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La Sacristìa – ein göttlich schönes Café

In einer ehemaligen Busstation errichteten zwei Restauratoren ein Café, das einem Museum gleicht. Von plüschigen Sofas und Sesseln aus können Besucher bei Kuchen, Tapas und einem Glas "Agua de Dénia" in die Geschichten der La Sacristìa in Dénia eintauchen.

Für Nacho Mozos Garcia war es Liebe auf den ersten Blick. Dénia. Die hübsche Stadt an der Costa Blanca erfüllte alle Wünsche an einen Ort, in dem der Restaurator leben und arbeiten wollte. Eine Stadt, die zwischen dem Gebirge Montgó und dem im Sonnenlicht glitzernden Mittelmeer liegt. Sowohl über einen Strand aus Stein wie auch einen feinen Sandstrand verfügt. Einer Stadt gleicht, aber durchaus einen gemütlichen dörflichen Charakter aufweisen kann. Gelegen zwischen Alicante und Valencia geht es hier an der Ostküste Spaniens noch beschaulich zu. Im Sommer ist die Stadt gut besucht, aber nicht überlaufen. Das mediterrane Klima im Winter zieht immer mehr Langzeiturlauber vor allem aus Deutschland an.

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Auf dem Klosterplatz befindet sich die Kirche San Antonio. Sie gehört zu einem Ensemble, das das Kloster San Antonio de Padua umfasst, eine Franziskanergründung aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche selbst wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Bei Restaurationsarbeiten trifft Nacho hier Maria Solano Honrubia. Auch sie eine Restauratorin. Während Nacho auf die Wiederherstellung alter Möbel und Kunstwerke spezialisiert ist, hat Maria ihren Schwerpunkt bei der Restauration von Inneneinrichtungen und der Malerei gefunden.

"Unser Studium haben wir beide damals mit Kellern finanziert", erzählen die kreativen Gastronomen im Gespräch mit artifex, wie aus Nebenjob und Beruf die Idee zur "La Sacristìa" entstand. "Wir haben uns irgendwann ein Café gewünscht, das dem Stil einer Kirche ähnelt." Bei selbstgemachten Kuchen oder Tapas sollten Besucher einerseits chillen können, gleichzeitig aber viele Geschichten mit den unterschiedlichen Stilen und Epochen erfahren. Unterstützung für ihr Vorhaben fanden sie bei Manuel Castillo Conde. Der auf Dekorationen spezialisierte Restaurator brachte die Erfahrung seines "Cafe de las Horas" aus Valencia mit. Bekannt ist das Café für seine opulenten und reich verzierten Wände, die barocke wie auch klassische Elemente zeigen. Zahlreiche Lampen und Kronleuchter tauchen das Lokal mit der großen hölzernen Theke in ein beschauliches Licht.

Suchen gehört zum Job

In einer ausgedienten Busgarage in der C/Para Pere, unweit des Stadtkerns, entdecken sie den idealen Ort für ihren Traum eines lebendigen Museums. Skulpturen, Bilder, Stühle, Kronleuchter, alles, was sie an großen und kleinen Kunstschätzen von Trödelmärkten, Antiquitätenhändlern oder aus Privatbesitz zusammentrugen, wurde liebevoll restauriert und dekoriert. Die meisten Stücke kommen aus Spanien. Das eine oder andere Schmuckstück hat den Weg von Frankreich oder England nach Dénia gefunden. Glanzstück ist die Madonna "La Virgin de la Inmaculada". "Die Figur war in einem sehr traurigen Zustand", erinnert sich Nacho an den Moment, als er die Heiligenfigur zum ersten Mal in den Händen hielt. Die größte Herausforderung war es, den Hautton der Madonna wieder herzustellen. Auch der blaue Stoff ihres Kleides war für den 58-Jährigen eine knifflige Aufgabe.

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Im Café hat die aufwendig restaurierte Figur aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe der Bar einen besonderen Platz gefunden. Seit der Eröffnung im August verströmt sie hier eine Atmosphäre von Ruhe und Ehrfurcht. Bewundert von vielen Besuchern erlebt selbst Maria eine Aura, die sie, wie sie selbst sagt, "immer wieder berührt." Für das richtige Sakristei-Feeling sorgt zudem ein lieb gewonnenes Ritual. Bevor die ersten Gäste kommen, wird Weihrauch in einem goldenen Gefäß zum Schmelzen gebracht und hüllt so den Raum in einen würzig frischen Duft.

Das Weihwasser der Sakristei

Da, wo Weihrauch in der Luft wabert, da ist das Weihwasser nicht fern. So auch in der La Sacristìa. In dem Café haben die himmlisch gut schmeckenden Wasser Namen wie Agua de la Sacristía, Agua del Edén oder "Agua de Dénia". Wenn auch nicht gesegnet, birgt vor allem der fruchtig-frisch schmeckende Cocktail "Agua de Dénia" ein streng gehütetes Geheimnis. Als Patent angemeldet, gibt es das Getränk in dieser Zusammensetzung nur hier. Was es genau ist, damit rücken Maria und Nacho nicht heraus. "Ihr könnt wissen, dass wir Champagner und Orangensaft verwenden, mehr aber nicht", lachen beide herzlich, hüllen sich aber ansonsten in Schweigen. Nur so viel sei verraten: "Wir mixen noch sechs geheime Zutaten bei."

Weitere Ziele haben Maria Solano Honrubia und Nacho Mozos Garcia nicht. Angelangt im Hier und Jetzt sind sie einfach nur glücklich zu erleben, wie ihre Gäste in bequemen Polstermöbeln, jedes einzelne Kunstwerk intensiv betrachten. Dann fühlen sie sich bestätigt, mit ihrer Mission, die Geschichte und die Seele ihrer Schätze in einem besonderen Ambiente zeigen zu können. "Wir sind am Ziel unserer Träume. Mehr wollen wir nicht", fühlen sich Maria und Nacho ganz weit oben im gastronomischen Sternenhimmel. Wer die lebensfrohen Gastwirte erlebt, glaubt es ihnen aufs Wort.

La SacristìaDas Restaurant ist an fünf Tagen, von Dienstag bis Samstag, geöffnet. Die "La Sacristìa" ist ein sogenanntes Konzept-Café. Es finden Modeschauen und Lesungen statt. Zeitgleich mit der Eröffnung fand die erste Burlesque-Show im Stil der 50er-Jahre statt. Anfangs waren die Einwohner von Dénia etwas irritiert über diese Form einer Show. Doch inzwischen hat sich bei ihnen und auch den Touristen herumgesprochen, dass Maria und Nacho bei ihrer Show großen Wert auf eine stilvolle Veranstaltung legen. Die Termine der schnell ausverkauften Events werden ausschließlich auf Instagram angekündigt. 
#lasacristiacafedenia

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Text: / handwerksblatt.de

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