Trotz Fachkräftemangel: 3,5 Bewerber pro Stelle
Im Interview erklärt Thomas Audien, Geschäftsführer der Schulzendorfer Elektro GmbH, seine Strategie zur Mitarbeitergewinnung.
Dieser Artikel gehört zum Themen-Special So finden Sie gute Leute für Ihren Betrieb!
Viele Betriebe haben Mühe, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Eine Ausnahme: Die Schulzendorfer Elektro GmbH und das Tochterunternehmen se.services GmbH mit einer Ausbildungsquote von über 17 Prozent. Im Interview erklärt Geschäftsführer Thomas Audien seine Strategie.
DHB: Sie haben Ihren Einsatz zur Gewinnung von Fachkräften vor vielen Jahren deutlich verstärkt. Was war der Auslöser?
Thomas Audien: Bereits vor neun Jahren haben wir in Publikationen und Statistiken gelesen, dass uns in Deutschland ein demografischer Wandel bevorsteht. Ab 2009 war auch ein deutlicher Rückgang der Bewerberzahlen zu verzeichnen. Uns war klar, dass wir uns in Zukunft um die Besten wirklich bemühen müssen.
DHB: Hatten Sie von Anfang an eine Strategie?
Thomas Audien: Wir waren überzeugt, dass ein vielseitiger technischer Beruf jungen Menschen eine Perspektive eröffnet und Zukunftssicherheit gibt. Unser Ziel war deshalb, die Vorzüge einer solchen Tätigkeit in einem soliden mittelständischen Unternehmen klar herauszustellen und weiterzuentwickeln. Denn es gibt in diesem Bereich viele interessante Aufgaben und gute Entwicklungsmöglichkeiten.
DHB: Sie haben für Ihre Lehrausbildung sogar den Zukunftspreis des Landes Brandenburg erhalten.
Thomas Audien: Der Zukunftspreis war eine große Anerkennung für unsere Bemühungen im Bereich der Ausbildung. Aber auch ein Prädikat für die Qualität.
DHB: Wie viele Interessenten bewerben sich bei Ihnen heute auf einen Ausbildungsplatz?
Thomas Audien: Im Jahr 2016 waren es genau 3,5 Bewerber pro Ausbildungsplatz. Dabei ist es uns gelungen, zusätzlich zu den ausgeschriebenen Stellen einen weiteren Auszubildenden zu gewinnen.
DHB: Mit welchen Maßnahmen haben Sie die Zahl der Bewerber erhöht?
Thomas Audien: Quantität war uns gar nicht so wichtig. Uns war klar: Wir müssen informieren, Transparenz zeigen, aber auch die notwendigen Voraussetzungen benennen. Dazu gehörte die Teilnahme an Informationsveranstaltungen in Schulen, Arbeitskreisen mit Eltern und Lehrern, aber auch Ausbildungsmessen, die Mitwirkung an Veranstaltungen wie Girls’Day, Zukunftstage sowie betriebliche Informationsveranstaltungen und Praktika. Nur so werden die Abläufe erlebbar – und es ist möglich, die Menschen kennenzulernen, die bei uns täglich arbeiten.
DHB: Welche Kanäle nutzen Sie zur Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften?
Thomas Audien: Wir nutzen das Internet, Facebook, Anzeigen in Printmedien, aber auch Kinowerbung. Unserer Erfahrung nach ist bei den neuen Medien
die eigene Website der am häufigsten genutzte Kanal.
DHB: Sie bieten seit August sogar ein duales Studium an – in Kooperation mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus.
Thomas Audien: Ja, auch im ingenieurtechnischen Bereich ist uns Nachwuchsförderung wichtig. Deshalb haben wir das Angebot der Handwerkskammer Cottbus in Zusammenarbeit mit der BTU zur Kooperation bei dualen Studienplätzen gern angenommen. Der Schwerpunkt der ingenieurtechnischen Arbeit in mittelständischen Betrieben konzentriert sich auf die Umsetzung von zukunftsweisenden Technologien, Planung, Konstruktion und Projektleitung. Dafür bildet das duale Studium eine hervorragende Voraussetzung und eröffnet den Studenten eine betriebliche Perspektive.
DHB: Bieten Sie Ihren Angestellten auch besondere Leistungen?
Thomas Audien: Nachhaltig sind Leistungen, wenn sie die tägliche Arbeit prägen, auf eine langfristige Zusammenarbeit zielen und den Mitarbeitern Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Deshalb bieten wir ein betriebliches Gesundheitsmanagement, eine betriebliche Altersvorsorge und verschiedene Interessengruppen nehmen gemeinsam an Sportevents teil.
DHB: Wird das Handwerk den sich abzeichnenden Fachkräftemangel aufhalten können?
Thomas Audien: Nur, wenn die Anziehungskraft von technischen und handwerklichen Berufen durch Politik und Gesellschaft wieder einen anderen Stellenwert erlangt. Bereits Schule und Elternhäuser sollten auf die Attraktivität und Vielfältigkeit hinweisen. Bislang haben die Handwerkskammern mit ihrer Werbeoffensive einen wichtigen Beitrag geleistet.
Text:
Thomas Busch /
handwerksblatt.de
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