Die Unsicherheit der aktuellen Lage erreicht jetzt auch auf das Handwerk - zuletzt immer der Konjunkturmotor in Deutschland.

Die Unsicherheit der aktuellen Lage erreicht jetzt auch auf das Handwerk - zuletzt immer der Konjunkturmotor in Deutschland. (Foto: © Roman Samborskyi/123RF.com)

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Handwerkskonjunktur: Die Zeichen stehen auf Abschwung

Die Krisen hinterlassen auch im Handwerk Spuren. Die Betriebe leiden unter hohen Energiekosten und der Inflation. Laut einer aktuellen Creditreform-Umfrage erwartet fast jeder vierte Betrieb sinkende Gewinne. Aufträge gehen zurück.

Zum Jahresbeginn befragt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform traditionell Handwerksbetriebe zu ihrer Geschäftslage, zur Umsatzentwicklung und zur Auftragslage.

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Die Stimmungslage in den Betrieben hat sich in diesem Jahr angesichts des Ukraine-Kriegs und der steigenden Energiekosten zwar abgeschwächt, ein Stimmungseinbruch ist angesichts der gestiegenen Belastungen aber ausgeblieben. Doch die Krisen haben auch im Handwerk Spuren hinterlassen.

Die Mehrzahl der befragten Handwerksbetriebe (65,3 Prozent) beurteilte die aktuelle Geschäftslage weiterhin positiv, im vergangenen Frühjahr waren das allerdings noch 70,4 Prozent.

"Das Handwerk leidet besonders unter hohen Energiekosten und der Inflation. In Verbindung mit rückläufigen Auftragseingängen und der Zinswende stehen die Zeichen im Handwerk auf Abschwung", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung und Creditreform-Sprecher in München am Rande der Internationalen Handwerksmesse IHM.

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Die Umsatzerwartungen der Betriebe seien ebenfalls deutlich zurückhaltender als im Vorjahr. Ein Drittel der Befragten rechnet mit einem Umsatzplus – im Vorjahr waren es noch 41,3 Prozent. Von 8,4 auf 16,8 Prozent hat sich der Anteil der Betriebe, die Umsatzeinbußen erwarten, verdoppelt.

"Die deutlich verschlechterten Geschäftsaussichten zeigen sich besonders in den Ertragserwartungen, die im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen sind", so Hantzsch.

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Maximal rechnen die Bertriebe mit einer stabilen Ertragslage. Fast jeder vierte Befragte (23,1 Prozent) erwartet laut der Umfrage sinkende Gewinne. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich diese Quote um rund zehn Punkte erhöht. Der weitere Verlauf des Ukraine-Krieges und seiner Folgen sorgt für Unsicherheit.

Weniger Investitionen geplant

Die aktuelle Investitionsbereitschaft ist laut Creditreform "am Boden". Der Anteil der Betriebe, die in naher Zukunft investieren wollen, liege mit 47,3 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert (58,2 Prozent). Selbst auf dringend notwendige Ersatzinvestitionen würde zum Teil verzichtet.

Der Personalbestand im Handwerk sei in den vergangenen zwölf Monaten kaum gewachsen. "Der Fachkräftemangel im Handwerk ist fatal. Dabei geht es nicht nur um Neueinstellungen, sondern auch um den Ersatz ausgefallener Beschäftigter", sagt Creditreform-Sprecher.

20,8 Prozent der Befragten haben das Personal demnach zuletzt aufgestockt (Vorjahr: 21,3 Prozent). 17,9 Prozent der Betriebe meldeten eine kleinere Belegschaft (Vorjahr: 16,2 Prozent).  
Zur Befragung: Die Befragung wurde im Januar und Februar 2023 von der Creditreform durchgeführt und ausgewertet. An der Untersuchung beteiligten sich insgesamt 1.301 Handwerksunternehmen aus ganz Deutschland.

Mehr Betriebe mit schwacher Eigenkapitaldecke

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Die Eigenkapitalquoten im Handwerk zeigen nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei weiterhin die Nachwirkungen der Corona-Krise. Der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen bleibe hoch. 34,1 Prozent der Befragten meldeten eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent (Vorjahr: 34,3 Prozent).

Bei 22,8 Prozent der Befragten wurde allerdings auch eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent registriert (Vorjahr: 22,1 Prozent). Einen deutlichen Zuwachs an eigenkapitalschwachen Betrieben gab es im Bauhauptgewerbe.

"Polykrisen, auslaufende Hilfsmaßnahmen und ein verschärftes Wettbewerbsumfeld sorgen für finanziellen Stress im Handwerk", warnt Hantzsch. Niedrige Eigenkapitalquoten und schmelzende Rücklagen hätten bereits Spuren hinterlassen. 2022 erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen im Handwerk spürbar um zwölf Prozent.

Bundesweit gab es im vergangenen Jahr insgesamt 3.270 Insolvenzen von Handwerksbetrieben, 2021 waren es 2.920. Der prozentuale Anstieg der Insolvenzen war im Handwerk höher als in der Gesamtwirtschaft (plus 4,0 Prozent).

Bedenklich sei, so Hantzsch weiter, dass es häufiger als im Vorjahr zu Forderungsausfällen kam. Nur jeder fünfte Betrieb blieb von Forderungsverlusten verschont und 11,3 Prozent der Betriebe waren von hohen Ausfällen betroffen (Vorjahr: 8,1 Prozent).

Inflation belastet das Handwerk

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"Die Energiepreise an den Weltmärkten sind seit den Höchstständen im vergangenen Sommer wieder merklich gesunken. Diese Entwicklung kommt aber erst mit Verzögerung bei den Verbrauchern an", betont Hantzsch. Die hohe Inflation sei weiterhin eines der größten Hemmnisse für den Wirtschaftszweig.

Nahezu alle Handwerksbetriebe spüren die Teuerung beispielsweise bei Energie- und Kraftstoffpreisen. Nur teilweise konnten die Kostensteigerungen ausgeglichen werden. Auch der Fachkräftemangel belastet weiterhin das Handwerk.

Die überwiegende Mehrheit der befragten Betriebe (83,4 Prozent) hat Schwierigkeiten, Arbeitskräfte und/oder Berufsnachwuchs zu finden. Daran hat sich im Vergleich zur Vorjahresbefragung wenig geändert.

Quelle: Creditreform

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Text: / handwerksblatt.de

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