ZDH-Präsident Jörg Dittrich (im Bild) fordert angesichts neuer Negativ-Rekorde auf dem Ausbildungsmarkt eine Bildungswende. Die Fachkräftesicherung im Handwerk sei mit Blick auf die anstehenden Modernisierungen und Transformationen längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser meint, dass die duale Berufsbildung durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität und Exzellenz attraktiver für Jugendliche gemacht werden müsse. Dafür brauche es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriert-durchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die "Warnsignale" des aktuellen Berufsbildungsberichts erkannt. Mit der "Exzellenzinitiative Berufliche Bildung" des BMBF soll die berufliche Bildung für junge Menschen deutlich sichtbarer und attraktiver gemacht werden und ihr einen neuen Schub geben.

ZDH-Präsident Jörg Dittrich (im Bild) fordert angesichts neuer Negativ-Rekorde auf dem Ausbildungsmarkt eine Bildungswende. Die Fachkräftesicherung im Handwerk sei mit Blick auf die anstehenden Modernisierungen und Transformationen längst zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe geworden. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser meint, dass die duale Berufsbildung durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität und Exzellenz attraktiver für Jugendliche gemacht werden müsse. Dafür brauche es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriert-durchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat die "Warnsignale" des aktuellen Berufsbildungsberichts erkannt. Mit der "Exzellenzinitiative Berufliche Bildung" des BMBF soll die berufliche Bildung für junge Menschen deutlich sichtbarer und attraktiver gemacht werden und ihr einen neuen Schub geben. (Foto: © ZDH/Sascha Schneider)

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ZDH-Präsident Jörg Dittrich fordert Umdenken in der Bildungspolitik

Die Nachfrage nach Lehrstellen und die Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze erreichen neue Tiefstände. BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser sieht Deutschland auf ein massives Fachkräfteproblem zusteuern. ZDH-Präsident Jörg Dittrich fordert eine Bildungswende.

Die Nachfrage nach einer dualen Berufsausbildung hat 2022 einen neuen Tiefststand erreicht. Laut dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung ging die Zahl junger Menschen, die sich um eine Lehrstelle bemühten, gegenüber 2021 um 5.300 auf 535.000 zurück. Dies entspricht einem Minus von einem Prozent. Die Zahl der als unbesetzt gemeldeten Ausbildungsplätze erreichte dem Datenreport des Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zufolge ebenfalls einen neuen Negativ-Rekord. Sie stieg im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 68.900.

Massives Fachkräfteproblem

BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Foto: © BIBBBIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser Foto: © BIBB

BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser sieht Deutschland auf ein massives Fachkräfteproblem zusteuern. Die duale Berufsbildung müsse durch ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität und Exzellenz attraktiver für Jugendliche gemacht werden. Dafür brauche es unter anderem mehr gesellschaftliche Anerkennung der Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung sowie integriert-durchgängige Aus- und Weiterbildungsberufe, die einen Karriereweg – angefangen von der Ausbildung bis in die Selbständigkeit hinein – ermöglichen.

Potenziale für Ausbildung und Arbeit erschließen 

Menschen, die Schwierigkeiten beim Einstieg in Ausbildung haben, oder die nach der Schule ohne Ausbildung geblieben sind, müssten mit niedrigschwelligen Zugängen auf den Weg in eine Ausbildung gebracht werden.

Weitere Potenziale sieht Esser in der Zuwanderung, aber auch bei Berufswechslern, Studienabbrechern oder Langzeitarbeitslosen. "Um diese für den Arbeitsmarkt zu erschließen, braucht es eine Infrastruktur, in der bereits vorhandene berufliche Kompetenzen gemessen, bewertet und anschlussfähig gemacht werden", so der BIBB-Präsident. 

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Berufsbildungsbericht und Datenreport Der Berufsbildungsbericht beschreibt laut dem Bundesbildungsministerium die Lage auf dem Ausbildungsmarkt und die Situation zum Beginn des Ausbildungsjahres zum Stichtag 30. September 2022. Der Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung ergänzt den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung, indem er umfassende Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung in Deutschland liefert. Der Berufsbildungsbericht 2023 ist im Internetauftritt des BMBF abrufbar. Eine vorläufige Fassung des dazugehörigen Datenreports 2023 kann als PDF beim BIBB heruntergeladen werden. Die Printversion wird dem BIBB zufolge voraussichtlich im August zur Verfügung stehen.

