Foto: © Eva Leyendecker
HWK Trier | Januar 2025
German Design Award für Eva Schäfer-Simon
Für ihre "echt-es" JOIN-Kollektion hat die Goldschmiedin Eva Schäfer-Simon aus Bitburg einen der renommiertesten Preise im Bereich Design erhalten.
(Foto: © Dmitry Rukhlenko/123RF.com)
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Handwerker haben es manchmal schwer, eine Finanzierung für Investitionen oder Betriebsmittel zu stemmen. Schließlich sind die Banken bei ihnen oftmals besonders zögerlich. Dabei gibt es attraktive Alternativen zum Kredit.
Auch heute noch wird Andreas Schomaker wütend, wenn er an seine alte Hausbank denkt. Der Biobäcker aus Rheurdt am Niederrhein wollte investieren und eine neue Getreidemahlanlage kaufen. Doch die Volksbank stelle sich quer. "Der Berater hat abgelehnt und gesagt: Bio ist nur eine Welle und wir bauen den Betrieb nicht weiter mit aus", erzählt er. Der Frust war groß. Doch er kam auf eine pfiffige Idee für die Finanzierung: Genussrechte.
Zusammen mit einem Unternehmensberater setzte er Verträge für die künftigen Anleger auf. Bis zu vier Prozent sollten sie als garantierte Zinsen auf ihre Einlage bekommen, "und bei einer vernünftigen Gewinnlage nochmal drei bis vier Prozent mehr", sagt Schomaker. Die Nachfrage war groß. "Wir hatten, bevor wir alles fertig hatten, schon Zusagen von unseren Kunden." Mindestens 1.000 Euro musste jeder anlegen. Innerhalb kurzer Zeit hatte er das Geld für den Maschinenkauf zusammen. "Wir waren überrascht über den Zuspruch der Kunden." Insgesamt 200.000 Euro sammelte seine Firma damit an Kapital ein – mehr als ursprünglich geplant.
Für die Zinszahlungen ließ er "Schomaker-Zinsbonds" im Wert von jeweils einem Euro drucken, "kleine Scheine wie Monopoly-Geld und einem Kopierschutz, damit man ihn nicht nachmachen kann", erzählt der Bäckermeister und Betriebswirt. "Und damit kaufen die Leute mit extra Rabatt bei uns im Laden ein." Das zahlt sich aus. "Wir haben den Vorteil der geringeren Kosten und unsere Genussrechtler kaufen günstig ein."
Die Finanzierung über Genussrechte hat für Unternehmen aber auch noch andere Pluspunkte: Die Einlage zählt bei einer Laufzeit von mehr als fünf Jahren zum wirtschaftlichen Eigenkapital und verbessert damit auch das Rating bei Banken und Wirtschaftsauskunfteien. Außerdem sind für die Finanzierung keine Sicherheiten notwendig und die Zinsen sind steuerlich absetzbar.
"Die Ausgabe von Genussrechte eignet sich grundsätzlich für jedes Unternehmen, das ein solides Anlagepotential hat", sagt Gernot Meyer, der bisher mehr als 60 Unternehmen dazu beraten hat. "Man muss aber den Mut haben, auf die Anleger zuzugehen." Dabei bezahlt längst nicht jeder die Zinsen wie Biobäcker Schomaker in Naturalien, wie das Wort "Genussrechte" vermuten lassen könnte. "Drei Viertel der Unternehmen zahlen die Zinsen in Geldform aus", sagt Meyer.In ähnlicher Weise können Unternehmen auch Mitarbeiter als Investoren ins Boot holen: durch Mitarbeiterbeteiligungen. Für das angelegte Kapital erhalten die Angestellten Zinsen und/oder eine Gewinnbeteiligung. "Das stärkt den Betrieb – und motiviert die Mitarbeiter", sagt Meyer.
Eine weitere alternative Finanzierungsmöglichkeit für Handwerksunternehmen sind stille Beteiligungen. Die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGs) in den Bundesländern beteiligen sich zum Teil bereits mit fünfstelligen Beträgen als stille Gesellschafter. Und auch private Finanzierer wie die HCM in Quickborn sind in diesem Kleinsegment unterwegs.
Eine weitere Alternative für die Finanzierung von Investitionen, insbesondere von Maschinen oder dem Fuhrpark, ist das Leasing: Anlagegüter also zu mieten statt kaufen. Läuft ein Leasinggeschäft aus, kann der Kunde das gemietete Gut je nach Vertrag vollständig übernehmen, für eine weitere Vertragslaufzeit erneut mieten oder an die Leasinggesellschaft zurückgeben.
Reinhard Kaup, Betriebsberater bei der Handwerkskammer Münster, rät in manchen Fällen allerdings zur Vorsicht. "Die Leasingzeit ist häufig kürzer als die Abschreibungszeit und die Finanzierungsdauer. Dadurch liegen die Leasingraten in vielen Fällen über dem Kapitaldienst eines gekauften und finanzierten Wirtschaftsgutes", sagt Kaup. "Deshalb sollten Unternehmen mit angespannter Liquidität prüfen, ob die Zahlungsfähigkeit gesichert ist."
Unternehmen mit hohen Außenständen können sich auch durch Factoring mehr Liquidität Liquidität beschaffen: Dabei verkaufen sie offene Rechnungen an einen Factoring-Dienstleister und bekommen – wenn auch mit Abschlag – das Geld sofort, statt lange darauf warten zu müssen.
Andreas Schomaker hat inzwischen die Bank gewechselt. Mit der Ausgabe der Genussrechte ist er aber immer noch zufrieden. „Man kann es wirklich empfehlen. Es ist ein gutes Mittel, sich zu finanzieren – und zur Kundenbindung", sagt er. "Man muss es nur sicher sehr sauber und genau und interessant aufsetzen. Und man muss auch bereits sein, sich zu öffnen, die Unternehmensdaten mitzuteilen." Eine Sache würde er allerdings anders machen, wenn er heute noch einmal Genussrechte ausgeben würde: "Beim aktuellen Zinsniveau würde ich tiefer anfangen mit den Zinsen."
Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Internet unter www.bmwi-unternehmensportal.de ein neues Informationsangebot zur Mitarbeiterkapitalbeteiligung gestartet. Das neue Portal soll vor allem mittelständische Unternehmen auf dem Weg zu einer Beteiligung der Mitarbeiter an ihrem Unternehmen unterstützen und begleiten. Auf der neuen Informationsplattform werden praxisorientierte Handlungsempfehlungen, Checklisten und Musterverträge für alle gängigen Beteiligungsmodelle bereitgestellt. Das Informationsportal richtet sich auch an Unternehmen, die bereits Erfahrungen gesammelt haben und ihr Beteiligungsmodell verbessern wollen.
* bezogen auf den Beteiligungsbetrag
** bezogen auf den Gewinn
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