.000 Ein- und Ausstiege auf dem Fahrersitz.
"Für unsere Nutzfahrzeuge gelten die gleichen Qualitätsmaßstäbe wie für Pkw", erklärt Jean-François Vial, Leiter des Nutzfahrzeugprogramms bei Renault. In einer Halle befindet sich daher auch eine "phygitale" Werkstatt, in der virtuelle 3D-Fahrzeugmodelle, VR-Brillen und Software-Simulationen mit realen Bauteilen verschmelzen. Entwicklung bedeutet jedoch nicht nur, am Computer zu konstruieren. Mehr als 2.000 Sensoren liefern rund um die Uhr, das ganze Jahr hindurch Daten aus über 80 verschiedenen Testverfahren.
Höhere Anforderungen als beim PKW
Ein Renault Master steht im Akustiklabor. Foto: © RenaultDie Entwicklung ist jedoch wesentlich komplexer als bei einem herkömmlichen Pkw. Während bei einem Auto wenige Karosserielinien und Motorvarianten genügen, verlangt der Nutzfahrzeugmarkt unzählige Lösungen. Kaum ein Transporter gleicht dem nächsten, denn jedes Gewerbe – vom Paketzusteller über das Bauhandwerk bis hin zum mobilen Servicebetrieb – benötigt maßgeschneiderte Konzepte in Bezug auf Antrieb, Ladekapazität, Ergonomie und Komfort.
Daher arbeiten die Ingenieure ständig an neuen Umbaulösungen, um die bestehende Modellpalette immer wieder an die Sonderwünsche der Kunden anzupassen. Viele dieser Modifikationen können direkt am Fließband vorgenommen werden. So vielfältig wie die Anforderungen seiner gewerblichen Kunden ist auch das Angebot ab Werk. Mittlerweile bietet Renault über 1.200 maßgeschneiderte Umbaulösungen an.
Drei neue Elektriker für das nächste Jahr
Im nächsten Jahr kommen die Franzosen mit drei vollelektrische Modelle. Foto: © RenaultAktuell verfügt Renault im Segment der leichten Nutzfahrzeuge über ein breites Modellangebot: Der kompakte Kangoo eignet sich vor allem für den städtischen Lieferverkehr, der Trafic bedient das mittlere Transporter-Segment und der Master ist in mehr als 400 Ausführungen mit bis zu 20 m³ Ladevolumen erhältlich.
Im kommenden Jahr wird die Palette um drei vollelektrische Modelle erweitert – darunter die nächste Generation des Trafic sowie die ebenfalls neuen Modelle Goelette und Estafette E-Tech Electric. Sie basieren auf einer neuen 800-Volt-Plattform und sind für Reichweiten von bis zu 450 Kilometern ausgelegt.
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Text:
Guido Borck /
handwerksblatt.de
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