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Vor vier Jahren haben sich der Handwerker und der Künstler kennengelernt. Ihre gemeinsam entwickelten Möbel sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch äußerst stabil. (Foto: © Monika Nonnenmacher)
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Februar 2018
"Was denkbar ist, muss auch machbar sein." Nach dieser Devise entwickeln ein Tischler und ein Künstler skulpturale Möbelstücke.
Ist das noch Möbel oder schon Kunst? Die Antwort lautet: beides! "Wir brauchten für die Designschau "Passagen" einen richtigen Eyecatcher. Funktional, schön, aber vor allem bezahlbar. Und das kann zum Beispiel ein Velomöbel sein", beschreiben Tischlermeister Dirk Wiesemann und der Maler und Bildhauer miegL die Idee, die hinter dem Wandhalter für Fahrräder steckt. "Oder einfach nur, weil Dirk ein Fahrrad-Nerd ist", witzelt miegL ein klein wenig in Richtung des Handwerksmeisters.
"Ich habe tatsächlich ein persönliches Interesse mit dem Velomöbel verbunden", bestätigt der ambitionierte Freizeitfahrer. So um die 4.000 Kilometer, schätzt er, ist er im Jahr mit seinem Rennrad unterwegs. Er tritt bei der Flandernrundfahrt oder dem Hamburg-Cycle in die Pedale. Und bevor er der Familie und dem Betrieb seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, ist er sogar bereit, um fünf Uhr morgens das warme Federbett gegen ein paar belebende Runden auf dem Rad zu tauschen.
Vor vier Jahren haben sich der Handwerker und der Künstler kennengelernt. Inzwischen präsentieren sie auf ihrer Website "einszueins" ihre Designstücke. Bei ihrer Zusammenarbeit profitieren Wiesemann und miegL vom Wissen des anderen.
"Wir brauchen uns gegenseitig", und betonen einstimmig: "Die Entwicklung unserer Designmöbel macht uns auch einfach Spaß." Während der Tischlermeister alle DIN-Normen kennt, weiß, wie ein Geländer oder eine Treppe beschaffen sein muss, bringt miegL seine Möglichkeiten als Bildhauer in die skulpturalen Möbel mit ein.
Aber was sind denn skulpturale Möbel? "Die von der Industrie hergestellten Möbel müssen alle im rechten Winkel sein", erklärt Dirk Wiesemann, und miegL greift das Stichwort auf: "Aus diesem Denken fallen unsere Designermöbel heraus. Während Dirk zum Beispiel die Möbel entwickelt, lege ich später die sogenannten Spannungslinien über die Pläne. Die benutze ich auch bei meinen Skulpturen. Stellen Sie sich das so vor, dass die eine Linie die andere überschneidet und noch einmal eine dritte, die aber auch eine Raumlinie sein kann. Auf diese Weise entstehen ganz reduzierte Körper", schildert der Künstler die Vorgehensweise, die auch beim Velomöbel Anwendung fand.
"Wenn Sie davorstehen, muss man erst einmal dahinterkommen, dass es ein Möbel ist. Oder was ist daran Möbel oder warum?", präsentiert das Kunst-Handwerks-Duo während der "Passagen" in Köln drei dieser Wandhalter im Atelier des Bildhauers.
Die Fläche ist immer gleich groß. "Wir haben mit einer Platte von 160 x 160 Zentimeter angefangen. Dreißig Kilo schwer. "Das ging nicht", blicken sie gut gelaunt auf die ersten Schritte zurück. Inzwischen ist die Platte anwenderfreundlich 170 x 75 Zentimeter groß und wiegt gerade noch sechs Kilo.
Für die himmelblaue HPL-Platte können die Kunden ihren Motivwunsch von ihrer Lieblingsschlucht oder ihrem Lieblingspass wählen und danach in den eigenen vier Wänden vergnügt in ihren Erinnerungen schwelgen. "Es war uns wichtig, dass das Velomöbel auch dann noch toll aussieht, wenn Besitzer und Fahrrad on Tour sind. Den Mitbewohnern soll sich dennoch ein schönes Bild bieten. Darum geht es", betonen beide.
Ob Bonanzarad oder Rennmaschine, auch bei dem Stangenhalter legten die Kölner großen Wert auf die Gestaltung. Aus seinem Netzwerk verschiedener Gewerke holt Dirk Wiesemann Thorsten Schreiter von fpunkt Maschinenbau & Spezialeffekte mit ins Boot. "Gemeinsam haben wir bereits verschiedene Projekte entwickelt", sagt Wiesemann. Eine positive Erfahrung, die sich bei der erneuten Zusammenarbeit bestätigt.
Die Halter sind nicht nur schön, sondern äußerst stabil. "Ich könnte sogar Klimmzüge daran machen", sagt der 45-Jährige. Als Reminiszenz an eine große Radsportnation befindet sich am Ende der mit blauem Lenkerband umwickelten Halterung ganz Dolce Vita ein italienischer Weinkorken. "Die schöne Tradition der Stahlrennradfahrer haben wir aufgegriffen", und ergänzt mit einem Augenzwinkern: "Für unsere Ausstellungsstücke haben wir Weinkorken von einem Karton meines italienischen Weihnachtsweins benötigt."
520 Euro kostet das Velomöbel. "Wir haben überlegt, wie wir Kosten minimieren können." Jeder Pinselstrich von miegL wurde gezählt. Auf eine dickere Platte wird verzichtet, "aber einen Preis von 200 Euro wie in der Industrie können wir leider nicht bieten. Wir haben uns deshalb entschieden, wir vergessen erst einmal den Preis und bauen das, was wir mit unseren handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten vertreten und als Optimum ansehen.
Dabei schauen Dirk Wiesemann und miegL zufrieden auf ihr gelungenes Werk und auf eine Schar Radenthusiasten, die sich riesig darauf freut, recht bald ihre teils wertvollen Räder weg von der Straße dann kunstvoll an ein Unikat "made in Köln" zu hängen.
Fotos: © Monika Nonnenmacher
1972 in Paderborn geboren, fertigt Dirk Wiesemann seit 2008 auf über 750 Quadratmetern individuelle Möbel und Inneneinrichtungen. Der Tischlermeister hat sich mit seinen vier Mitarbeitern auf den Möbelbau für Kitas spezialisiert.
d-wiesemann.de
1961 in Worms geboren, lebt und arbeitet miegL seit 1988 als freischaffender Künstler in Köln. Neben der Malerei und der Bildhauerei fertigt miegL Bühnenbilder für den zeitgenössischen Tanz.
miegl.com
einszueins ist eine Kooperation von Dirk Wiesemann und miegL. Die Plattform stellt die skulpturalen Möbel des Duos vor.
einszueins.cologne
Die nächste Interior Design Week Köln "Passagen" findet vom 14.-20. Januar 2019 statt.
voggenreiter.com
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