Die Hängelahütte bietet neben einem hervorragenden Restaurant, wenige Meter weiter eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit in einer Jurte an.

Die Hängelahütte bietet neben einem hervorragenden Restaurant, wenige Meter weiter eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit in einer Jurte an. (Foto: © Brigitte Klefisch)

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Graubünden: Gipfelglück für alle Sinne

Fast am Ende der Welt überrascht ein kleines Bergdorf in Graubünden mit allem, was das Herz begehrt.

Die Reise geht nach Vals. Einem Bergdorf mit etwa 1.000 Einwohnern im Kanton Graubünden. Na, mal sehen. Es heißt, es werden an diesem Ort alle fünf Sinne angesprochen. Okay! Gelandet am Flughafen Zürich, sorgt das wuselige Treiben noch für ein wenig Hektik. Doch kaum ist das richtige Bahngleis Richtung Vals entdeckt, setzt die vielzitierte Entschleunigung ein. Die SBB fährt pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk ab.

Die Reise führt entlang des weitläufigen Zürichsees. Am Ufer laden idyllische Buchten und schöne Chalets eigentlich schon zum Verweilen ein. Doch die Fahrt geht weiter. Mit einem perfekten Timing Umstieg in Chur in die Rhätische Eisenbahn. Es beginnt eine herrliche Bummelfahrt entlang des Rheins. Der Fluss entspringt hier in den Alpen Graubündens. Zum Baden zu wild, ist es für Kanuten ein wahres Paradies. Wie bunte Smarties sorgen die Boote für Farbtupfer in einer ohnehin malerischen Landschaft.

Hoch auf 1.252 Meter

Das könnte gut werden. In dieser unberührten Natur. In Ilanz heißt es noch einmal raus aus dem Zug, rein in den Postbus. Über eine kurvenreiche Strecke geht es hoch auf 1.252 Meter. Von der Bushaltestelle bis zum Dorfplatz liegen keine drei Gehminuten. Zentrum der Gemeinde, Treffpunkt der Bewohner und Ausgangspunkt zahlreicher Touren in die Valser Alpen. Einige der charmantesten Walserhäuser säumen den Platz. Das schönste ist das von Andreas und Thresi Berni. Erbaut 1658, erscheint das Gebäude in der typischen Schindelbauweise mit einem Steindach aus Valser Quarzit. Ein Baugesetz aus dem Jahr 1958 legte fest: Jedes Haus in Vals muss mit einem Quarzit-Dach ausgestattet sein. Ein Baumaterial, das in der Umgebung in großen Mengen vorkommt.

Nachhaltigkeit in Vals

Die Mitglieder des Alphorngruppe in Vals pflegen die musikalische Tradition der Schweiz Foto: © Brigitte KlefischDie Mitglieder des Alphorngruppe in Vals pflegen die musikalische Tradition der Schweiz Foto: © Brigitte Klefisch

Eingebettet in dieser ursprünglichen Bauweise von Vals liegt auch das Hotel Alpina. Mit Restaurant, Café und einer kleinen Bar der Hot Spot für die Gemeindemitglieder und sonniger Rastplatz für Wanderer. Das vom Graubündener Architekten Gion A. Caminada renovierte Hotel ist ein kleines, auf Nachhaltigkeit angelegtes Haus. Nach dem Check-in ein erstes Highlight für die Ohren: In einem Halbkreis haben sich die Mitglieder der hiesigen Alphorngruppe vor dem Hotel aufgebaut.

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Vor imposanter Kulisse der Valser Alpen schweben die tiefen Töne des 3,80 Meter langen Instruments hoch in den Abendhimmel. Die Schweiz in Reinkultur. Der Einstieg könnte kaum besser sein. "Ein paar Töne waren schief", lacht Regina fröhlich. Die Vorsitzende der Valser Alphorngruppe erzählt, dass das Alphornblasen in der Schweiz groß in Mode ist. Daher bietet der Verein auf Anfrage im Sommer sogar Kurse an.

Leichter Anstieg, tolle Aussicht

Nächster Tag. Auf dem Programm: die Wanderung vom Zervreila-Stausee bis nach Gadastatt. Der Weg eignet sich sogar für Wandersofties, wie ich es bin. Leicht zu bewältigende Anstiege, ein wunderschöner Blick auf das 2.862 Meter hohe Zervreilahorn. Es erinnert an das Matterhorn im Wallis und wird daher auch das Matterhorn Graubündens genannt.

Weiter führt der Weg durch eine Moorlandschaft mit saftig grünen Wiesen, bunten Gebirgsblumen und klaren Bergbächen. An besonders schönen Stellen laden Ruhebänke zum Verweilen ein. Gemütlich! In allen Punkten. Einzigartig auch die kleine Kapelle St. Anna. Sie wurde 1754 auf einer Felswand gebaut.

