Mehrwertsteuererhöhung: Alarmstimmung im Konditorenhandwerk
Ende des Jahres könnte der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie wieder Geschichte sein. Dann würden auf Torten oder Snacks wieder 19 Prozent MwSt. fällig. Deutschlands Konditoren sind in Alarmstimmung.
Seit dem 1. Juli 2020 fällt auf Speisen in Cafés, Restaurants oder beim Catering der ermäßigte Umsatzsteuersatz von sieben Prozent an. Diese Ausnahmeregelung wurde wegen der Corona-Pandemie eingeführt. Aufgrund des Ukraine-Krieges und der dabei stark gestiegenen Energiepreise wurde die Laufzeit bis Ende 2023 mehrmals verlängert. Nun läuft die Regelung voraussichtlich Ende 2023 aus.
Der Deutsche Konditorenbund (DKB) warnt vor den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Betroffen wäre alles, was die Kunden vor Ort im Café verzehren, also Torten, Gebäck, herzhafte Gerichte, Snacks, Frühstück oder Eis.
Eine höhere Umsatzsteuer fiele auch bei Lieferungen an, also beim Catering und beim Partyservice, berichtet der Verband. Genau wie das Bäckerhandwerk und der Hotel- und Gaststättenverband dehoga fordern die Konditoren, dass die Mehrwertsteuer beibehalten wird und nicht wie von der Ampel aktuell geplant, zum 1. Januar 2024 wieder auf 19 Prozent angehoben wird.
Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Ampel-Koalition will sich erst bei den Haushaltsberatungen ab September eine Meinung zu diesem Thema bilden.
Update vom 14. August: SPD-Chefin Saskia Esken hat sich im ARD-Sommerinterview für die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie ausgesprochen. Nicht nur innerhalb der lebensmittelproduzierenden Branchen und der Gastronomie, sondern auch in der Politik wachse damit die Zahl der Unterstützer, meldet der Bundesverband der Systemgastronomie e. V. (BdS).
"26,8 Prozent vom Gesamtumsatz des Konditorenhandwerks wären davon betroffen"
Gerhard Schenk, Präsident des Deutschen Konditorenbundes Foto: © Deutscher KonditorenbundDer Konditorenbund hat sich jetzt mit einem Schreiben an die Mitglieder des Deutschen Bundestages gewandt, und fordert darin die Beibehaltung der 7-Prozent- Regelung. "Eine Erhöhung des Umsatzsteuersatzes, die auch unsere Konditorei-Cafés beträfe, wäre eine satte Fehlentscheidung. 26,8 Prozent vom Gesamtumsatz des Konditorenhandwerks wären davon betroffen", sagt der Präsident des Deutschen Konditorenbundes, Gerhard Schenk.
Die Betriebe würden sich immer noch im Krisenmodus befinden. Schenk geht deshalb davon aus, dass viele Betriebe eine Steuererhöhung komplett an die Gäste weitergeben müssten.
"Das Plus an Steuereinnahmen ist aber auch viel zu kurz gedacht, denn durch diese dauerhafte Zusatzbelastung droht insgesamt ein Umsatzrückgang, wodurch wiederum Betriebe und Arbeitsplätze dauerhaft und nachhaltig zunichte gemacht werden und dadurch auch wiederum Steuereinnahmen drastisch sinken. Aktuell wäre diese Erhöhung also die völlig falsche Maßnahme zum völlig falschen Zeitpunkt."
Caféhauskultur in Deutschland in Gefahr?
Gerhard Schenk weiter: "Unsere Forderung ist klar, die Begründung eindeutig: die Politik muss auf diese Steuererhöhung verzichten, weil weder das Konditorenhandwerk, noch die Gäste über den Berg sind. Dies werden wir auch den Bundestagsabgeordneten in einem Schreiben mitteilen und so auf die Situation aufmerksam machen."
Die Krise sei noch nicht zu Ende. Gäste würden bei höheren Preisen eher auf Besuche in Konditorei-Cafés verzichten. Was einen Umsatzrückgang bedeute. "Sollten zu dieser Steuererhöhung neben der Mindestlohnerhöhung dann auch noch höhere Kosten für Rohstoffe und Energie dazukommen, wäre dies eine echte Gefahr nicht nur für das Konditorenhandwerk, sondern auch für die Caféhauskultur in Deutschland", warnt Schenk. Gastlichkeit dürfe kein Luxusgut werden.
Hintergrund: Der Deutsche Konditorenbund vertritt die Interessen von rund 3.460 Konditorei-Cafébetrieben. Im Konditorenhandwerk arbeiten nach Angaben des Verbands insgesamt knapp 68.000 Beschäftigte. 4.000 von ihnen seien Auszubildende.
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Text:
Kirsten Freund /
handwerksblatt.de
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