Mit Erfolg nachhaltig wirtschaften
Die Nachhaltigkeitswoche der Handwerkskammer Münster ist vorbei. Es wurden viele Tipps und Praxisbeispiele vorgetragen.
Mit Erfolg nachhaltig wirtschaften – wie das gehen kann, hat die Online-Nachhaltigkeitswoche der Handwerkskammer Münster aufgezeigt. An drei Tagen gab es in Videokonferenzen Hintergrundinformationen und Praxistipps für Betriebe, die eine nachhaltige Entwicklung als Chance nutzen wollen. Schwerpunkte lagen auf nachhaltigem Bauen und Energieeffizienz.
Kreislaufwirtschaft ist wichtig
Dr. Peter Jahns, Leiter der Effizienz-Agentur NRW, lud dazu ein, die Beratungsangebote seines Hauses zur Ressourceneffizienz und zur Finanzierung dieser Maßnahmen in Anspruch zu nehmen. Endliche Ressourcen auf der Erde machten eine Kreislaufwirtschaft erforderlich, in der Rohstoffe sparsam verwendet, wiederverwendet und recycelt werden müssten. Das könne sich auch für Handwerksbetriebe lohnen, betonte Dr. Jahns. Dr. Stefan Anders, Abteilungsleiter der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, stellte heraus, dass mehr als 20 Prozent des Immobilieninvestments mittlerweile in nachhaltigkeitszertifizierte Gebäude flössen. Die Tendenz steige. Damit tue sich für engagierte Handwerker, besonders beim Innenausbau, ein lukratives Marktsegment auf.
Verein Natureplus bietet Orientierungshilfe
Eine Orientierungshilfe zur Auswahl ökologisch verträglicher und gesundheitlich unbedenklicher Baustoffe biete der international tätige Verein Natureplus, wie dessen Geschäftsführer Tilmann Kramolisch erläuterte. Die von Natureplus ausgezeichneten Produkte hätten ein aufwendiges, transparentes Prüfverfahren mit einem breiten Kriterienkatalog durchlaufen. Die Zertifizierung gebe Verbrauchern, aber auch Handwerkern Sicherheit, die ihre Kunden bei der Baustoffauswahl kompetent beraten wollten oder bei einem Bauvorhaben auf der sicheren Seite in Sachen Nachhaltigkeit sein müssten.
Dr. Tim Schmidla, Experte für Wärme und Gebäude bei der Energieagentur NRW, erläuterte die Neuerungen des Gebäudeenergiegesetzes, die seit dem 1. November in Kraft sind. Auch wenn sich die neuen Vorgaben zum Energiestandard der Gebäude kaum änderten, riet er dazu, in der Kundenberatung möglichst nicht auf mögliche Ausnahmeregelungen zu setzen, sondern energieeffiziente Bauweisen und regenerative Heiztechnik zu empfehlen. Vor allem die stufenweise anwachsende Besteuerung der CO2-Emissionen werde das Heizen mit fossilen Brennstoffen künftig sehr teuer machen.
Auf das regionale Bauhandwerk abgestimmt war der Vortrag von Architekt Christoph Thiel aus Münster. Er erläuterte, wie sich hocheffiziente Passivhäuser auch in der regionaltypischen Klinkerbauweise errichten lassen. Thiel präsentierte die Besonderheiten und Spezialbauprodukte, die beim klassischen zweischaligen Mauerwerk zum Tragen kommen müssen, um den exzellenten Energiestandard zu erreichen. Besonders nachhaltig ließen sich Passivhäuser in Holzrahmenbauweise errichten, weil hier auch ökologische Dämmstoffe eingesetzt werden könnten.
Claus Bühnen, dessen Spezialgebiet bei der Energieagentur NRW Energieanwendung, Klimaschutz in Industrie und Gewerbe ist, brachte die Kostenvorteile einer energieeffizienten Beleuchtung auf den Punkt: "Bei der Umstellung auf LED-Technik sind etwa 50 Prozent Einsparungen bei Energie und damit Kosten möglich." Mit einem zusätzlichen Beleuchtungsmanagement, zum Beispiel durch Zeitschaltungen, Tageslichtsteuerungen oder Anwesenheitsmelder, könnten sogar etwa 70 Prozent eingespart werden. Damit lasse sich mit einer Investition in Beleuchtungstechnik eine Kapitalrendite von 10 Prozent erzielen. Weitere Vorteile lägen in einer Verbesserung der Beleuchtungsqualität.
