Die 27-jährige Florentine Hübscher steht in einer grauen Konditorenjacke vor einer weißen Wand. Ihr Name ist links auf der Jacke eingestickt. Die Konditormeisterin hat die Arme verschränkt und lächelt in die Kamera.

Konditorin Florentine Hübscher hat über das Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) einige Kurse, aber auch den Meisterbrief finanziert. (Foto: © Maja Baumeister)

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Begabtenförderung öffnet Konditorin das weite Feld der Weiterbildungen

Betriebsführung

Die Stiftung Begabtenförderung gibt es seit 25 Jahren. Mit ihrem Weiterbildungsstipendium unterstützt sie auch Talente aus dem Handwerk. Konditorin Florentine Hübscher hat unter anderem ihren Meister damit finanziert.

Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) feiert 2021 ihr 25-jähriges Jubiläum. Noch fünf Jahre älter ist das Programm, das die SBB bekannt gemacht hat: das Weiterbildungsstipendium. "Die gezielte Förderung der Leistungsträger im Beruf ist eine lohnende Investition – für die Geförderten selbst und für die deutsche Wirtschaft", erklärt Wolf Dieter Bauer.

Wolf Dieter Bauer, Geschäftsführer der SBB Foto: © Bettina KochWolf Dieter Bauer, Geschäftsführer der SBB Foto: © Bettina Koch

Der SBB-Geschäftsführer und sein Team koordinieren das Weiterbildungsstipendium von Bonn aus bundesweit. Er selbst ist von Anfang an dabei. "Viele Stipendiatinnen und Stipendiaten haben beeindruckende Berufsbildungsbiografien. Ihre Berufsausbildung war die Initialzündung, die anschließende Weiterqualifizierung häufig ihr Einstieg ins lebensbegleitende Lernen." 

Stipendium als Leistungsanreiz

Bislang sind darüber mehr als 150.000 beruflich qualifizierte Talente aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert worden. Florentine Hübscher ist eine von ihnen. Im Sommer 2017 hat die Konditorin ihre Ausbildung beendet. Von der Begabtenförderung hatte sie schon während ihrer Lehre in der Konditorei Klinkmüller in Luckau (Brandenburg) von einer Kollegin gehört. "Ich habe viel nach der Arbeit geübt. Das Stipendium war eine zusätzliche Motivation, um mich anzustrengen und die Prüfung so gut wie möglich zu bestehen."

Voraussetzungen für Bewerber

Um sich für ein Weiterbildungsstipendium bewerben zu können, müssen die Bewerber eine von drei Voraussetzungen erfüllen: Sie haben die Abschlussprüfung mit mindestens 87 Punkten oder besser als "gut" bestanden, sie sind bei einem überregionalen beruflichen Leistungswettbewerb unter die ersten drei gekommen oder ihr Arbeitgeber oder die Berufsschule schlägt sie wegen einer besonderen Qualifikation vor. Auf Florentine Hübscher trafen gleich zwei Kriterien zu. "Ich habe meine Ausbildung mit einer guten Note abgeschlossen und ich habe den zweiten Platz beim Moll-Marzipan-Cup belegt." 

Neue Einblicke und Inspirationen

Das Bewerbungsverfahren begleitet die Berufsbildungsstelle, bei welcher der Ausbildungsvertrag eingetragen war; im Falle von Florentine Hübscher die Handwerkskammer Cottbus. Wenige Monate nach der erfolgreich abgelegten Gesellenprüfung ist sie als Stipendiatin in das Förderprogramm aufgenommen worden.

"Ich habe gleich einen eintägigen Tartes-Kurs bei Matthias Mittermeier in Neu-Ulm gebucht", erinnert sie sich. Danach geht es Schlag auf Schlag. Einen Monat später stehen "Dragees und Törtchen" im Kurs von Fabian Sänger an der Akademie der Konditoren-Innung-Berlin auf dem Programm. Kurz darauf zieht es sie für zwei Tage nach Köln. An der Chocolate-Academy vermittelt Matthias Ludwigs den Teilnehmern sein Wissen über "Törtchen und Macarons". "Durch meinen Ausbildungsbetrieb bin ich stark geprägt von der französischen Patisserie. Die Kurse haben mir weitere Einblicke und Inspirationen verschafft." 

Zeit drängt für die Meisterschule

Im Herbst 2018 zieht es Florentine Hübscher ins Ausland. Sie verbringt jeweils sechs Monate in Kanada und in Österreich. In Wien reift ihr Entschluss, dass es Zeit für den Meister ist. "Wenn ich ihn mit dem Stipendium nicht mache, dann mache ich ihn nie", stand für sie fest. Zumal es eng wird.

