Bauholz ist aktuell sehr knapp. Das stellt die Betriebe derzeit vor große Herausforderungen.

Bauholz ist aktuell sehr knapp. Das stellt die Betriebe derzeit vor große Herausforderungen. (Foto: © kasto/123RF.com)

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Innovativ gegen die Materialnot vorgehen

Konjunktur: Die Corona-Pandemie flaut derzeit ab und die Wirtschaft zieht wieder an. Nun erschwert Materialknappheit die Arbeit der Betriebe. Andreas Ehlert, Präsident Handwerk.NRW, zur aktuellen Lage.

Es sind schon verrückte Zeiten. Die Corona-Pandemie zieht sich zurück, und das wirtschaftliche Leben kommt wieder in Fluss. Aber nun machen Materialengpässe gerade den Betrieben das Leben schwer, die im letzten Jahr während der Pandemie für Stabilität gesorgt haben. Die Ursachen sind vielschichtig: gestörte Lieferketten, dramatische Verschiebungen der Nachfrage während der Pandemie, Handelskonflikte, erhöhter Rohstoffbedarf weltweit – und nicht zuletzt der Borkenkäfer.

Richtig ist, dass wir jetzt kurzfristige Lösungen für unsere Betriebe brauchen. Die Verlängerung der Kurzarbeit war gut. Öffentliche Auftraggeber sollten jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und kulant sein. Allerdings dürfen wir jetzt nicht vom Staat erwarten, dass er uns vor allen Risiken in Schutz nimmt. Es ist ja gerade die Funktion des Unternehmertums, auf Marktveränderungen mit innovativen Anpassungen zu reagieren. Wo die Phantasie der Politik aufhört, beginnt gerade erst die unternehmerische Innovation. Die Wirtschaft muss deshalb zuallererst eigene Antworten finden: Die Handwerksbetriebe müssen künftig mehr mit Preisgleitklauseln arbeiten, um Risiken bei den Lieferketten aufzufangen. Die Betriebe müssen ihre Lieferketten diversifizieren und resilienter werden. Alle Akteure sollten sich gemeinsam darum bemühen, unnötige Marktverwerfungen zu vermeiden. Fairness und Besonnenheit tun not. Aber es gibt auch Antworten, die die Politik geben muss. Nicht als Vollkaskoversicherung, sondern um an den Ursachen der Materialnot zu arbeiten.

Zitat "Wir dürfen nicht vom Staat erwarten, dass er uns vor allen Risiken in Schutz nimmt. Es ist ja die Funktion des Unternehmertums, auf Marktveränderungen mit innovativen Anpassungen zu reagieren." Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW

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Finger weg von Exportstopps: Wir führen deutlich mehr Rohstoffe ein, als wir exportieren. Wenn wir nun den Export von Holz einschränken würden, schnitten wir uns ins eigene Fleisch.

Eine Lanze für den Freihandel: Handelskonflikte verschärfen Lieferkettenprobleme. Auch die EU ist kein Musterknabe in Sachen Freihandel. Der Abbau von politischen Handelshemmnissen nützt am Ende auch denen, die vor Ort für Endkunden arbeiten. Fairness für Borkenkäfer: Sogenanntes "Schadholz" kann durchaus als Bauholz noch taugen. Das Baurecht gehört auf den Prüfstand, damit der nachhaltige Holzbau nicht unnötig behindert wird.

Bahn frei im Planungsrecht: Die Sägewerke arbeiten unter Vollauslastung. Industrieanlagen müssen schnell auf innovative Fertigungen umstellen oder Kapazitäten erweitern können. Diese Transformation darf nicht durch überbordendes Planungsrecht oder durch harzige Genehmigungsverfahren ausgebremst werden.

Heimische Rohstoffe fördern: Sand, Kies, Gips gibt es auch bei uns vor Ort. Wir müssen den Mut haben, deren Abbau zu ermöglichen. Wenn wir nach dem St. Florians-Prinzip jede Kiesgrube verteufeln, dürfen wir uns nicht wundern, wenn das Material knapp wird.

Innovationen vorantreiben: Rohstoffe sind knapp. Wir brauchen deshalb jetzt die besten Ideen, um durch Kreislaufwirtschaft und Sekundärrohstoffe zu mehr Ressourceneffizienz und zu mehr Resilienz zu kommen. Dabei ist das Handwerk Teil der Lösung!

Andreas Ehlert ist Präsident von Handwerk.NRW:

Text: / handwerksblatt.de