Der Beginn einer Ausbildung ist ein Einschnitt ins Leben, vieles ändert sich drastisch. Hier Tipps zur Eingliederung neuer Azubis in den Betrieb.

Der beginn einer Ausbildung ist ein Einschnitt ins Leben, vieles ändert sich drastisch. Hier Tipps zur Eingliederung neuer Azubis in den Betrieb. (Foto: © kebox/123RF.com)

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Die neuen Azubis an Bord holen

Im Sommer stellen sich die neuen Auszubildenden in den Betrieben vor. An die Regeln der Arbeitswelt müssen sich viele junge Leute erst gewöhnen. Dr. Andreas Rausch erklärt, wie der Einstieg gelingen kann.

Stellen Sie sich vor: Ihnen begegnen lauter fremde Menschen, Sie müssen sich von jetzt auf gleich an einen anderen Tagesablauf gewöhnen und haben zunächst keine Ahnung von dem, was Sie machen sollen. Mit dieser Situation müssen die neuen Auszubildenden in den kommenden Wochen zurechtkommen. "Der Übergang in einen neuen Lebensabschnitt fällt vielen Jugendlichen schwer, weil sie sich bislang nur im "Schonraum Schule" bewegt haben", erklärt Dr. Andreas Rausch. Mit Forscherkollegen hat der Assistent am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik der Universität Bamberg untersucht, wie sich die neuen Mitarbeiter gut in die ungewohnte Atmosphäre des Arbeitslebens integrieren lassen. Betriebswissenschaftler nennen diesen Prozess "Onboarding".

Es gibt eine Reihe von Ideen, die neuen Azubis sicher an Bord zu holen: ein ausführliches Gespräch am ersten Tag führen, regelmäßig zu fragen, wie es läuft, hilfreiche Dokumente mit allgemeinen Informationen zusammenstellen, die Jugend- und Auszubildendenvertretung vorstellen, ein mehrtägiges Einführungsseminar oder sportliche Aktivitäten anbieten.

Nicht alle dieser Onboarding-Maßnahmen passen ins Handwerk. Für kleine Betriebe bietet sich etwa ein Vortreffen an, schlägt Andreas Rausch vor. Dabei werden ein bis vier Wochen vor dem Ausbildungsstart im persönlichen Gespräch die wichtigsten Fragen – beispielsweise: Wie ist der Arbeitstag strukturiert? Wer sind die Ansprechpartner? Welche Dokumente müssen noch mitgebracht werden? – geklärt. Denkbar sei auch, die erste Woche zur Orientierungsphase zu erklären und die Erwartungen zunächst nicht allzu hoch anzusetzen.

Freundschaftliches Arbeitsklima schaffen

Eine wichtige Erkenntnis der Forscher: Auszubildende fühlen sich wohl, wenn es freundschaftlich zugeht. "Das heißt nicht, dass alle im Betriebe dicke Kumpel sein müssen", erklärt der Wirtschaftspädagoge. Es sei wichtig, dass die neuen Mitarbeiter offen empfangen werden, sie bei Problemen ein offenes Ohr finden, ihnen zugestanden wird, als Neulinge Fehler machen zu können, Fragen stellen zu dürfen und möglichst häufig Rückmeldungen zu bekommen, was sie noch falsch und was sie schon richtig machen – also genau das, was man von einem Freund erwarten kann.

Kritik ist aus Rauschs Sicht ein heikles Thema. "Sie muss zeitnah, konkret, vor allem aber sachlich geäußert werden", rät er. "Wichtig ist aber, dass sie geäußert wird." Gerade in kleinen Betrieben sind mehr oder weniger alle Mitarbeiter an der Ausbildung beteiligt. "Dass der Erfolg auch von ihnen abhängt, muss ich als Chef kommunizieren. Ausbilden gehört einfach dazu. Das sollte als eine Art Generationenvertrag gesehen werden."

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Vier-Stufen-Methode der Wissensvermittlung

Um Wissen zu vermitteln, empfiehlt sich etwa die klassische Vier-Stufen-Methode: Zunächst wird der Arbeitsplatz gemeinsam vorbereitet, dann zeigt und erklärt der Experte wie es geht. Im dritten Schritt wird der Azubi selbst aktiv, arbeitet unter behutsamer Anleitung und erklärt, was er gerade denkt und macht. Schließlich übt der Berufseinsteiger das Gelernte ein und erhält dann ein möglichst ausführliches Feedback.

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Doch nicht nur das Wie sollte angesprochen werden. Für einen Gesellen sind die Arbeitsschritte selbstverständlich. Ein Auszubildender dagegen tut sich schwer, wenn er nicht weiß, warum er etwas genau auf diese Weise machen muss. "Und schließlich sollte man seinem Azubi stets signalisieren, dass es keine dummen Fragen gibt – auch wenn es einem insgeheim manchmal anders vorkommen mag." Die scheinbar naiven Fragen von Auszubildenden können dabei helfen, das eigene Tun zu hinterfragen und zu verbessern.

Text: / handwerksblatt.de

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