Romina Driesen und Patrick Tilmes engagieren sich bei den Düsseldorfer Handwerksjunioren.

Romina Driesen und Patrick Tilmes engagieren sich bei den Düsseldorfer Handwerksjunioren. (Foto: © Wilfried Meyer)

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"Es geht um Ideen, Kontakte, Freundschaften"

Betriebsführung

Die ehemalige Vorsitzende der Junioren des Handwerks Düsseldorf, Romina Driesen, und der amtierende Vorsitzende Patrick Tilmes sprechen über die Aufgaben und Ziele ihres Verbands.

Romina Driesen war von 2012 bis 2016 Vorsitzende der Junioren des Handwerks Düsseldorf. Die Diplomkauffrau arbeitet im elterlichen Betrieb. Fenster, Haustüren, Rollladen und Sonnenschutz gehören zu seinem Angebot. Patrick Tilmes ist Projekt- und Ausbildungsleiter bei der Soeffing Kälte Klima GmbH. Der gelernte Kälteanlagenbauer kam im Jahr 2013 zu den Junioren und wurde im vergangenen Oktober zum Vorsitzenden gewählt. Gemeinsam sprechen beide mit dem DHB über die Aufgaben und Ziele ihres Verbands.

Sprechen wir erst mal über die Arbeit der Handwerksjunioren in Düsseldorf. Was machen Sie überhaupt?
Driesen: Wir sind die Nachwuchsorganisation des Handwerks. Wir verstehen uns als Netzwerk, in dem es in erster Linie um den Austausch untereinander geht – das Netzwerken ist eigentlich der größte Zweck unseres Verbands. Das Motto des Verbands lautet: "Ideen, Kontakte, Freundschaften", genau darum geht es auch.
Tilmes: Wenn es beispielsweise um Neugründungen von Betrieben geht oder um Fragen, die entstehen, wenn man eine Führungsposition ausfüllt, zum Beispiel zum Thema Ausbildung, kann das Netzwerk helfen. Wir arbeiten dabei auch mit den Kammern und Organisationen des Handwerks auf Bundes- und Landesebene zusammen.

Wie können die Mitglieder beim Netzwerken voneinander profitieren?
Tilmes: Wenn ich zum Beispiel für einen Auftrag in unserem Unternehmen einen Dachdeckerkollegen brauche, kann ich auf sehr viele zurückgreifen. Da profitieren wir voneinander. Wenn jemand aus irgendeinem Gewerk Unterstützung braucht, kann er fragen, wer eine Idee hat. Entweder können wir intern aufeinander zugreifen oder davon profitieren, dass ein Mitglied den passenden Betrieb kennt.
Driesen: Ich hatte da ein ganz gutes Beispiel. Ich arbeite ja im Betrieb meines Vaters und mache da den kaufmännischen Teil. Mein Vater ist der Meister. Ich mach bei uns auch die Verkaufsberatung für die Produkte und fahr halt auch raus zu den Kunden. Es gab einen Auftrag, den mein Vater nicht übernehmen wollte – einen Sonnensegelfuß auf eine Kellerdecke aufschrauben, da dort schnell Feuchtigkeitsschäden entstehen können. Dann habe ich einen Dachdecker, Marc Peschel, aus unserem Netzwerk angerufen und der hat mir Tipps gegeben, worauf zu achten ist und an wen ich mich dafür wenden kann. Wenn ich diesen Kontakt nicht gehabt hätte, hätten wir den Auftrag nicht durchgeführt.

Was sollte ein neues Mitglied der Junioren mitbringen?
Driesen: Der- oder diejenige sollte in einem Handwerksbetrieb tätig sein und aus der Region Düsseldorf und Umgebung, also dem Düsseldorfer Kammerbezirk, stammen und ein bisschen Zeit mitbringen, um an unseren Veranstaltungen teilzunehmen. Wir haben im Augenblick rund 60 Mitglieder. Es gibt natürlich andere Verbände, die größer sind. Wir sind klein, aber fein und sehr engagiert.

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Was bieten Sie für Veranstaltungen an?
Driesen: Den Auftakt im Jahr machen wir mittlerweile mit dem Junioren-Jump, der anstelle des Neujahrsempfangs getreten ist. Statt sonntags treffen wir uns nun freitagabends bei Lounge-Musik und Cocktails, um es für unsere Mitglieder etwas interessanter zu machen. Das wird sehr gut angenommen. Dann haben wir unser Werkstattgespräch. Das findet immer in einem Betrieb eines unserer Mitglieder statt. Das Unternehmen wird vorgestellt und besichtigt und zusätzlich greift ein externer Redner, wie auch beim Jump, in einem Vortrag ein besonderes Thema auf. Es gibt auch Veranstaltungen, die ein bisschen innoffizieller sind. Wir treffen uns zum Grillen, zum Frühstück, wir vereisen auch miteinander. Da stehen dann der persönliche Austausch und der Aufbau von Freundschaften im Vordergrund. Die Familien der Mitglieder sind immer willkommen.
Tilmes: Wir möchten Freunde, Förderer und die Familien der Mitglieder einbeziehen. Dann wird es für sie auch einfacher, an möglichst vielen Veranstaltungen teilzunehmen. Außerdem zeigen wir uns natürlich auch bei Veranstaltung anderer Organisationen. Dazu gehört das Dreikönigstreffen von Handwerk.NRW oder die Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf. Dort machen wir mit einem Stand auf uns aufmerksam, um neue Mitglieder zu werben.