Das Stipendium läuft über drei Jahre. Zwei Drittel der Förderdauer sind am Ende des einjährigen Auslandstrips schon abgelaufen. "Ich hatte mich noch für das österreichische Pendant zum deutschen Konditormeister interessiert, doch der Zuckerbäcker wurde über das Weiterbildungsstipendium leider nicht gefördert", bedauert die Brandenburgerin. Nach einiger Recherche meldet sie sich schließlich zur Meisterschule in Berlin an.  

Stipendium deckt viele Kosten

Einen guten Teil der Kosten für die Lehrgänge und Prüfungen, aber auch für Fahrkarten und Arbeitsmittel hat sie über das Weiterbildungsstipendium, den Rest über das Aufstiegs-BAföG finanziert. Auflage bei der Begabtenförderung ist, dass sich die Stipendiaten mit zehn Prozent an den Kosten beteiligen. "Das Stipendium ist super", urteilt die Konditormeisterin. Doch sie sieht auch Verbesserungsbedarf.

Altersgrenze für Stipendiaten erhöhen

Nach ihrer Meinung könnte für das Weiterbildungsstipendium noch mehr dafür geworben werden. Unklar sei ihr auch gewesen, dass das Stipendium nicht gleich nach der bestandenen Gesellenprüfung, sondern bis zu drei Jahren danach beantragen kann. Die Altersgrenze von 24 Jahren ließe sich ebenfalls überdenken. "Die drei Jahrgangsbesten bei uns waren Frauen, die vor ihrer Ausbildung bereits studiert hatten. Sie kamen für das Weiterbildungsstipendium gar nicht mehr infrage."

Weiterbildungsstipendium Das Weiterbildungsstipendium der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung richtet sich an besonders erfolgreiche Absolventen einer dualen Berufsausbildung. Aus dem Handwerk können sich beispielsweise Augenoptiker, Bäcker, Dachdecker, Elektroniker, Fachverkäufer, Feinwerkmechaniker, Fleischer, Friseure, Glaser, Hörakustiker, Installateure und Heizungsbauer, Kfz-Mechatroniker, Konditoren, Maler und Lackierer, Maßschneider, Maurer und Betonbauer, Tischler, Zahntechniker und Zimmerer um das Weiterbildungsstipendium bewerben. Mit der Förderung können verschiedene Fortbildungen wie etwa der Meister oder der Fachwirt, aber auch ein berufsbegleitendes Studium finanziert werden. Die Höhe der Förderung kann bis zu 8.100 Euro innerhalb von maximal drei Jahren betragen (Stand Oktober 2021). 

Stipendium ebnet neue Wege

Den Meisterbrief hat Florentine Hübscher seit Sommer 2020 in der Tasche. Corona-bedingt hat sie sich schon frühzeitig Gedanken über ihre berufliche Zukunft gemacht. Für die Gründung eines eigenen Betriebs fehlte ihr das Kapital. Eine adäquat bezahlte Anstellung als Meisterin konnte sie in Nordbrandenburg nicht finden. Also hat sie sich umorientiert.

Volontariat bei einem Fachverlag

Dem Handwerk bleibt die 27-Jährige indirekt erhalten. Anfang des Jahres hat sie ein Volontariat beim Deutschen Fachverlag (DFV) begonnen. Die Mediengruppe des DFV gibt unter anderem die Allgemeine Bäcker-Zeitung (ABZ) und das Fachjournal "Konditorei & Café" (KOCA) heraus. "Man hat einen ganz anderen Draht zur Branche, wenn man selbst um zwei Uhr nachts aufgestanden und ab vier Uhr in der Backstube gestanden hat", erklärt die Konditormeisterin. 

Meisterbrief ist etwas Handfestes

Das Volontariat dauert zwei Jahre. Wie es danach weitergeht, steht für Florentine Hübscher noch in den Sternen. "Jeder will mit dem Meister irgendwohin, aber manchmal entdeckt man auf dieser Reise neue Wege." Mit dem Meisterbrief habe sie jedenfalls etwas Handfestes erreicht. "Ich bin der SBB sehr dankbar dafür, dass sie mir das weite Feld der Weiterbildungen mit dem Stipendium geöffnet hat." 

Erfolgsstorys des Handwerks

Das Handwerk arbeitet seit 25 Jahren mit der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung zusammen. "In dieser Zeit konnten wir viele Handwerkerinnen und Handwerker mit Stipendien auf ihrem beruflichen Weg unterstützen. Damit haben wir eine ganze Reihe beruflicher Erfolgsstorys mitschreiben können", so Dr. Volker Born, Abteilungsleiter Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Auf diesem Weg wollen man gemeinsam auch in Zukunft voranschreiten und noch deutlich mehr junge Menschen mit der Förderung erreichen.  

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Text: / handwerksblatt.de