Bau leidet weiter unter Lieferschwierigkeiten
Die Nachfrage nach Bauleistungen steigt im April. Der Nachholbedarf ist groß. Lieferengpässe und starke Preissteigerungen könnten einzelne Projekte jedoch gefährden, befürchten die Bauverbände. Die Verlängerung der Corona-Hilfen wird begrüßt.
Die Umsatzentwicklung im Bauhauptgewerbe zeigt im April erstmals in diesem Jahr ein positives Vorzeichen. Der Auftragseingang stieg im Vergleich zum März real, saison- und kalenderbereinigt um 9,8 Prozent. "Allerdings haben die Betriebe nach dem Wintereinbruch und den coronabedingten Bremsspuren gegenüber dem Vorjahr noch einiges aufzuholen, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stiegen die Auftragseingänge bei Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten in den ersten vier Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,2 Prozent. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe betrug im April 2021 rund 7,9 Milliarden Euro. Das waren nominal, also nicht preisbereinigt, sieben Prozent mehr als im April 2020. In den ersten vier Monaten 2021 stiegen die nominalen Auftragseingänge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,8 Prozent.
Ohne Preisgleitung trägt der Bauunternehmer das Risiko alleine
Foto: © DestatisEine der größten Herausforderungen für die Unternehmen sind die enormen Lieferschwierigkeiten bei Baustoffen wie Holz, Stahl und Kunststoffen. Das Baugewerbe begrüßt deshalb die Verlängerung der Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld und des Überbrückungsgeldes III. Auch die Anwendung von Stoffpreisgleitklauseln und die Rücknahme von Beschränkungen beim Holzeinschlag seien richtige Schritte.
"Wenn die Nachfrage und das Angebot bei global gehandelten Baustoffen nicht zügig wieder ins Gleichgewicht kommen, ist der Baustellenbetrieb allerdings vielfach gefährdet. Projekte sind nur noch schwer kalkulierbar", schildert Pakleppa die schwierige Lage.
Auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie warnt vor Verzögerungen bei einzelnen Bauprojekten. "Die stark steigenden Baumaterialpreise drücken auch auf die - in der Bauwirtschaft im Vergleich zu anderen Zweigen des Produzierenden Gewerbes ohnehin schwächere - Ertragslage", sagt Vizepräsident Tim Lorenz.
Die Preise für wichtige Vorprodukte wie Betonstahl, Bitumen und Holz hätten innerhalb eines Jahres um bis zu 50 Prozent zugelegt. "Wenn bei langlaufenden Projekten keine Preisgleitung vereinbart wurde, trägt man das Risiko als Bauunternehmer allein."
Sorgen bereitet der Straßenbau
Die Nachfrage im Wohnungsbau hat sich wieder stabilisiert. Bis zum April erreichten die Order hier ein Volumen von 7,3 Milliarden Euro (plus 13,4 Prozent). Im Wirtschaftshochbau erreichten die Order bis zum April 7,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 3,3 Prozent, berichtet der ZDB.
Sorgen bereitet die Nachfrage im Straßenbau. Pakleppa: "Hier kommen zu wenig neue Aufträge in einen breiten Wettbewerb. Die Order verfehlen das Vorjahresniveau bis April um zirka 170 Millionen Euro. Der Bund muss mit der die Autobahn GmbH hier weiter mittelstandsgerechte Projekte an den Markt bringen. Und die Kommunen brauchen dringend Investitionssicherheit. Das Verharren des kommunalen Investitionsstaus bei den Straßen bei über 30 Milliarden Euro macht das deutlich. Die Kommunen brauchen eine Fortschreibung des Rettungsschirmes aus 2021."
Wintereinbruch war negativ für den Umsatz der Betriebe
Der Winter habe sich negativ auf den Umsatz der Baubetriebe ausgewirkt, sagt Tim Lorenz: In den ersten vier Monaten ist dieser um 5,9 Prozent zurückgegangen. Daran habe auch das leichte Plus im April von 2,3 Prozent nichts geändert. "Das Umsatzplus im April hätte höher ausfallen können, wenn nach der Witterung nicht auch noch der Materialmangel viele Baufirmen ausgebremst hätte."
Die Bauverbände gehen davon aus, dass das fehlende Baumaterial auch im Mai die Bautätigkeit behindern wird: Während im April 19 Prozent der vom ifo Institut befragten Baufirmen eine Behinderung gemeldet hätten, seien im Mai schon 40 Prozent betroffen gewesen.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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