Kapelle auf der Sonnenseite

Die kleine Kapelle St. Anna. Erbaut auf einem Felsvorsprung. Foto: © Brigitte KlefischDie kleine Kapelle St. Anna. Erbaut auf einem Felsvorsprung. Foto: © Brigitte Klefisch

Fast scheint es, als neige sie sich dem Abhang entgegen. Gelegen auf der Sonnenseite, erstrahlt sie in schönsten Farben. Nach fünf Kilometern oder 2,5 Wanderstunden endet der Weg auf 1.817 Metern Höhe. Am Ende des Weges das Restaurant Gadastatt. Ulf Heinemann hatte vor einigen Jahren hier die Idee, in der höchst gelegenen Craft-Brauerei der Schweiz ein süffiges Bier herzustellen.

In einem Felsenkeller braut der aus Thüringen stammende Brauer das naturtrübe Gadastatt. Dazu schmeckt das Bündner Plättli mit Bündnerfleisch, geräuchertem Speck, Schinken und einer Auswahl herrlichster Schweizer Käsesorten. Ein letzter Blick auf die Bergkette, dann geht es mit der Bergbahn hinab. Zurück nach Vals.

Bekannt ist der idyllische Ort auch dank seiner Thermalquellen. Die heilsame Wirkung lässt sich bis ins 17. Jahrhundert nachverfolgen. Nach einigen Auseinandersetzungen über die Besitzverhältnisse, übernahm 1983 die Gemeinde wieder das Schwimmbad. Sie beauftragte den Schweizer Architekten Peter Zumthor mit dem Bau. Er entwickelte einen Komplex, bestehend aus einem Hotel und der Therme. Der aus 60.000 Platten Valser Quarzit errichtete Bau wurde zwei Jahre nach der Eröffnung unter Denkmalschutz gestellt. Ein architektonisches Meisterwerk und Ort der Entspannung. Benannt wurden die Bauten nach der Valser Postleitzahl 7132. Bei einer Wassertemperatur von angenehmen 30 Grad klingt ein erlebnisstarker Tag aus.

Zitat "Wir haben ohne Vorkenntnisse mit dem Kräutergarten angefangen." Claudia Vieli Oertle, Grafikerin und Gärtnerin

Der Kräutergarten ist für Claudia Vieli Oertle Ort der Entspannung und Zufriedenheit. Foto: © Brigitte KlefischDer Kräutergarten ist für Claudia Vieli Oertle Ort der Entspannung und Zufriedenheit. Foto: © Brigitte Klefisch

Bevor es am nächsten Tag wieder zurück geht, bleibt Zeit, einen Abstecher in den Kräutergarten von Claudia Vieli Oertle einzulegen. Seit 2016 baut die Grafikerin mit drei Frauen aus Vals den Garten auf. "Wir haben ohne Vorkenntnisse angefangen", lacht sie und schaut zu Recht stolz auf üppig blühenden Thymian, verschiedene Malvenarten, Muskat und vielerlei Kräuter für das leibliche Wohl. Inzwischen versorgt sie mit ihren Kräutern die Gastronomen des Ortes. Zudem gibt sie Kräuterkurse und vermittelt ihr Wissen über die Heilwirkung vieler Pflanzen.

Alle Kräuter und die Kräuterteemischungen werden von Hand aufgearbeitet. Zum Glück bekomme ich ein Tütchen "Heimwehtee" mit auf den Weg. Wieder zu Hause, erinnere ich mich bei einer Tasse Tee an den Klang der Alphörner, den Geschmack regionaler Spezialitäten, den Blick auf Berge und Täler, den Duft der Bergkräuter und das Wohlfühlen in den warmen Quellen von Vals. Einem idyllischen Bergdorf für alle fünf Sinne. Freue mich jetzt schon berggipfelmäßig auf ein Wiedersehen.

InformationenAnreise Mit der Fluggesellschaft Swiss Air von verschiedenen deutschen Städten bis Zürich. Preise je nach Tarif ab 170 Euro. Mit dem Zug ab Zürich mit der Bahn nach Ilatz ab 25 CHF (Euro: ca. 22) 
Übernachten Hotel Alpina, Dorfplatz, CH-7132 Vals alpina-vals.ch
Übernachtung in einer Jurte Hängelahütte, Nicole Loretz, Vals-Matta haengela.ch
Speisen Bergrestaurant Gadastatt, Telefon +41 81 935 14 72; Restaurant Ganni, Leis 208, 7132 Vals, Ganni.ch
Hotel 7132 Blue Bar, Telefon +41 58 713 20 00
Wohlfühlen 7132 Therme 7132therme.com
Kräuterakademie Graubünden kraeuterakademie-gr.ch
Informationen Sommers wie Winters bietet Vals Naturerlebnisse an. Wanderwege gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Touristeninformationen über VistiVals und aktuelles zur Corona-Lage finden Sie im Internet: Vals.ch

Text: / handwerksblatt.de

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