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Eine neue Studie macht Hoffnung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Eine neue Studie macht Hoffnung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. (Foto: © vanatchanan/123RF.com)

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Neuer Therapieansatz bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Eine pharmakologische Veränderung von Krebszellen soll helfen, die Behandlungsresistenz zu überwinden.

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört nach wie vor zu den tödlichsten Krebsarten überhaupt. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 21.000 Menschen an diesem Krebs. Davon erliegt die Hälfte innerhalb des ersten halben Jahres der Krankheit, nur gut zehn Prozent überleben fünf Jahre. Ein Grund dafür: Bauchspeicheldrüsenkrebs bleibt lange beschwerdefrei und wird daher erst sehr spät erkannt. Ein anderer Grund aber ist die besondere Fähigkeit dieser Tumorzellen, sich der Behandlung zu widersetzen, indem sie ihre molekulare Identität ändern.

Einer Forschungsgruppe um Professor Dr. Steven A. Johnsen, dem Wissenschaftlichen Leiter des Robert Bosch Centrums für Tumorerkrankungen (RBCT) am Bosch Health Campus in Stuttgart, ist es nun im Labor gelungen, genau diese Identität so zu beeinflussen, dass sich die Tumoren der Wirkung der Chemotherapien nicht mehr entziehen können. Beteiligt an den Studien sind auch Forschende, Ärzte und Ärztinnen der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota (USA), sowie der Universitätskliniken Göttingen, Essen und Bochum.

Zwei Subtypen von Krebszellen

Der Ausgangspunkt für die neue Studie war die grundlegende Erkenntnis, dass sich die Krebszellen in der Bauchspeicheldrüse in zwei molekulare Subtypen einteilen lassen. Diese sogenannten Identitäten beeinflussen das Wachstum der Krebszellen, die Metastasierung und auch die Empfindlichkeit gegenüber Therapiesubstanzen. Der klassische Subtyp reagiere besser auf Chemotherapie, so Johnsen, während der basale Subtyp aggressiver sei und eine schlechtere Prognose aufweise. Die Forscher konnten nun erstmals zeigen, dass sich die molekulare Identität der Tumorzellen pharmakologisch verändern lässt – und zwar durch sogenannte Glukokortikoide, die bei nahezu allen Patienten und Patientinnen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs bereits eingesetzt werden, um Nebenwirkungen der Chemotherapie zu behandeln.

Auf dieser Grundlage hoffen die Forschenden Wege zur Überwindung der Resistenzen gegen Chemotherapien zu entwickeln. "Der große Wert unserer Arbeit besteht darin, dass wir aufgrund unserer Erkenntnisse bestimmte Substanzen, die bereits in klinischen Studien getestet werden, mit bisher verwendeten Chemotherapien kombinieren können", erklärt Johnsen. Die Forscher hoffen, dass die Zugabe nur eines weiteren Wirkstoffs ausreicht, um bisher erfolglose Chemotherapien wirksam zu machen. "Die Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Entwicklung von individuelleren und effizienteren Therapien, da wir die molekulare Beschaffenheit des jeweiligen Tumors immer besser verstehen – auch jenseits des Pankreaskrebses."

Langer Weg bis in die Praxis

Johnsen betont aber, dass es noch ein langer Weg sei, die Erkenntnisse aus der Laborforschung in die klinische Praxis zu bringen. Dafür will er eng mit seinem Kollegen, dem Klinischen Leiter des RBCT, Prof. Dr. Hans-Georg Kopp, zusammenarbeiten, der auch Chefarzt am Robert Bosch Krankenhaus ist. "Die Überwindung dieser schrecklichen Krankheit erfordert viel Teamarbeit. Alleine können wir das nicht schaffen", betont Kopp.

Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Südwest, zu dem neben dem Bosch Health Campus die Universitätskliniken Ulm und Tübingen gehören, erhoffen sich Johnsen und Kopp mehr und bessere Möglichkeiten, Forschungsergebnisse wie diese in die klinische Praxis umzusetzen.

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Text: / handwerksblatt.de

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