In Niedersachsen soll es ab Januar 2022 vergünstigte regionale Schüler- und Azubi-Tickets geben. Das reicht der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) nicht aus. Sie fordert ein "echtes Azubi-Ticket", das im gesamten Bundesland gültig ist.

In Niedersachsen soll es ab Januar 2022 vergünstigte regionale Schüler- und Azubi-Tickets geben. Das reicht der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) nicht aus. Sie fordert ein "echtes Azubi-Ticket", das im gesamten Bundesland gültig ist. (Foto: © Livio Mont/123RF.com)

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Jugendticket für Azubis in Niedersachsen ab 2022

Betriebsführung

In Niedersachsen soll es ab Januar 2022 ein regional gültiges Jugendticket geben. Dem niedersächsischen Handwerk ist das zu wenig. Ein Azubi-Ticket müsse landkreisübergreifend in der gesamten Fläche einsetzbar sein.

"Junge Menschen in Niedersachsen können sich auf stark vergünstigte Tickets im ÖPNV freuen – also ein Euro pro Tag oder gerne auch weniger", erklärte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nach der Klausurtagung der Niedersächsischen Landesregierung, auf der sie den Entwurf des Doppelhaushalts 2022/2023 beschlossen hat.

Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) führte die Pläne der Landesregierung zum Jugendticket weiter aus. "Zur flächendeckenden Einführung vergünstigter regionaler Schüler- und Azubi-Tickets in ganz Niedersachsen werden wir die kommunalen Träger des öffentlichen Personennahverkehrs mit 25 Millionen Euro in 2022 und ab 2023 mit zusätzlich 30 Millionen Euro jährlich unterstützen." Damit könnten überall im Land von Landkreisen und Städten entsprechende Angebote für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und Freiwilligendienstleistende auf den Weg gebracht werden.

Kein landesweit gültiges Ticket

Mit dem Jugendticket können Auszubildende, Schüler und Freiwilligendienstleistende jedoch nicht durch ganz Niedersachsen fahren. "Das regionale Schüler- und Azubiticket soll im gesamten Tarifraum des jeweiligen ÖPNV-Aufgabenträgers gelten – also mindestens im gesamten Kreisgebiet, bei kreisübergreifenden Tarifen oder Verbünden im gesamten Tarifgebiet", verdeutlicht ein Sprecher des Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums auf Anfrage von handwerksblatt.de. Dort, wo einheitliche Tarife für den straßengebundenen ÖPNV und den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bestehen, müsse das Ticket auch für die Nutzung des SPNV gelten.

LHN fordert "echtes Azubi-Ticket"

Ein lediglich regional gültiges Azubi-Ticket ist der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) zu wenig. "Wir setzen uns nachdrücklich dafür ein, dass auch in der Fläche Niedersachsens das Ticket für Azubis sinnvoll, das heißt landkreisübergreifend, einsetzbar ist", erklärt Dr. Tobias Roeder, Referent für Recht und Bildung, gegenüber handwerksblatt.de. Dafür sei es notwendig, dass die Regionalität des Tickets eine Nutzung zumindest für die mit der Ausbildung in Zusammenhang stehenden Fahrten ermöglicht. Ein rein regional (landkreisbezogenes) Ticket würde ländliche Räume benachteiligen.

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Die LHN macht sich für die Einführung eines "echten Azubi-Tickets" stark. Diesem landesweit gültigen Angebot misst das Handwerk eine hohe Bedeutung bei – "nicht nur zur Steigerung der Mobilität, sondern auch der Attraktivität der dualen Ausbildung", so Roeder. 

Nützliches Angebot für Großräume

Aus Sicht der LHN besteht die potenzielle Gefahr, dass das Angebot an einem Großteil der Auszubildenden "vorbeigehen" könnte, wenn ein regionales Ticket etwa nur zu Fahrten in einem Landkreis und nicht landkreisübergreifend genutzt werden kann. "In Großräumen wie der Region Hannover könnte es sich um ein nutzbares Angebot handeln, da die Ziele junger Auszubildender, wie Betrieb, Berufsschule, überbetriebliche Bildungsstätte und auch die Freizeitaktivitäten mit einem regionalen Ticket erreichbar sein können", sagt LHN-Bildungsreferent Roeder. Hier sei das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gut ausgebaut, das Einzugsgebiet groß. 

Problematisch in den ländlichen Regionen

Ganz anders in den ländlichen Regionen Niedersachsens. Als problematisch bezeichnet es Roeder, wenn der Wohnort, der Ausbildungsbetrieb oder die Berufsschule bzw. Bildungsstätte in einem anderen Landkreis liegen. "Um beispielsweise das Ticket auch für die ÜLU-Lehrgänge nutzen zu können, müssen nicht selten sogar mehrere Landkreise durchfahren werden."

Mobilitätszuschuss bei mangelndem ÖPNV-Angebot

Zudem sei zu berücksichtigen, dass es häufig an einem ausreichenden ÖPNV-Angebot mangele. "Den ÖPNV können wir nicht ad hoc, wohl aber mittelfristig weiter ausbauen", so Roeder. Dort, wo ein kurzfristiger Ausbau nicht möglich sei und eine Zumutbarkeitsschwelle überschritten werde, sollte neben dem Azubi-Ticket ein Mobilitätszuschuss vorgesehen werden. Dies sei im Einzelnen genauer zu regeln.

Quelle: Presse- und Informationsstelle der Niedersächsischen Landesregierung, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, eigene Recherche

Text: / handwerksblatt.de

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