Pfusch am Sofa: Unseriöse Polsterbetriebe bedrängen Kundinnen und Kunden, sich schnell zu entscheiden.

Pfusch am Sofa: Unseriöse Polsterbetriebe bedrängen Kundinnen und Kunden, sich schnell zu entscheiden. Die Masche ist bundesweit verbreitet. (Foto: © primipil/123RF.com)

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Vorsicht vor unseriösen Polsterbetrieben

Betriebsführung

Sie versprechen Topqualität und satte Rabatte in bunten Anzeigen. Doch die Masche der unseriösen Polsterbetriebe entpuppt sich als übler Schwindel, den Kunden teuer bezahlen. Der Zentralverband Raum und Ausstattung warnt Verbraucher und erklärt, wie man seriöse Polsterer erkennt.

Man kennt sie aus lokalen Tageszeitungen: bunt gestaltete Polsteranzeigen mit Lock-Angeboten und extrem hohen Rabatten. Dahinter steckt ein bundesweiter Schwindel, warnt der Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR).

Der Verband will dem entschieden entgegentreten und Verbraucher wachrütteln. Mit angeblich günstigen Preisen würden diese Betriebe Kundinnen und Kunden anlocken, die das hinterher teuer bezahlen müssen. "Ähnlich wie bei den Dach-Haien oder unseriösen Teppichwäschereien steckt dahinter oft ein osteuropäischer Clan", berichtet Verbandspräsident Ralf Vowinkel.  

Das Perfide daran: Die angeblichen Raumausstatter würden sich oft Firmennamen geben, die denen renommierter, ortsansässiger Firmen bis auf einen Buchstaben ähneln.  

Die Masche

Die großflächigen Anzeigen oder die Beilagen in Form von Flyern in regionalen Tageszeitungen sehen bundesweit fast immer gleich aus. Es werden Polsterarbeiten mit sehr großen Rabatten angeboten. Es fehlt aber ein Datum für den genauen Aktionszeitraum. Auch eine Firmenadresse fehlt.

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Ralf Vowinkel Foto: © Janine BirnbaumRalf Vowinkel Foto: © Janine Birnbaum

"So können die Flyer massenhaft produziert und eingesetzt werden", berichtet Ralf Vowinkel. Die Polsteranbieter würden auch direkt im Haushalt der Interessierten zur Beratung auftauchen. "Sie treten dann sehr bestimmt auf und bedrängen die Kundschaft." Gegen eine Anzahlung von 30 bis 50 Prozent würden die zu restaurierenden Möbel mitgenommen. 

Dann werde versucht, die Polsteraufträge bei ortsansässigen Raumausstatter- oder Sattlerbetrieben fertigen zu lassen. "Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die schon persönlich bedrängt wurden, diese Aufträge anzunehmen." Findet sich kein lokaler Betrieb und auch kein Lieferant (diese verweigern ebenfalls zunehmend die Zusammenarbeit), würden die Möbel ins Ausland transportiert und überarbeitet.

Das Ergebnis sei meist nicht nur deutlich teurer als gedacht und auch teurer als bei einem seriösen Handwerksbetrieb, sondern in der Ausführung enttäuschend für den Kunden, warnt der Verband. "Und eine Rechnung wollen diese Betriebe häufig auch nicht ausstellen."

Auffällig seien die schnellen Inhaberwechsel, überwiegend mit gleichem Nachnamen oder die komplette Auflösung des Geschäftssitzes nach kurzer Zeit. An einem anderen Ort gründen sie dann eine Firma mit leicht abgeändertem Namen. 

