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Handwerk: Beim Fachkräftegipfel fehlt der Kompass

Handwerkspolitik

Die Bundesregierung hat am 7. September beim Fachkräftegipfel mit Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften über Wege zur Sicherung des Fachkräftebedarfs beraten. Das Handwerk fordert mittel- und langfristige Konzepte.

Zum Fachkräftegipfel der Bundesregierung am 7. September 2022 mit Vertretern von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften erklärt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): "Es ist vor dem Hintergrund des gewaltigen Transformationsdrucks und der für die Modernisierungsprozesse benötigten tausenden zusätzlichen Fachkräfte gut, dass die Bundesregierung den Fachkräftemangel explizit in den Blick nimmt und gemeinsam mit den Sozialpartnern nach Wegen sucht, wie der in den kommenden Jahren erhöhte Fachkräftebedarf gesichert werden kann."

Richtigerweise habe die Regierung dazu ein Strategiepapier vorgelegt, das eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten enthält. Wichtig sei jedoch, dass eine Fachkräftestrategie eben nicht eine bloße Sammlung von Einzelprojekten ist, sondern vielmehr mittel- und langfristig konzipiert werde. "Die bisherige Strategie lässt jedoch leider noch einen überzeugenden gesamtstrategischen Ansatz vermissen: Es fehlt der Kompass. Aus Sicht des Handwerks müssen bestehende und erfolgreiche Initiativen wie die Allianz für Aus- und Weiterbildung viel stärker eingebunden und Handlungserfordernisse konkret benannt werden", forderte Wollseifer. Auch die Potenziale aus der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte – gerade für kleine und mittlere Betriebe – müssten noch stärker betont werden.

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Echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung nötig

"Vor allem fehlt im bisherigen Strategiepapier ein deutliches Plädoyer für eine Förderung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung", bemängelte der ZDH-Präsident. "Wir brauchen endlich eine echte Gleichwertigkeit." Dazu gehöre eine gesetzliche Verankerung dieser Gleichwertigkeit, eine bessere Finanzierung der handwerklichen Berufsbildungsstruktur, deutlich bessere Berufsorientierungsangebote an allen Gymnasien bundesweit, eine Entlastung von Ausbildungsbetrieben und attraktive Angebote für Azubis. "Kurzum: Wir brauchen eine Bildungswende!", betonte Wollseifer. Nur wenn es gelinge, berufliche Bildung für junge Menschen wieder attraktiver zu machen, würden Wirtschaft und Handwerk den Nachwuchs gewinnen können, den sei angesichts der gewaltigen Herausforderungen durch den Transformationsdruck unbedingt brauchen.

250.000 Fachkräfte fehlen im Handwerk

Allein im Handwerk fehlen aktuell schon über 250.000 Arbeitskräfte – Tendenz steigend. 125.000 Betriebe suchen in den nächsten fünf Jahren eine Nachfolge. Gleichzeitig steigt vor allem in den Transformationsbereichen – Klimaschutz, Energiewende, Infrastruktur oder Digitalisierung – der Bedarf stetig. So werden laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für die Vorhaben der Bundesregierung allein für den Klimaschutz und für den Wohnungsbau bis 2025 rund 400.000 zusätzliche Fachkräfte insgesamt benötigt.

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Text: / handwerksblatt.de

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