Mehr psychisch kranke Azubis – aber nicht im Handwerk
Der Anteil der psychischen Erkrankungen bei Azubis lag 2024 laut einer Studie bei 13,6 Prozent. Im Handwerk sind mit 10,7 Prozent jedoch deutlich weniger Auszubildende betroffen.
Die psychische Gesundheit junger Menschen hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Laut der Studie "Jugend in Deutschland 2024" sind seit der Corona-Pandemie vor allem Stress, Einsamkeit und Angstzustände stark angestiegen. Eine Verbesserung ist bisher nicht zu erkennen. Etwa 20 Prozent der unter 30-Jährigen leiden unter so starken seelischen Belastungen, dass sie professionelle Hilfe brauchen.
Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den Azubis: Nach aktuellen Zahlen der IKK classic stieg der Anteil der psychischen Erkrankungen an allen Krankmeldungen von 12,5 Prozent im Jahr 2022 auf 13,6 Prozent im Jahr 2024. Damit liegen psychische Krankheiten inzwischen auf Platz zwei der häufigsten Krankheitsursachen bei Auszubildenden – direkt hinter den Atemwegserkrankungen (35 Prozent).
Auszubildende im Handwerk seltener betroffen
Ein Blick auf die verschiedenen Branchen zeigt jedoch große Unterschiede. In der Industrie ist rund jeder fünfte Azubi (20,2 Prozent) von einer psychischen Erkrankung betroffen. Im Handwerk liegt der Anteil dagegen mit 10,7 Prozent deutlich niedriger – ähnlich wie im Handel. In der Dienstleistungsbranche sind es 14,6 Prozent, im öffentlichen Dienst 14,3 Prozent.
"Damit leiden handwerkliche Auszubildende deutlich seltener unter psychischen Erkrankungen als der Durchschnitt. Mögliche Gründe hierfür könnten sein, dass körperliche Bewegung, feste Tagesstrukturen und ein starkes Wir-Gefühl in den Handwerksbetrieben einen positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit haben", erklärte Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic.
Warnzeichen erkennen und richtig reagieren
Für Ausbilder und Betriebe ist es wichtig, psychische Probleme frühzeitig zu erkennen. Auffälliges Verhalten kann sich auf unterschiedliche Weise zeigen – zum Beispiel, wenn sich jemand sozial zurückzieht, starke Stimmungsschwankungen hat oder sich häufig krankmeldet. "Diese Anzeichen müssen nicht zwangsläufig eine Krankheit bedeuten, sie deuten aber oft auf Überlastung hin. Ausbilder sollten in solchen Fällen aufmerksam sein und frühzeitig ein Gespräch suchen", sagt Hippler.
Spezielle Programme und Hilfen
Die IKK classic bietet für Auszubildende verschiedene Programme und Hilfen rund um das Thema psychische Gesundheit an:
- Präventionsprogramme:
Unter dem Motto #missionmacher führt die IKK classic bundesweit Gesundheitskurse an Berufsschulen durch. In diesen Kursen geht es um Themen wie Stressbewältigung, Bewegung, Ernährung und Erholung. Ziel ist, dass Auszubildende lernen, Belastungen früh zu erkennen und besser mit ihnen umzugehen.
- Digitale Angebote:
Unter dem Titel "Ausbildung? Machen wir." bietet die IKK classic einen Podcast für junge Menschen an. Dort sprechen Fachleute und Betroffene über Themen wie Stress, Mobbing oder Krisen in der Ausbildung. So bekommen Auszubildende einfache Tipps und erfahren, wo sie Unterstützung finden können.
- Sofort- und Nachsorgeangebote:
Für Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren gibt es die App "mentalis CareNow". Sie bietet schnelle Hilfe bei psychischen Belastungen – über die App kann man Kontakt zu Fachleuten aufnehmen und erhält Strategien, um mit schwierigen Situationen besser umzugehen. Nach einem Klinikaufenthalt unterstützt die App mentalis die ambulante Nachsorge und hilft bei der Rückkehr in den Alltag.
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Text:
Anne Kieserling /
handwerksblatt.de
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