Die Gegenwehr

Um Verbraucher vor den Lock-Angeboten der "Polsterer" zu schützen, hat der Bundesverband eine Initiative gestartet. Wird ein vermeintlich unseriöser Anbieter entdeckt und dem ZVR gemeldet, beginnt die Überprüfung, ob der Betrieb in der Handwerksrolle der Handwerkskammer und beim Gewerberegister eingetragen ist. Wenn keine Eintragung vorliegt, kann eine Abmahnung mit Unterlassungserklärung durch die Wettbewerbszentrale erfolgen. Auf diesem Wege seien bereits mehr als 20 unseriöse Anbieter der Wettbewerbszentrale gemeldet worden.

"Diese Zahl mag auf den ersten Blick gering wirken, ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. Denn es ist für den ZVR gar nicht so einfach, die benötigten Informationen für eine Abmahnung zusammenzutragen", so Vowinkel. 

Woran erkennt man einen seriösen Polsterbetrieb?

Ein Blick in die Werkstatt der königherz Polsterei & Sattlerei. Foto: © königherz Polsterei & SattlereiEin Blick in die Werkstatt der königherz Polsterei & Sattlerei. Foto: © königherz Polsterei & Sattlerei

Wer einen Polsterbetrieb sucht, dem rät der Verband immer zu prüfen, wie lange dieser schon am Markt ist. Die Namen und Standorte von unseriösen Betreibern würden sehr oft wechseln. Auch die Garantie und Gewährleistung erhalte man man in der Regel nur bei einem seriösen Betrieb. 

Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und des Unternehmerverbandes des Deutschen Handwerks (UDH), unterstützt die Kampagne des ZVR. Er rät Kundinnen und Kunden dazu, sich direkt an Fachbetriebe zu wenden oder bei Angeboten zu prüfen, ob diese von einem seriösen Betrieb stammen.

Die Innungsmitgliedschaft sei ein gutes Zeichen für Handwerksqualität. Das erkenne man zum Beispiel am R-Logo oder S-Logo an der Ladentür. Nur Innungsfachbetriebe dürfen die Logos führen. Daneben sei natürlich der Meisterbrief ein Zeichen für Qualität im Handwerk. Kunden können nach dem Meisterbrief fragen und sich diesen zeigen lassen.

Meisterbrief als Qualitätssiegel

Foto: © königherz Polsterei & SattlereiFoto: © königherz Polsterei & Sattlerei

Ein Mittel, um den kriminellen Machenschaften im Polstereibereich entgegenzuwirken, sei auch die Wiedereinführung des Meisters im Raumausstatter- und Sattler-Handwerk, sagt Ralf Vowinkel.

Im Raumausstatter-Handwerk wurde der Meister vor zwei Jahren wieder eingeführt. Die "Rückvermeisterung" habe gezeigt, dass der Meister in Deutschland als Gütesiegel für hochwertige Qualität zu bewerten ist. Nur so könnten die Ziele der unseriösen Polsterer - schneller Umsatz bei fragwürdiger Qualität - vereitelt werden. 

Und was ist mit den Tageszeitungen, die die Anzeigen veröffentlichen oder Flyer beilegen und damit ordentlich Geld verdienen? Vowinkel: "Wir informieren die Zeitungen über diese Vorfälle. Wenn sie die Anzeigen dann trotzdem veröffentlichen, ist das unserer Meinung nach nicht im Sinne des Verbraucherschutzes und ihren Lesern."

Die Ausbildung Um ein Möbelstück fachgerecht und qualitativ hochwertig aufzupolstern, ist eine Ausbildung als Raumausstatter oder Sattler Voraussetzung. Hier lernen die Azubis das Handwerk von der Pike auf kennen. Während der dreijährigen Ausbildung werden bei den Raumausstattern die Berufsschwerpunkte Dekoration und Sonnenschutz, Boden, Wand und Decke sowie Polstern durchlaufen. Bei den Sattlern gibt es drei Fachrichtungen, die sich in den Fahrzeugsattler, Feintäschner oder Reitsportsattler aufteilen. In allen drei Fachrichtungen spielt auch das Polstern eine große Rolle in der Ausbildung.

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Text: / handwerksblatt.de

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