Steigende Nachfrage
Von einer steigenden Nachfrage nach Photovoltaik in Kommunen, bei Unternehmen und Privathäusern berichtete Dr. Christina Buckemüller von der Solarinitiative Ruhr. Weitere Installationsbetriebe würden benötigt, die sich diesem zukunftsträchtigen Geschäftszweig zuwendeten, um alle Kundenaufträge bedienen zu können.
Drei Unternehmer berichten
- Drei Handwerksunternehmer erzählten von ihren schon lange aus Überzeugung eingeschlagenen betrieblichen Nachhaltigkeitswegen – ökologisch verträglich, ökonomisch erfolgreich und sozial engagiert: Carsten Schemberg (Tischlerei Schemberg in Mettingen) arbeitet konsequent an der Vermeidung unnötiger Energieverbräuche und Abfallströme. Wiederholt beteilige er sich am Ökoprofit-Programm, bei dem mehrere Unternehmen einen gemeinsamen Beratungs- und Umsetzungsprozess durchliefen. Das Netzwerken empfinde er als sehr wichtig, weil immer wieder gute Anregungen und Beispiele von den anderen Betrieben kämen. Bei einer guten, wertschätzenden Kommunikation im Betrieb sei keine gezielte Motivation der Mitarbeiter erforderlich sei, weil sie automatisch motiviert seien, wenn es um gute Ideen zum Umweltschutz und deren Umsetzung geht.
- Jürgen Willing (Tekloth in Bocholt) versorgt seine Kunden mit nachhaltiger Technik wie Wärmepumpen, Brennstoffzellen oder Photovoltaik. Am eigenen, zu 100 Prozent regenerativ versorgten Betriebsgebäude macht er vor, wie es geht: "Das gibt den Mitarbeitern Sicherheit und schafft die Kompetenz und Begeisterung, mit der sie beim Kunden erfolgreich sind." Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket engagiere sich sein Betrieb dafür, dass die Mitarbeiter gesund blieben, sich wohlfühlten und sozial abgesichert seien. Weiterbildung, Coaching und Zusatzleistungen seien weitere Instrumente, gute Mitarbeiter zu gewinnen und an das Unternehmen zu binden.
- Auf Photovoltaik spezialisiert hat sich der Elektrobetrieb B & W Energy in Heiden. Vertriebsexperte Jan Dobertin entwickelt Konzepte, wie Unternehmen nicht nur ihr Nachhaltigkeitsengagement durch die Nutzung regenerativer Energien dokumentieren, sondern sich so auch weitgehend mit Eigenstrom versorgen können. Wenn der Sonnenstrom auch zur Versorgung des eigenen Elektro-Fuhrparks eingesetzt werde, könne ein Fahrzeug mit günstigen 1,50 Euro pro 100 Kilometern Verbrauchskosten betrieben werden.
Neue App hilft beim Energiesparen
Dr. Klaus Landrath, der die Nachhaltigkeits-Initiative der HWK koordiniert, stellte die Dienstleistungen und Informationsmaterialien der Umweltzentren des Handwerks vor, um Betriebe bei der Energieeinsparung und ihren Klimaschutzanstrengungen voranzubringen. Die neue App "Energiebuch für Handwerksbetriebe" ermögliche künftig eine unkomplizierte, einfache Erfassung aller Energieverbrauchsdaten und die automatische Auswertung und grafische Darstellung der Unternehmensentwicklung. "Damit steht bei Investitionsentscheidungen immer eine gute Entscheidungsgrundlage bezüglich der Energiekosten zur Verfügung. Auch ein Energiemanagement kann nachgewiesen werden", empfahl Dr. Landrath.
Hintergrund Weitere Hintergrundinformationen zu den Themenbereichen Umwelt und Energie gibt die Handwerkskammer Münster hier.
Zur Website von Energieeffizienz-Handwerk geht es hier entlang.
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Text:
Dr. Susanne Diekamm und Vera von Dietlein /
handwerksblatt.de
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