Handwerk zwischen Stabilität und Skepsis
Die Handwerkskammer Münster präsentiert die Ergebnisse der diesjährigen Frühjahrskonjunkturumfrage bei den Unternehmen im Kammerbezirk.
Das Handwerk im Kammerbezirk Münster zeigt sich widerstandsfähig, doch die Zukunftserwartungen bleiben mau. Wie die aktuelle Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Münster zeigt, hat sich die Konjunktur im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert – allerdings dämpfen wirtschaftliche Unsicherheiten und eine sinkende Investitionsbereitschaft die Perspektiven. An der Umfrage beteiligten sich 666 Handwerksbetriebe aus dem gesamten Kammerbezirk. Während 40 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als "gut" und 42 Prozent als "befriedigend" bewerten, blicken nur 18 Prozent optimistisch in die kommenden sechs Monate. Die Mehrheit der Betriebe erwartet eine stagnierende Entwicklung, ein gutes Fünftel sogar eine Verschlechterung. "Wir sehen ein stabiles Fundament, aber auch deutliche Warnsignale", betont Handwerkskammer-Präsident Jürgen Kroos. "Vor allem die Kombination aus Investitionszurückhaltung, steigenden Kosten und rückläufiger Nachfrage deutet auf eine Phase der Stagnation mit Inflationsdruck – eine klassische Stagflation – hin." Der Geschäftslageindikator erreicht 108,6 Punkte und verzeichnet damit einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Regional zeigen sich ähnliche Entwicklungen: Das Münsterland kommt auf 109 Punkte (plus 0,4 Punkte) und die Emscher-Lippe-Region auf 107,3 Punkte (plus 3,9 Punkte).
Sorgen bereitet die rückläufige Auftragslage. Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank auf 8,5 Wochen. Die Kapazitätsauslastung schrumpfte auf 77,2 Prozent. Trotz der angespannten Gesamtlage konnten zwei Drittel der Betriebe ihren Personalbestand halten, elf Prozent haben sogar zusätzlich eingestellt. Gleichzeitig meldet fast jeder vierte Betrieb Personalabbau. Die Handwerksbetriebe bleiben bei Neueinstellungen zurückhaltend – auch aus Sorge um die Planbarkeit künftiger Aufträge. Bei der Investitionstätigkeit zeigt sich eine deutliche Bremse: Fast ein Drittel der Unternehmen investierte weniger als im Vorhalbjahr. "Selbst bei stabiler Geschäftslage zögern viele Betriebe mit Investitionen", so Kroos. "Es fehlt die wirtschaftliche Planungssicherheit." Er ergänzt: "Das Handwerk sendet ein klares Signal. Nur mit zukunftsorientierten und praxisnahen politischen Rahmenbedingungen lässt sich der Übergang von vorsichtiger Stabilität zu neuem wirtschaftlichen Schwung gestalten. Es gilt jetzt, das Vertrauen zu stärken und Investitionen anzuregen: Es braucht Entlastung, Ermutigung und Verlässlichkeit."
In den einzelnen Gewerbegruppen ergibt sich ein sehr differenziertes Bild:
- Das Nahrungsmittelhandwerk befindet sich in Hochkonjunktur. Mit einem Geschäftslageindikator von 123,4 Punkten, deutlich gestiegenen Umsätzen, Aufträgen und Investitionen sowie optimistischen Erwartungen steht die Branche an der Spitze.
- Das Gesundheitshandwerk bleibt stabil auf hohem Niveau. Die Geschäftslage ist gut, die Umsätze sind gestiegen, und auch Investitionen wurden leicht ausgeweitet. Die Aussichten sind verhalten positiv.
- Das Kraftfahrzeuggewerbe zeigt eine gute aktuelle Lage, aber sinkende Umsätze und Auftragsbestände. Trotz Investitionen überwiegt die Skepsis. Die Branche erwartet eine stagnierende Entwicklung.
- Das Bauhauptgewerbe verzeichnet die stärkste Verbesserung beim Geschäftsklima. Gute laufende Geschäfte stehen jedoch rückläufigen Umsätzen und Aufträgen sowie besonders starker Investitionszurückhaltung gegenüber.
- Das Ausbaugewerbe zeigt erste Abschwächungstendenzen. Trotz noch guter Lage sind Umsätze und Aufträge rückläufig. Die Investitionen sinken, und die Erwartungen sind negativ.
- Die Handwerke für den gewerblichen Bedarf entwickeln sich schwach. Die aktuelle Lage bleibt gut, doch Umsätze, Aufträge und Investitionen gehen zurück. Die Zukunftsaussichten sind pessimistisch.
- Die personenbezogenen Dienstleister rutschen in einen Abschwung. Die Geschäftslage ist nur noch leicht positiv, Umsätze und Aufträge sinken. Trotz stabiler Investitionsbereitschaft sind die Erwartungen die negativsten aller Gruppen.
Kroos fasste zusammen: "Das Handwerk im Kammerbezirk befindet sich in einer Phase zwischen Stabilität und Skepsis. Die Betriebe agieren vorausschauend, aber vorsichtig – und halten größere Schritte zurück, solange die wirtschaftlichen Perspektiven unklar bleiben."
Hintergrund: KonjunkturberichtHier geht es zum kompletten Bericht zur Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer Münster.
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Text:
Handwerkskammer Münster /
handwerksblatt.de
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