Zum Ortstermin in Greifswald
Axel Hochschild, Präsident der HWK Ostmecklenburg-Vorpommern, zeigt Handwerksblatt-Chefredakteur Michael Block seine Heimatstadt Greifswald — und plaudert dabei aus dem Nähkästchen.
Dekorateur wollte Axel Hochschild damals, mit 16 Jahren, werden. Handwerk lag ihm immer schon im Blut. Ende der 70er Jahre gab es allerdings nur eine einzige Lehrstelle in seiner Heimatstadt Greifswald – und so wurde er Maler. Die Ausbildung führte ihn dann sogar an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität, wie sie bis vor kurzem noch hieß. Hier begann er nämlich seine zweijährige Lehre, und hier lernte er seine Frau kennen. Später brachte er als Geselle und ab 1990 als Meister mit eigenem Betrieb viele Häuser der Stadt von innen und außen wieder in Schuss. Im gleichen Jahr zog er als Kommunalpolitiker ins Rathaus ein. Der heute 55-jährige Malermeister und Präsident der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern ist mit seiner Region eng verbunden.
Berlin war das Traumziel "zu Ostzeiten"
Zitat: "Überlastung unserer Mitarbeiter ist durch eine gute Work-Life-Balance vermeidbar!" (Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern)Am liebsten wollte Axel Hochschild "zu Ostzeiten immer nach Berlin". Im Sommer war er dort zum Campen am Müggelsee, "das war für mich die große, weite Welt", sagt er. Das änderte sich mit der Ausbildung und der Familie ganz schnell. Axel Hochschild ist ein bodenständiger Norddeutscher, fest verwurzelt in Greifswald. Für ihn ist die Region Heimat – auch beruflich. Aufträge hat er zwar manchmal in Hamburg und anderen Städten im Norden, aber dies sind eher Ausnahmen. Viel lieber arbeitet der Malermeister jedoch in seiner Heimatstadt, wo es auch genügend Kunden gebe. "Dann müssen meine Mitarbeiter nicht so weit fahren, haben pünktlich Feierabend." Das ist ihm wichtig, genauso wie die Erholungsphasen seines Teams, das aus zehn Gesellen und drei Auszubildenden besteht. Einmal im Jahr lädt er sie und ihre Familien zu einem gemeinsamen Event ein. Im letzten Jahr waren sie segeln auf der Ostsee, und dieses Jahr gehen sie gemeinsam zum Tontaubenschießen, wo anschließend der betriebliche Schützenkönig zünftig gefeiert wird.
Ein prall gefüllter Terminkalender
Hochschild selbst, der mit seinen Aufgaben als Selbstständiger und mehreren Ehrenämtern einen prall gefüllten Terminkalender hat, lebt nach klaren Regeln, nur so sei das Pensum zu schaffen: Er steht in der Woche morgens um fünf Uhr auf, geht dann auf der historischen Wallanlage Greifswalds eine Stunde lang Walken. Dabei hat er den Kopf frei, wie er sagt, und plant den vor ihm liegenden Tag mit seinen Terminen für Firma, Kammer und Politik. "Leider viel zu selten" finden darin der gemischte Chor, in dem er als Tenor singt, seine Doppelkopfrunde oder sein Garten Platz.
Zurück vom morgendlichen Sport in seinem Domizil in der Greifswalder Altstadt, direkt gegenüber dem Dom, frühstückt Axel Hochschild erst einmal mit seiner Frau. Das Haus ist immer wieder Treffpunkt für die Familie mit den vier inzwischen erwachsenen Kindern (drei Töchter, ein Sohn) sowie den vier Enkelkindern. Seine Familie war von Anfang an eng mit der Arbeit im Handwerk verbunden: Anna, das erste der vier Kinder, wurde an dem Tag geboren, als Axel Hochschild seinen Gesellenbrief erhielt.
Massiver Widerstand gegen Tourismusabgabe
Zitat: "Eine zweite Gewerbesteuer in Form einer Tourismusabgabe lehnen wir für unsere Handwerksbetriebe entschieden ab."(Axel Hochschild, Präsident der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern) Hochschilds Maler-Unternehmen, das am 1. Juli 1990 – dem Tag der Währungsunion – startete, ist im Nachbarhaus untergebracht. Es braucht keine großen Lagerflächen. Farben und andere Arbeitsmaterialien werden vom Großhandel meistens direkt zu den Baustellen geliefert. Die schaut er sich meist vormittags an. Von dort aus geht es dann regelmäßig zur Kammer nach Rostock oder nach Neubrandenburg. Hier wird derzeit vor allem über zwei Themen diskutiert: Die von der Landesregierung geplante Tourismusabgabe von Gewerbetreibenden und Handwerkern lehnen die beiden Handwerkskammern im Land entschieden ab. Das sei "eine zweite Gewerbesteuer", kritisiert Hochschild, nennt das Vorhaben "eine Unverschämtheit" und kündigt weiteren massiven Widerstand an.
Forderung: Einführung des Azubi-Tickets
Thema zwei ist die Forderung nach einem Azubi-Ticket: Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sei es nur gerecht, wenn die Auszubildenden landesweit mit dem ÖPNV und einem günstigen Ticket zu den nunmehr zentrierten Berufsschulen fahren könnten. Dazu kommt noch der Dauerbrenner Schwarzarbeit. Die Bekämpfung dieser steht ebenfalls weit oben auf der Agenda des obersten Handwerksvertreters in der Region.
Sprechtage an beiden Kammerstandorten
Wie sehr die Betriebe mit den Themen hadern, weiß der Kammerpräsident aus seinen Sprechtagen, die er gemeinsam mit seinem Hauptgeschäftsführer, Jens-Uwe Hopf, an den beiden Kammerstandorten neu eingeführt hat. Um dem Handwerk für die hohe ehrenamtliche Tätigkeit zu danken und beispielsweise seinen Herausforderungen besonders in den ländlichen Regionen mehr Außenwirkung zu verschaffen, ist Hochschild der regionale Tag des Ehrenamtes in enger Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften wichtig. Dies wird durch den jährlich wechselnden Standort der Veranstaltung noch verstärkt und dient dazu, die Handwerker in den verschiedenen Regionen besser kennenzulernen. Für die Durchsetzung landes- und bundesweiter handwerkspolitischer Themen wie der Stärkung ländlicher Regionen bis zur Sicherung der Meisterqualifikation sind für den Präsidenten die enge Zusammenarbeit mit den Kreishandwerkerschaften und Gespräche mit den Betrieben vor Ort eine wichtige Grundlage. Zugleich betont er den engen Dialog mit dem Landeswirtschaftsministerium. So sei MV eines der ersten Bundesländer mit einer Meisterkampagne gewesen. Diese Aufstiegsqualifizierung werde mit dem "Meister-Extra" durch das Wirtschaftsministerium unterstützt. Auch hier gehöre das Bundesland bundesweit zu den Vorreitern.
Weltoffen und regional
Zugleich hat Hochschild die Stärkung der vorpommerschen Region im Blick: "Wir in Vorpommern sind Teil der Metropolregion Stettin. Das leben wir hier auch." Seine Haltung ist ebenso weltoffen wie von regionaler Verbundenheit geprägt. Dass Auszubildende und Mitarbeiter im Handwerk aus Polen kommen, Unternehmen grenzüberschreitend zusammenarbeiten – für ihn sind das "Selbstverständlichkeiten". Zu denen gehört für Axel Hochschild auch, dass er gut vernetzt ist. Über die Kammer und seine Partei, die CDU, hinaus, bis nach Berlin und vor allem im Land. So sitzt der groß gewachsene Malermeister gleich in drei Beiräten des Landes, dem für Mittelstand, für Digitalisierung und im Vorpommernrat. Die flächendeckende Breitbandversorgung bis zum weiteren Ausbau der Infrastruktur stehen für Axel Hochschild dabei im Fokus. Als Fraktionsvorsitzender der Union im Stadtrat und Vizevorsitzender ihrer Kreistagsfraktion ist er bei den Entscheidungen für die Stadt und die Region an vorderster Stelle mit dabei. Hier wünscht er sich "mehr Handwerker", die mitbestimmen, zum Beispiel über die Gewerbesteuer.
Engagement vor und nach der Wende
Wie ist Axel Hochschild in die Politik gekommen? "Ich bin 1989 mit vielen anderen mit Kerzen um den Dom gelaufen. Da war es konsequent, sich dann auch nach der Wende zu engagieren." Maßgebend für den Weg in die CDU war sein christliches Menschenbild. Und Helmut Kohls Zehn-Punkte-Programm zur Deutschen Einheit, das der damalige Kanzler der Bundesrepublik am 28. November 1989 im Bundestag vorstellte. "Ich war natürlich für die Einheit. Kohl hat das enge Zeitfenster der Geschichte genutzt", freut sich Axel Hochschild sichtlich noch heute.
Hochschild liebt den Klartext
Hochschild ist ein "Freund klarer Worte". Er spricht besonders bei politischen Themen Klartext und scheut auch nicht die Auseinandersetzung, wenn sie sein muss. Zugleich weiß er: "Du kannst es nicht allen Leuten recht machen." Gefragt nach seinen politischen Ambitionen, winkt der 55-Jährige aber schnell ab. Schwerin, Berlin, Brüssel? "Kommt überhaupt nicht infrage! Greifswald und die Region Ostmecklenburg-Vorpommern sind und bleiben mein Arbeits- und Lebensmittelpunkt."
Text:
Michael Block /
handwerksblatt.de
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