Die Finanzierungssituation der Unternehmen in Deutschland war bis zum Ausbruch der Corona-Krise unverändert gut. Doch was bringt die Zukunft? (Foto: © Andriy Popov/123RF.com)

Vorlesen:

Finanzierungsklima: Kredithürden werden steigen

Betriebsführung

Der Zugang zu Krediten war für Deutschlands Mittelständler vor der Corona-Krise überwiegend unproblematisch. Das zeigt die Unternehmensbefragung 2020 zum Finanzierungsklima. Auf das Allzeithoch folgen unsichere Zeiten.

Bis März dieses Jahres war die wirtschaftliche Situation in den meisten deutschen Unternehmen und im Handwerk blendend. Auch was das Finanzierungsklima angeht. Das zeigt die Unternehmensbefragung 2020, an der sich 19 führende Wirtschaftsverbände, darunter der Zentralverband des Deutschen Handwerks, beteiligt haben. 

"Der Ausbruch der Corona-Krise setzt dem Allzeithoch im Finanzierungsklima jedoch ein Ende", heißt es in der Analyse der KfW Research. Zahlen für das zweite Quartal 2020 würden zeigen, dass die Kredithürden für Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. "Schon jetzt klagen 20,4 Prozent der Mittelständler und 16,1 Prozent der Großunternehmen über eine restriktive Kreditvergabe seitens der Banken."

Die Ausgangslage war solide

Die Ausgangslage der Unternehmen war zu Beginn der Corona-Krise solide. "Doch dem Allzeithoch im Finanzierungsklima folgen nun coronabedingt unsichere Zeiten. Erste Indikatoren signalisieren bereits einen leichten Anstieg der Kredithürden für Unternehmen", sagt die KfW-Chefvolkswirtin Dr. Fritzi Köhler-Geib.

Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet die KfW aufgrund der Corona-Krise mit einer Verschlechterung der Eigenkapitalsituation in vielen Unternehmen. Die Umsatzverluste sind zum Teil enorm. "Dies dürfte deren Bonitätsbewertungen unter Druck setzen und sich negativ auf den Kreditzugang auswirken."

Das könnte Sie auch interessieren:

Kreditzugang überwiegend leicht

Foto: © KfW 2020Foto: © KfW 2020

Die aktuelle Befragung erfolgte im Zeitraum zwischen Mitte Dezember 2019 und Ende März 2020 - also bis zum Beginn der Corona-Pandemie. Der Anteil der Unternehmen, der von Schwierigkeiten beim Kreditzugang berichtete, betrug zu dem Zeitpunkt lediglich 13,4 Prozent. 56,8 Prozent der Unternehmen gab an, dass der Kreditzugang "leicht" gewesen sei. 

"Durch den stetigen Ausbau ihrer Eigenkapital­ausstattung und der damit verbunden Verbesserung ihrer Bonität haben sich die Unternehmen dies zum Teil selbst hart erarbeitet", betont die KfW-Chefvolkswirtin Köhler-Geib.

Allerdings waren kleine Unternehmen nach wie vor deutlich häufiger von Schwierigkeiten bei der Kreditaufnahme betroffen als große Unternehmen. Diese Tendenz gibt es schon seit vielen Jahren. Strukturell bedingt haben kleine Betriebe niedrigere Bonitäten und Probleme, ausreichend Sicherheiten zu stellen. Die Folge: Kredite werden abgelehnt oder es gibt sie nur zu schlechteren Konditionen.

Weitere Ergebnisse der Befragung

Ratingnoten unter Druck: Die Ratingnoten haben sich auf breiter Front verbessert. 32,5 Prozent der Unternehmen meldeten eine Verbesserung der Bonitätsbewertung. Verschlechtert hat sich die Ratingnote bei elf Prozent der Befragten. "Die Auswirkungen der aktuellen Krise dürften die Bonitätsbewertungen der Unternehmen in diesem Jahr noch weiter unter Druck setzen", so die KfW.

Foto: © KfW 2020Foto: © KfW 2020Bankkredite nach wie vor wichtig: Bankkredite bleiben eine wichtige Finanzierungsquelle. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen haben 2019 Kreditverhandlungen geführt. Dieser Anteil hat sich aber in den zurückliegenden Jahren deutlich verringert. 2016 gaben noch fast 60 Prozent der befragten Unternehmen an, Kreditverhandlungen geführt zu haben. Aktuelle Zahlen zum Kreditneugeschäft deuten laut der Umfrage darauf hin, dass die Corona-Krise die Kreditnachfrage der Unternehmen wieder merklich erhöhen wird.

Kurzfristige Kredite dominieren: 2019 wurden kurzfristige Kredite am häufigsten nachgefragt; 52,5 Prozent der kreditnachfragenden Unternehmen führten hierüber Kreditverhandlungen. Langfristige und mittelfristige Kredite rangieren mit 51,5 und 49,5 Prozent  knapp dahinter. 

Mittelfristige Kredite scheitern am häufigsten: Verhandlungen über mittelfristige Kredite scheiterten zuletzt am häufigsten (14,4 Prozent). Verhandlungen über kurz- und langfristige Kredite waren mit Anteilen von 10,6 und 9,8 Prozent etwas erfolgreicher.

Innenfinanzierung dominiert: Die Innenfinanzierung spielt weiterhin die mit Abstand wichtigste Rolle in der Unternehmensfinanzierung, vor allem auch im Handwerk (rund 70 Prozent). Daneben kommt auch Bankkrediten sowie Darlehen und Einlagen von Gesellschaftern und Familienangehörigen eine hohe Bedeutung zu. Alternative Finanzierungsformen, wie Mezzanine- oder Beteiligungsfinanzierungen, sind dagegen nach wie vor nur von untergeordneter Relevanz. Neuere Finanzierungsinstrumente wie Kredite von Kreditfonds sowie Crowdfinancing konnten sich bisher nicht durchsetzen.

Text: / handwerksblatt.de

Das könnte Sie auch interessieren: