Neue, starke Stimme für die berufsbildenden Schulen
Viele Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen werden künftig von einem neuen Verband – dem BvLB – vertreten. Entstanden ist er aus der Verschmelzung des BLBS und des VLW.
Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) – noch ist der neue Name ungewohnt für Eugen Straubinger. Fünf Jahre lang stand er an der Spitze des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS). Mitte April ist der BLBS mit dem Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen verschmolzen. "Vor 100 Jahren mag die Trennung von kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen zeitgemäß gewesen sein, aber heutzutage müssen die Lehrkräfte der beruflichen Bildung mit einer Stimme sprechen", begründet Straubinger die Verschmelzung. Zumal es inzwischen viele gemeinsame Interessen und Ziele gebe.
Zu den Mega-Themen zählt Eugen Straubinger neben der Inklusion vor allem die Digitalisierung. Vom milliardenschweren "DigitalPakt Schule", den die Ex-Bildungsministerin Johanna Wanka angestoßen hat, möchte er möglichst viel abbekommen. "Die berufsbildenden Schulen müssen auf demselben hohen technologischen Stand sein wie die Wirtschaft, die uns ihre Auszubildenden anvertraut." Es müsse aber nicht nur in die Ausstattung, sondern auch in die Lehrerbildung und Lehrerfortbildung investiert werden, damit diese auf dem aktuellen Wissensstand sind. Denn Gegenstand des Unterrichts sind in der beruflichen Bildung digitalisierte Arbeits- und Geschäftsprozesse. "Wir brauchen didaktisch-methodische Konzepte, damit unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur die Maschinen bedienen und die digitalisierten Arbeits- und Geschäftsprozesse erarbeiten, sondern auch die Chancen und Risiken der Digitalisierung bewerten können."
Besser vermarkten, klarer positionieren
Zu den wichtigsten Aufgaben des neuen Bundesverbandes wird es gehören, die berufsbildenden Schulen besser zu vermarkten und klarer zu positionieren – bei den Jugendlichen, deren Eltern, aber auch gegenüber Bildungspolitikern. "Fällt an einem Gymnasium eine AG aus, geht gleich die Welt unter. Wenn bei uns wegen Lehrermangel zwölf bis fünfzehn Prozent des Unterrichts ausfallen, interessiert das kaum jemanden", bemängelt Straubinger die fehlende Wertschätzung. Zudem müsse in die Köpfe hinein, dass die an einer berufsbildenden Schule erworbene allgemeine Hochschulreife kein Abitur zweiter Klasse sei. Bundespolitisch würde es den "Berufsbildenden" helfen, wenn man sie als Einheit wahrnimmt. Die unterschiedlichen Bezeichnungen zwischen den Ländern erschweren dies aber. "Ich leite ein Gewerbliches Schulzentrum, meine Kollegin in NRW ein Berufskolleg, der in Brandenburg ein Oberstufenzentrum. Wer soll da noch durchblicken?"
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung (BvLB) ist am 11. April 2018 in Berlin aus der Verschmelzung der bisherigen Bundesverbände BLBS und VLW entstanden. Geführt wird er für vier Jahre zunächst von zwei Vorsitzenden. Bundesvorsitzende sind Eugen Straubinger (Schulleiter der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen und bisheriger Vorsitzender des BLBS) und Joachim Maiß (Schulleiter der Multi-Media Berufsbildenden Schulen in Hannover und Landesvorsitzender des VLWN Niedersachsen). Zu Stellvertretern wurden Wolfgang Lambl (Hauptpersonalrat Berufliche Schulen beim Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst), Pankraz Männlein (Schulleiter der Staatlichen Berufsschule III in Bamberg), Dr. Sven Mohr (Schulleiter des RBZ Eckener Schule, Flensburg), Detlef Sandmann (Ludwig-Erhard-Berufskolleg des Kreises Paderborn, Leiter der Schulstandortes Büren), Stefan Nowatschin (Schulleiter der Berufsbildende Schulen I in Uelzen) und Stefan Werth (Lehrer am Ludwig-Erhard-Berufskolleg des Kreises Paderborn) gewählt.
Viele ältere Lehrkräfte stehen an den berufsbildenden Schulen vor der Pensionierung. Die entstehende Lücke zu füllen, dürfte für den BvLB zu den weiteren Herausforderungen gehören. Ziel ist es, den Beruf attraktiver zu machen. Dazu gehört, dass genügend Stellen geschaffen werden, aber auch, dass man innerhalb von Deutschland einfacher wechseln könne. "Es kann doch nicht sein, dass Bundesland A eine Nachqualifizierung verlangt, weil aus seiner Sicht Bundesland B die Lehrkräfte nicht gut genug aus- und weitergebildet hat." Mehr Einheitlichkeit fordert er auch bei der Besoldung. "Ein Oberstudienrat aus Bremen verdient 400 Euro brutto weniger als sein Kollege in Bayern – im Monat."
Der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung vertritt nun 40.000 Mitglieder. "Durch die Verschmelzung sparen wir Kosten ein, sind leistungsfähiger und stärker geworden", meint Eugen Straubinger. Für ihn steht deshalb fest: "An uns kommt man nicht mehr vorbei!"
Text:
Bernd Lorenz /
handwerksblatt.de
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