Versuchen die Junioren auch politisch Einfluss zu nehmen?
Tilmes: Ja. Ich habe erst kürzlich an einer Veranstaltung der Kreishandwerkerschaft Düsseldorf teilgenommen. Bei der Podiumsdiskussion ging es unter anderem um Betriebsgründungen und die Wünsche und Bedürfnisse junger Meister dabei. Ralph Bombis, der handwerkspolitische Sprecher der FDP, war ebenfalls Gast. Es ging um Themen wie die Integration von Flüchtlingen, mögliche Dieselverbote, die Styroporentsorgung und den Breitbandausbau. Das war eine Diskussionsrunde, die viel gebracht hat.
Driesen: Das Schöne ist, dass wir gefragt und auch gehört werden, auch in der Enquete-Kommission zum Handwerk und bei anderen Gelegenheiten.

Wo drückt Sie denn politisch der Schuh?
Tilmes: Das sind zunächst all die aktuellen Themen, die auch bei den Kammern und den Landesverbänden eine Rolle spielen: Tariftreuegesetz, Dieselverbote, Styroporentsorgung, Integration und der Breitbandausbau.
Driesen: Wir haben unseren Fuhrpark, der zum größten Teil aus Dieselfahrzeugen besteht, gerade aufgerüstet, damit er den aktuellen Anforderungen entspricht. Und jetzt heißt es auf einmal, dass solche Fahrzeuge möglicherweise komplett aus den Innenstädten verbannt werden sollen. Entschuldigung, das ist doch Quatsch.
Tilmes: Gerade die Anschaffung von Fahrzeugen bei den kleineren Betrieben ist ein sensibles Thema. Ein Dieselverbot kann schon eine Bedrohung für das Unternehmen sein und vor allem auch junge Betriebe in ihrer Existenz bedrohen.
Driesen: Bürokratie ist auch ein wichtiger Punkt. Es heißt ja immer, Bürokratie soll abgebaut werden, ich merke davon nichts. Ich glaube, ich spreche da für viele Handwerker. Angeblich soll alles einfacher werden, ich finde es eher komplizierter. Der Mindestlohn ist ein Beispiel. Unsere Mitarbeiter verdienen alle mehr als den Mindestlohn. Dennoch habe ich jetzt die Pflicht, alles noch detaillierter aufzuzeichnen. Das ist schon ein erheblicher Aufwand.
Tilmes: Wir haben uns entschlossen, in unserem Betrieb einem Flüchtling mit einer Qualifizierung eine Chance zu geben mit der Aussicht nach einem halben Jahr in die Ausbildung zu gehen. Was das für ein bürokratischer Aufwand ist. Da muss man viele Anträge ausfüllen, Zeugnisse anfragen, das Sprachniveau feststellen, Verträge aufsetzen. Damit hat man drei, vier Tage einen Fulltimejob.
Driesen: Und das nächste ist, man weiß dann noch nicht mal, ob er nach der Ausbildung bleiben darf. Man bildet ja aus, um Nachwuchs für sein eigenes Unternehmen zu gewinnen.

Frau Driesen, Sie waren von 2012 bis 2016 Vorsitzende der Junioren, wie sieht Ihre Bilanz aus, wenn Sie auf diese Jahre zurückblicken?
Driesen: Wir haben den Austausch der Mitglieder untereinander vorangebracht. Wir haben uns als Organisation bekannter gemacht. Die Kommunikation mit der Handwerkskammer ist großartig. Ich merke, dass ich durch die Arbeit für die Junioren öfter auch an anderer Stelle gefragt und gehört werde. Eins der größten Ziele war, die Interessen der Handwerksjunioren nach außen zu vertreten. Zum Abschluss meiner Tätigkeit als 1. Vorsitzende der Junioren habe ich die bronzene Medaille der Handwerkskammer Düsseldorf verliehen bekommen. Die sehe ich als Bestätigung an, dass wir wahrgenommen werden.

Herr Tilmes, was nehmen Sie sich für die Zukunft vor?
Tilmes: Zuerst freue ich mich natürlich, dass ich das gemachte Nest so übernehmen konnte. Das ist schon mal sehr viel wert. Mein Ziel ist es, das so weiterzuführen, weil es sehr gut läuft. Ich möchte die Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer und auch mit den Kreishandwerkerschaften vertiefen. Unsere politische Arbeit möchte ich ebenfalls verstärken. Persönlich engagiere ich mich ja sehr stark beim Thema Ausbildung, da möchte ich auch meinen Kollegen bei den Junioren helfen. Wenn wir heute nicht ausbilden, haben wir morgen keine Fachkräfte. Das ist ein ganz wichtiges Thema.

Das Interview führten Lars Otten und Melanie Dorda.

Text: / handwerksblatt.de

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