Umdenken in der Bildungspolitik

ZDH-Präsident Jörg Dittrich Foto: © ZDH/Sascha SchneiderZDH-Präsident Jörg Dittrich Foto: © ZDH/Sascha Schneider

Jörg Dittrich hält ein Umdenken in der Bildungspolitik für dringend notwendig. Für den Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) ist die Fachkräftesicherung im Handwerk längst zu einer gesamtgesellschaftliche Aufgabe geworden, "weil die Zukunftsfähigkeit unseres Landes davon abhängt, ob genügend handwerkliche Fachkräfte für all die anstehenden Modernisierungen und Transformationen zur Verfügung stehen". In der Bildungspolitik müsse den handwerklichen Berufen endlich die gebührende Anerkennung und Wertschätzung entgegengebracht werden. "Dafür braucht es eine Bildungswende!"

Offene Lehrstellen wegen Bewerbermangel

"Der Ausbildungswille der Handwerksbetriebe ist weiter ungebrochen", versicherte Dittrich. Viele von ihnen hätten ihr Engagement bei der Ausbildung junger Menschen intensiviert. Dass dennoch nicht alle von den Betrieben angebotenen Ausbildungsplätze 2022 besetzt werden konnten und rund 20.000 Ausbildungschancen im Handwerk ungenutzt blieben, führt der ZDH-Präsident auf fehlende Bewerberinnen und Bewerber zurück. "Im vergangenen Jahr haben sich im Vergleich zu 2019 bei der Bundesagentur für Arbeit knapp 90.000 junge Menschen weniger als ausbildungssuchend registriert – das ist ein historischer Tiefstand."

Notwendigen politischen Schlüsse ziehen

ZDH-Präsident Jörg Dittrich fordert, möglichst rasch die notwendigen politischen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. Dazu zählen für ihn, das Image der beruflichen Bildung in der Öffentlichkeit besser zu positionieren, die Berufsorientierung entscheidend zu stärken und bundesweit durchgängig in sämtlichen allgemeinbildenden Schulen auszubauen sowie Informationen über die Karriereoptionen sowie Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der beruflichen Bildung zum festen Bestandteil der Berufsorientierung machen, den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) im Rahmen eines DQR-Gesetzes rechtlich zu verankern sowie die öffentliche Finanzierung von beruflicher und akademischer Bildung gleichwertig zu gestalten.

Teilnahme am "Sommer der Berufsbildung"

Um in diesem Jahr möglichst viele junge Menschen für die berufliche Bildung zu begeistern, beteilige sich die Handwerksorganisation am "Sommer der Berufsbildung". Dabei werden zwischen Mai und September zahlreiche Veranstaltungen stattfinden und Initiativen ergriffen, um jungen Menschen die ganze Attraktivität der Berufsbildung vor Augen zu führen und sie so dafür zu gewinnen, so Dittrich.  

Weitere Anstrengungen erforderlich

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger Foto: © BMBF / Hans-Joachim RickelBundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger Foto: © BMBF / Hans-Joachim Rickel

"Der Berufsbildungsbericht zeigt, dass wir mit weiteren Anstrengungen mehr junge Menschen in Ausbildung bringen müssen", erklärte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). So stagnierte die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022 auf einem krisenreduzierten Niveau, obwohl es deutlich mehr unbesetzte Stellen als unversorgte Ausbildungsinteressierte gegeben habe. Und auch die Zahl junger Erwachsener ganz ohne abgeschlossene Ausbildung sei gestiegen.  

"Exzellenzinitiative Berufliche Bildung"

Auf diese "Warnsignale" wollen Bettina Stark-Watzinger und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der "Exzellenzinitiative Berufliche Bildung" reagieren. "Wir machen die berufliche Bildung für junge Menschen jetzt deutlich sichtbarer, attraktiver und geben ihr damit neuen Schub."

Ein Baustein sei der Ausbau der Berufsorientierung, ein anderer der neue Wettbewerb InnoVET PLUS für innovative Konzepte für die Berufsbildung von morgen. "Die berufliche Bildung ist ein tolles Sprungbrett in ein erfolgreiches Berufsleben und absolut gleichwertig zum Studium."

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung/Bundesinstitut für Berufsbildung/Zentralverband des Deutschen Handwerks 

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Text: / handwerksblatt.de

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