Hohe Energiepreise? Expertenteam gibt Antworten
Die Experten von Handwerkskammer und Umweltzentrum stehen Handwerksbetrieben angesichts hoher Energiepreise beratend zur Seite.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special Klimaschutz und Energiesparen im Handwerksbetrieb
Steigende Energiekosten werden auch für saarländische Handwerksbetriebe seit Beginn dieses Jahres zunehmend zur unternehmerischen Herausforderung. "Um die Betriebe in dieser Situation auf Grundlage einer Analyse der betrieblichen Energieverbräuche beratend zu unterstützen und Möglichkeiten zur Energieeinsparung und Rückgewinnung aufzuzeigen, steht das Beraterteam der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH (UWZ) Handwerksunternehmerinnen und Handwerksunternehmern im Saarland zur Seite", informiert Geschäftsführer Hans-Ulrich Thalhofer. Die Erstberatung des Umweltzentrums kann von allen Handwerksbetrieben kostenfrei in Anspruch genommen werden.
Insbesondere energieintensive Gewerke wie das Metallbauerhandwerk oder die Lebensmittelgewerke hätten hierzulande mit den hohen Preisen für Strom und Heizung zu kämpfen, ergänzt Darius Nadery, Fachbereichsleiter der Unternehmensberatung der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK), die – für die Betriebe ebenfalls kostenfrei – den betriebswirtschaftlichen Teil der Unternehmensberatung abdeckt. "Die Preisentwicklung auf den Märkten können wir als Berater zwar nicht beeinflussen, unterstützen können wir unsere Mitgliedsunternehmen allerdings mit Blick auf betriebliche Optimierungspotenziale, die oft erst nach eingehender Analyse erkennbar werden", so Betriebswirt und Volkswirt Nadery weiter. Der nachfolgende Beitrag bietet einen Überblick über die verfügbaren Beratungsleistungen des UWZ-Beraterteams sowie der betriebswirtschaftlichen Berater der HWK.
Energiebuch E-Tool gibt Überblick
Marcel Quinten, Experte für die Bereiche Energie-, Umwelt- und Fördermittelberatung am UWZ und Koordinator der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) empfiehlt Betrieben, die Energiekosten einsparen möchten, sich zunächst einen detaillierten Überblick über sämtliche Verbräuche zu verschaffen. "Wer mit seinen Energieverbrauchern und den entsprechenden Verbrauchsstrukturen vertraut ist, hat die besten Voraussetzungen Einsparpotenziale zu entdecken, diese schnell und teilweise kostengünstig auszuschöpfen, und so letztlich die Energiekosten des Betriebes zu senken", betont Quinten. Die Mittelstandsinitiative hat unter Federführung des Saar-Lor-Lux Umweltzentrums der HWK mit dem E-Tool ein für das Handwerk bundesweit einheitliches Werkzeug geschaffen, das Betriebsinhabern kostenfrei genau diese Gesamtschau auf das eigene Unternehmen ermöglicht.
Neben der systematischen Erfassung der betrieblichen Energiedaten bietet das Webportal unter www.energie-tool.dedie individuelle Auswertung der Jahresenergieverbräuche und -kosten für alle relevanten Bereiche sowie Kennzahlen zur Bewertung und Einordnung. Seit Anfang 2022 besteht darüber hinaus auch die Möglichkeit, mit dem E-Tool den CO2-Fußabdruck des eigenen Unternehmens zu erstellen. Dies ist insbesondere interessant für Betriebe, die die eigenen Emissionen senken oder zukünftig sogar klimaneutral agieren wollen. Weitere Informationen zur Energieeffizienz in Handwerksbetrieben stehen unter www.energieeffizienz-handwerk.de zur Verfügung.
Kleine Energiesparmaßnahmen mit großem Effekt
Dass kleine Maßnahmen oft schon ausreichen, um spürbar Energie und die entsprechenden Kosten einzusparen, weiß Simon Spath, Berater für Umwelt- und Energiemanagement am UWZ. So können Unternehmen zum Beispiel durch die Optimierung der Druckluftanlage Energie einsparen. "Ein Bar weniger Druck senkt den Energieverbrauch der Anlage schon um zirka sieben Prozent", so Spath. Weitere Effizienzpotentiale lassen sich durch die Dämmung der Gebäudehülle realisieren. Für das breite Spektrum an Einsparmaßnahmen gibt es vom Bund attraktive finanzielle Förderangebote.
Neben der Einsparung von Energie ist auch die eigene Energieerzeugung, beispielsweise mit einer Photovoltaikanlage eine Möglichkeit, die Energiekosten zu senken. "Durch die stark gesunkenen Kosten für Photovoltaikanlagen in den letzten Jahren, ist der Eigenstromverbrauch für Betriebe sehr attraktiv geworden. Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde elektrische Energie aus der Photovoltaikanlage vom eigenen Dach senkt dabei die Kosten für zugekauften Strom.", so der Berater weiter. Interessierte Betriebe können sich für eine Beratung zur Identifikation von Einsparmaßnahmen und Fördermöglichkeiten an das Umweltzentrum wenden. Durch verschiedene Hilfsmittel, wie Leckagemessgeräte für Druckluftanlagen oder Simulationstools für Photovoltaikanlagen können bei einer Beratung vor Ort Einsparpotentiale aufgedeckt werden.
Die Kalkulation im Blick
Angesichts der steigenden Energiepreise steigt der Bedarf der Handwerksbetriebe nach liquiditätssichernden und rentabilitätssteigernden Maßnahmen. Die HWK-Unternehmensberatung setzt an zwei Punkten an, um die Liquidität und Rentabilität der Betriebe zu erhöhen. "Einerseits unterstützen wir die Betrieben, insbesondere mit Blick auf die gestiegenen Energiepreise, bei der Nachkalkulation, um den Umsatz zu steigern.
Andererseits identifizieren wir gemeinsam mit den Inhaberinnen und Inhabern geeignete Kosteneinsparpotenziale. Das kann zum Beispiel auch bedeuten, eine ältere Maschine mit einer schlechten Energiebilanz mittelfristig durch eine neuere, energiesparende Variante zu ersetzen. Hier beraten wir die Unternehmen auch hinsichtlich möglicher Finanzierungsmöglichkeiten", berichtet Nadery. Sein Team informiert Handwerksbetriebe auch über Förderprogramme von Bund und Land, die unter anderem darauf abzielen, Betriebe digitaler und effizienter aufzustellen.
Günstiger Strom für das Saarhandwerk
Um Handwerksunternehmern zumindest ein wenig finanzielle Entlastung beim Begleichen der Stromrechnung zu bieten, hat die HWK mit allen saarländischen Energieversorgern einen günstigen Stromtarif ausgehandelt, der von allen saarländischen Handwerksbetrieben in Anspruch genommen werden kann. Ansprechpartner für alle Rückfragen zum Stromtarif nach den vorteilhaften HWK-Sonderkonditionen ist Berater Manfred Kynast.
Er berät die Betriebe des produzierenden Gewerbes darüber hinaus zu möglichen Gaspreisrabatten sowie steuerlichen Entlastungsmöglichkeiten mit Blick auf die Strom- und Energiesteuer. Existenzgründer im Handwerk haben zudem die Möglichkeit, in den ersten sechs Monaten des Betriebsbestehens eine besondere Förderung in Anspruch zu nehmen, über die sie den Strom für dieses halbe Jahr gegebenenfalls sogar umsonst erhalten.
Foto: © HwK Saarland
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Text:
Sarah Materna /
handwerksblatt.de
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