Es hätte so schön werden können: 121 junge Handwerkerinnen und Handwerker hätten Anfang des Jahres nach Ruanda fliegen sollen, um im Rahmen des Projekts "Rwanda 2021" den Grundstein für ein "Junior Talent House of Handcraft", eine Art Berufsorientierungszentrum, zu legen.
Norbert de Wolf und das Team der EURwanda Handcraft Foundation e.V. hoffen, bald wieder mit jungen Handwerkerinnen und Handwerkern nach Ruanda fliegen zu können. Foto: © EURwanda Handcraft FoundationDas vom EURwanda Handcraft Foundation e.V. initiierte Projekt hatte zum einen das Ziel, für das Handwerk in dem ostafrikanischen Land zu werben, zum anderen wollte man jungen Menschen aus Ruanda, Deutschland und ganz Europa die Gelegenheit geben, sich zu begegnen und voneinander zu lernen. Norbert de Wolf, 1. Vorsitzender der EURwanda Handcraft Foundation, die ihre Wurzeln im rheinland-pfälzischen Handwerk hat, durfte sich schnell über namhafte Mitstreiter freuen. Hans-Jörg Friese, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, hatte sich für die Reise angemeldet und Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), stellte sich als Schirmherr für "Rwanda 2021" zur Verfügung.
"Wir werden weiter an unserem Ziel arbeiten, ruandische, deutsche und europäische junge Handwerkerinnen und Handwerker zu vernetzen und zu unterstützen." Norbert De Wolf, Erster Vorsitzender Eurwanda Handcraft Foundation
Die Botschafter des Handwerks blieben von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont: Die Reise musste bereits im Juni 2020 abgesagt werden. Doch de Wolf, der Ruanda seit 2013 regelmäßig mit jungen Handwerkerinnen und Handwerkern besucht und versucht, Brücken zu schlagen, lässt sich nicht entmutigen. Anfang kommenden Jahres wollen er und seine Mitstreiter darüber entscheiden, wann man die nächste Reise in Angriff nehmen möchte. In der Zwischenzeit ist die EURwanda Handcraft Foundation dabei, ein digitales Projekt auf die Beine zu stellen.
Digitaler Campus
Der DigiHandcraftCampus4You soll voraussichtlich im September oder Oktober online gehen. Die Internetseite richtet sich wiederum an junge Menschen in Ruanda, Deutschland und Europa und wird auf Kinyarwanda (der Amtssprache Ruandas), Deutsch und Englisch über die Ausbildung in insgesamt neun Handwerksberufen informieren. Auch das "Junior Talent House of Handcraft" wird es auf der Internetplattform in digitaler Form geben. Als virtuelles Assessment-Center soll es jungen Menschen dabei helfen, den richtigen Handwerksberuf für sich zu finden. Ein klassisches Internetforum, der sogenannte "Think Tank", soll den Austausch zwischen den jungen Menschen in Ruanda und Europa ermöglichen.
Den DigiHandcraftCampus4You soll es sowohl in einer klassischen Web-Version als auch in einer Version für Mobilgeräte geben, um das Angebot für möglichst viele Jugendliche in Ruanda erreichbar zu machen. Das ist nicht ganz einfach, weil längst nicht jeder in dem afrikanischen Land über einen eigenen Internetanschluss, ein Notebook oder ein Smartphone verfügt. Daher arbeiten de Wolf und seine Mitstreiter mit dem Förderverein IT Ruanda e.V. und dem Rwanda Telecenter Network zusammen, das im ganzen Land 2.500 Internetzugänge betreibt.
Mit starken Unterstützern an der Seite
Auch die Sponsoren von "Rwanda 2021", darunter die handwerksnahe Signal Iduna Gruppe und die Innungskrankenkasse IKK Südwest, sind dem Projekt in seiner neuen Form treu geblieben. "Seit 2018 unterstützen und begleiten wir sehr eng die Arbeit der EURwanda Handcraft Foundation, da der Verein überzeugend und mit großer Leidenschaft einen wesentlichen Baustein der Entwicklungshilfe in Ruanda umsetzt: nachhaltige, langfristige Hilfe zur Selbsthilfe", erklärt Dayane Kemmer Marquart, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Signal Iduna.
Norbert de Wolf und das Team der EURwanda Handcraft Foundation e.V. hoffen, bald wieder mit jungen Handwerkerinnen und Handwerkern nach Ruanda fliegen zu können. Foto: © EURwanda Handcraft FoundationDas neue digitale Konzept werde vielen jungen Menschen vor Ort neue Zukunftsperspektiven im Handwerksbereich geben. "Als Innungskrankenkasse sind wir seit unserer Gründung mit dem Handwerk verbunden und freuen uns in dieser herausfordernden Zeit während der Pandemie ganz besonders über kreative Lösungen zum Wissenstransfer", betont Daniel Volksheimer, Regionaldirektor der IKK Südwest. "Deshalb unterstützen wir die EURwanda Handcraft Foundation e.V. dabei, ruandische und deutsche junge Handwerkerinnen und Handwerker auf digitalem Weg zusammenzubringen." De Wolf betont, dass die Internetseite auch nach ihrem Start in der zweiten Jahreshälfte und nach der Corona-Pandemie ständig weiterentwickelt werden soll. Derzeit, so de Wolf, sei man noch fleißig dabei, Inhalte über die Handwerksberufe zusammenzustellen. Handwerker aus den Bereichen Dachdecker, Elektrik, Fliesenleger, Maler, Maurer, SHK und Schreiner/Tischler, die das Projekt mit ihrem Fachwissen unterstützen möchten, seien daher herzlich willkommen.
rwanda2021.org
Text:
Anna Rehfeldt /
handwerksblatt.de
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