Die Factoring-Gesellschaft zahlt dem Unternehmen sofort zwischen 70 und 90 Prozent der offenen Forderung, abzüglich einer Gebühr.

Die Factoring-Gesellschaft zahlt dem Unternehmen sofort zwischen 70 und 90 Prozent der offenen Forderung, abzüglich einer Gebühr. (Foto: © Aliaksandr Dobysh/123RF.com)

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Finanzieren mit Factoring

Betriebsführung

Mit Factoring können kleine und mittelständische Betriebe ihre Liquidität schnell erhöhen. Ein Experte erklärt, wie es geht.

Eine ausreichende Liquidität ist auch für das Geschäft kleiner und mittlerer Unternehmen von wesentlicher Bedeutung. Was Factoring ist und welche Vorteile es hat, erklärt Unternehmensberater Johannes List.

Was ist Factoring?

Im Geschäftsleben ist es keine Seltenheit, dass Unternehmen nach dem Versand der Rechnung wochen- oder gar monatelang auf die Zahlung warten müssen. Das kann die Liquidität massiv belasten und die Liquiditätsplanung erheblich erschweren. Eine Lösung dafür bietet Factoring. Dabei werden Forderungen aus Warenlieferungen oder Dienstleistungen an eine Factoring-Gesellschaft, auch Factor genannt, verkauft. Diese zahlt dem Unternehmen sofort einen Großteil der Forderung, in der Regel zwischen 70 und 90 Prozent, abzüglich einer Gebühr.

Der Factoring-Anbieter übernimmt dann oftmals auch das Inkasso der ausstehenden Forderungen und überweist den Restbetrag an das Unternehmen, sobald die Zahlungen der Kunden eingegangen sind.

Verschiedene Arten des Factorings

Es gibt verschiedene Arten von Factoring, unter anderem diese:

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  • Echtes Factoring: Die Factoring-Gesellschaft kauft die Forderungen und übernimmt das Ausfallrisiko.
  • Unechtes Factoring: Die Factoring-Gesellschaft kauft die Forderungen, übernimmt jedoch kein Ausfallrisiko.
  • Full-Service-Factoring: Die Factoring-Gesellschaft übernimmt das Ausfallrisiko und bietet zusätzliche Dienstleistungen wie Buchhaltung und Kreditprüfung an.
  • Inhouse-Factoring: Das Unternehmen behält die Kontrolle über die Forderungen und nutzt die Factoring-Gesellschaft nur zur Finanzierung.
  • Offenes Factoring-Verfahren: Der Kunde wird über den Forderungsverkauf an die Factoring-Gesellschaft informiert und bezahlt die Rechnung direkt an diese.
  • Stilles Factoring-Verfahren: Der Kunde wird über den Forderungsverkauf nicht informiert.

Die Wahl der passenden Factoring-Form hängt von den Unternehmenszielen und -anforderungen ab. Die Kosten variieren in der Regel je nachdem, ob der Factor das Ausfallrisiko übernimmt und wie es um die Bonität der anzukaufenden Forderungen bestellt ist.

Vor- und Nachteile von Factoring

Factoring bietet Unternehmen zahlreiche Vorteile: Es verschafft sofortige Liquidität und ermöglicht die Realisierung offener Forderungen mit geringem Zeit- und Kostenaufwand. Außerdem stehen die liquiden Mittel dem Unternehmen sofort zur Verfügung. Bei einigen Formen des Factorings übernimmt die Factoring-Gesellschaft das Ausfallrisiko, was die Finanzsituation des Unternehmens stärken kann. Darüber hinaus entlastet Factoring den Finanzierungsspielraum der Hausbanken des Unternehmens.

Jedoch gibt es auch Nachteile: Factoring ist mit Kosten verbunden, die in die Preisgestaltung einfließen müssen. Kunden zahlen ihre Rechnungen je nach Factoring-Art nicht direkt an das liefernde Unternehmen, was potenziell zu Verwirrung führen kann. Außerdem verliert das verkaufende Unternehmen die Kontrolle darüber, wie die Forderungen bei den Kunden eingetrieben werden.

Wann ist Factoring sinnvoll?

Factoring ist besonders vorteilhaft für Unternehmen in Branchen mit langen Zahlungszielen, saisonalen Schwankungen oder hohem Wachstum. Factoring gehört zu den beliebtesten Finanzierungsformen: Im ersten Halbjahr 2023 wurde laut Deutschem Factoring-Verband ein Factoringumsatz von rund 192,8 Milliarden Euro erzielt, rund 106.000 Kunden nutzten diese Finanzierungsform. Auch immer mehr Mittelständler, Kleinunternehmen und Start-ups nutzen Factoring, um ihre Liquidität zu optimieren.

Bei der Entscheidung für oder gegen Factoring sollten Unternehmen stets ihre individuelle finanzielle Situation und ihre geschäftlichen Anforderungen berücksichtigen. Wichtig ist auch, eine ausgewogene Unternehmensfinanzierung anzustreben, die verschiedene Finanzierungsquellen berücksichtigt, um nicht in Abhängigkeit zu geraten.

Quelle: Ecovis

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Text: / handwerksblatt.de

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