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VW liftet den Tiguan und stellt ihm nun einen Plug-in Hybriden zur Seite. (Foto: © VW)
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Oktober 2020
VW hat den kompakten Tiguan aufgefrischt und ihm erstmals einen Plug-in Hybriden spendiert. Hinzu kommen ein neues R-Sportmodell sowie eine bessere Konnektivität. Wir haben mit dem neuen VW-Platzhirschen ein paar Runden gedreht.
Wie sich die Zeiten doch ändern. Bei der Präsentation des gelifteten Tiguan reiben wir uns verwundert die Augen: Kaum zu glauben, aber schon das erste Powerpoint-Chart macht es klar: Längst ist nicht der VW Golf ist das beliebteste Pferd im Stall der Wolfsburger, sondern der Tiguan. Der hat mit über 911.000 Exemplaren allein im letzten Jahr seinen Genspender in der Beliebtheitsskala längst abgelöst und gilt inzwischen als das weltweit meistverkaufte Modell der Marke Volkswagen. Und damit die hohe Nachfrage nicht abreißt, gibt es jetzt ein umfassendes Tiguan-Update.
Neuerung Nummer eins: Wer ein kompaktes SUV mag, aber keinen Diesel will, kommt an einem sparsamem Plug-in Hybriden nicht vorbei. Darum gibt es den Tiguan nun als e Hybrid, der mit einer Systemleistung von 180 kW (245 PS) das Sparen wie den Fahrspaß vereinen will. Die zweite Neuerung dürfte vor allem sportlich ambitionierte Handwerker freuen. Erstmals gibt es eine reinrassige R-Version mit strammen 320 Pferdchen. Das reizt natürlich den Motorjournalisten sehr, doch die Vernunft siegt.
Daher steigen wir in den Plug-in Hybriden ein. Der nutzt dieselbe Technik wie der aktuelle Golf, darf aber nicht wie gewohnt GTE heißen, sondern trägt die schlichte Bezeichnung eHybrid. Unter der Haube des Plug-in Hybriden teilt sich ein 1,4-Liter TSI mit 150 PS zusammen mit einem Elektromotor mit 85 kW (115 PS) die Arbeit. Die Kapazität der Lithium-Ionen Zellen fällt mit 13 kWh ungewohnt groß aus. Da sich beim Speicherdepot aber nur die Energiedichte und nicht die Abmessungen erhöht haben, nimmt es nicht mehr Raum in Anspruch. Das Batteriepack befindet sich platzsparend unter der Rücksitzbank, die sich nach wie vor längs verschieben lässt. Grundsätzlich startet der Tiguan eHybrid in seinem Elektromodus. Dies soll sogar, so versichert man uns, bei winterlichen Außentemperaturen von minus 10 Grad problemlos möglich sein.
Auf unserer Testfahrt stromert der Tiguan recht lange, dabei helfen ihm nur wenige Stop-& Go-Situationen um seine Akkus wieder mit regenerativer Energie zu befüllen. Doch segelt der eHybrid im Teillastbereich oftmals hinreichend. Laut WLTP-Norm soll er 50 Kilometer weit kommen und ist lokal emissionsfrei mit einem Tempo von bis zu 130 km/h unterwegs. Das probieren wir natürlich mehrmals und nach gut 40 Kilometern springt zum ersten Mal der Verbrenner an. Zwischen 1,6 und exakt 2,0 Litern liegt der angegebene Durchschnittsverbrauch. Wir wollten den Plug-in Hybriden allerdings mit all seinen Facetten genauestens kennenlernen und waren daher nicht überaus sparsam unterwegs.
Der Reiz ist einfach zu groß, um mal eben die maximale Systemleistung von 245 PS abzurufen. Dazu genügt ein beherzter Tritt aufs Gaspedal oder ein Knopfdruck auf die GTE-Taste der Mittelkonsole. Warum das schlichte Buchstabenkürzel GTE und nicht einfach eHybrid draufsteht, ist letztendlich egal, weil dann richtig die Post abgeht und zwar ohne dass der Fronttriebler anschließend übermäßig mit seinen Vorderrädern nach Halt sucht, sondern genügend Gripp aufbaut. Anschließend mobilisiert der eHybrid seine vollen 250 Newtonmeter Drehmoment und schießt kraftvoll los. Ist der GTE-Modus aktiviert, werden das adaptive Fahrwerk und die Lenkung hinsichtlich Fahrdynamik geschärft. Was dem Fahrspaß dient, aber den Verbrauch – wenn auch nur gemäßigt in die Höhe treibt. Daher zeigte der Bordcomputer auch abschließend nur 2,4 Liter Super sowie 16,8 kWh an verbrauchtem Strom an.
Sind die Akkus erschöpft, geht das Stromzapfen an einer Wallbox mit 3,4 Stunden recht zügig. An einer 230 Volt Haushaltssteckdose vergehen knapp fünf Stunden für eine vollständige Batteriefüllung. Eine Schnelllademöglichkeit besteht hingegen nicht und mit einem Grundpreis von geschätzten 36.000 Euro netto ist der E Hybrid nicht günstig. Den genauen Preis will VW erst kurz vor der Markteinführung im November bekanntgeben.
Optisch wurden bei allen Tiguan nochmals nachgewürzt. Insbesonders die Frontpartie trägt jetzt einen kräftigen Schuss Dynamik. So wurde die Motorhaube leicht angehoben und trägt ähnlich kräftige Konturen wie beim größeren Touareg. Gleiches gilt für den markanten Kühlergrill und die muskulöser wirkende Frontschürze. Optional sind Matrix-LED Scheinwerfer erhältlich, die die Fahrbahn vor dem den Tiguan intelligenter und somit besser ausleuchten. Hierzu gibt es in jedem Scheinwerfer gleich 24 LED-Segmente. Hinten fallen die Veränderungen beim Tiguan jedoch nur maßvoll aus. An seinem Heck gibt es lediglich LED-Rückleuchten sowie ein durchgehendes Reflektorband am Stoßfänger für die beiden neuen Topmotorisierungen.
Im Innenraum hat sich wesentlich mehr getan. Der Fahrer blickt auf 10,25 Zoll große Digitalinstrumente und das Multimediasystem mit einer Diagonalen von 6,5 bis 9,2 Zoll holt Online-Dienste ins Auto und bindet jetzt Smartphones kabellos via Apple Carplay und Android Auto ins System mit ein. Das klappt auf Anhieb ziemlich gut, aber für die Stromversorgung der Handys oder Tablets dienen einzig und allein nur noch USB-C Ports. Da werden sich wohl die meisten Außendienstler entweder einen passenden Adapter besorgen müssen oder gleich die induktive Ladestation für knapp 400 Euro mitbestellen.
Umgewöhnen muss man sich auch bei der Bedienung der Klimatisierung. Die erfolgt im Tiguan erstmals über sogenannte Touchfelder und Slider. Eigentlich eine feine Sache, aber spätestens beim Einstellen der eigenen Wohlfühltemperatur wünscht man sich das wesentlich feinfühligere Ansprechverhalten von klassischen Drehreglern wieder zurück. Nun gut. Dafür gefällt das neue Assistenzsystem Travel Assist. Der adaptive Tempomat unterstützt seinen Piloten vertrauenswürdig beim Lenken, Beschleunigen und beim Bremsen. Das teil-autonome Fahren soll mit dem Tiguan selbst noch mit hohen 210 km/h möglich sein. Ausprobiert haben wir den teil-autonomen Helfer allerdings nur unter normalen Bedingungen bis zur Richtgeschwindigkeit.
Die Zweiliter-Dieselmotoren mit einer Leistung von 122, 150 sowie 200 PS wurden überarbeitet. Dank doppeltem SCR-Kat und zweifacher Adblue-Einspritzung (Twindosing) blasen sie nun weniger Stickoxide in die Umwelt. Der 240 PS starke TDI wurde dagegen aus dem Programm genommen. Auch die beiden TSI-Benziner mit 130 und 150 PS emittieren weniger Schadstoffe, da sie im Teillastbereich zwei der vier Zylinder abschalten können.
Neben dem Plug-in Hybriden dient der Tiguan R als weiteres Topmodell im Programm. Angetrieben wird der Sportler von einem Zweiliter-Turbo, der satte 350 PS und 420 Nm an Drehmoment entfaltet. Neben der mächtigen Power sorgt der überarbeitete Allradantrieb zusammen mit einem adaptiven Torque-Splitter für ein besonders agiles Fahrverhalten, da die Motorkraft bedarfsgerecht an die einzelnen Räder verteilt wird. Zu erkennen gibt sich der Tiguan R an seinen vergrößerten Lufteinlässen in der Frontpartie, serienmäßigen Alu-Rädern im 20-Zoll-Format sowie einer doppelflutigen Auspuffanlage mit vier Endrohren. Innen gibt es neben einem dickummantelten Sportlenkrad und Sportsitzen mit integrierten Kopfstützen sowie einem Race-Fahrprogramm.
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