Für die RheinKollektiv-Gründer Sebastian Stommel (links) und Marcel Wohlwender hat sich der Mut zur großen Investition gelohnt – ihr Meisterbetrieb brummt.

Für die RheinKollektiv-Gründer Sebastian Stommel (links) und Marcel Wohlwender hat sich der Mut zur großen Investition gelohnt – ihr Meisterbetrieb brummt. (Foto: © Rheinkollektiv)

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Gemeinsam große Förderprojekte stemmen

Betriebsführung

Ob digital vernetzte Maschine oder ein KI-gesteuertes Hochregallager – Handwerksbetriebe tätigen oft hohe Investitionen. Doch manche Aufgaben sind einfach zu groß für einen Finanzierer alleine. Daher holt die NRW.BANK bei großen Summen Mitstreiter ins Boot.

Nur wer investiert, kann ein Unternehmen gründen, es voranbringen, Wachstum stemmen und es durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch für die Zukunft erfolgreich aufstellen. Gerade größere Investitionen sind ohne die Unterstützung von Banken kaum möglich. In Nordrhein-Westfalen unterstützt die Förderbank des Landes in Kooperation mit den jeweiligen Hausbanken Handwerksbetriebe mit Förderdarlehen zu attraktiven Konditionen. Ebenso bietet sie Eigenkapitallösungen an und berät als neutraler Sparringspartner in Finanzierungsfragen. Allein in den letzten rund anderthalb Jahren förderte die NRW.BANK etwa 600 Handwerksunternehmen mit zusammen fast 100 Millionen Euro an Förderdarlehen.

Bei höherem Bedarf

Die moderne CNC-Fräsmaschine ist das Herzstück der digitalen Düsseldorfer Tischlerei. Foto: © RheinkollektivDie moderne CNC-Fräsmaschine ist das Herzstück der digitalen Düsseldorfer Tischlerei. Foto: © Rheinkollektiv

Doch mancher Bedarf ist so groß, dass er von der Förderbank in Kooperation mit der jeweiligen Hausbank alleine nicht zu leisten ist. Hier sind Spezialisten nötig, die sich zusammentun und gemeinsam die sechs- oder siebenstelligen Investitionen ermöglichen.

Um die unterschiedlichsten Finanzierungsbedarfe nordrhein-westfälischer Unternehmen finanzieren zu können, bezieht die NRW.BANK insbesondere bei Anfragen nach umfangreicher Unterstützung die Partner in ihrem Netzwerk ein. Dazu zählen unter anderem die Bürgschaftsbank NRW, die Ausfallbürgschaften anbietet, und die Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW, die mit einer Beteiligung das Eigenkapital des Unternehmens erhöht – beides mit dem Ziel, die Hausbanken bei der Kreditvergabe zu unterstützen. Dazu dient auch das in vielen Förderprogrammen der NRW.BANK enthaltene Instrument der Haftungsfreistellung für die Hausbank.

Investition in Digitalisierung für mehr Zukunftssicherheit

Bei Handwerksbetrieben fallen oft hohe Investitionssummen an. Um den Herausforderungen der Digitalisierung und der Kompatibilität zur Industrie 4.0 aktiv zu begegnen, braucht es hochmoderne und digital vernetzte Maschinen. Diese sind teuer, nicht nur in der Neuanschaffung. Auch die Umrüstung vorhandener Maschinen verursacht Kosten. Solche Investitionshöhen schrecken viele Handwerker bislang ab. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Digitalverband Bitkom fanden in einer 2020 durchgeführten Befragung unter mehr als 500 Handwerksbetrieben zur Digitalisierung heraus, dass für vier von fünf Befragte (79 Prozent) die hohen Investitionskosten das größte Hemmnis für die Digitalisierung im Handwerk sind. Gleichzeitig sehen die befragten Handwerksbetriebe aber durchaus die Vorteile, vor allem Zeitersparnis (88 Prozent), optimierte Lagerung und Logistik (84 Prozent), gleichbleibende Qualität (69 Prozent) und Kostensenkungspotenziale (50 Prozent).

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Eine Erfolgsgeschichte 

Auf digital zu steuernde Maschinen setzt auch die junge Tischlerei RheinKollektiv aus Düsseldorf. Ihre Gründer waren Kollegen bei einem auf den Innenausbau von Gastronomiebetrieben spezialisierten Generalunternehmer. Statt die Fehler von Lieferanten auszubügeln, wollten sie es besser machen. Im Herbst 2019 gründete das Trio um Marcel Wohlwender das RheinKollektiv. Gleich zu Beginn schafften die Jungunternehmer moderne energie- und rohstoffsparende Maschinen an, die sich schnell einstellen lassen und viele Schritte automatisch erledigen. Dafür brauchten sie mehr als eine halbe Million Euro Startkapital. "So viel Eigenkapital hatten wir nicht, und ohne weitere Sicherheiten konnte auch die Hausbank nicht weiterhelfen", erinnert sich Co-Gründer und Geschäftsführer Marcel Wohlwender.

Michael Stölting, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK Foto: © NRW.BANK / Christian Lord Otto Michael Stölting, Mitglied des Vorstands der NRW.BANK Foto: © NRW.BANK / Christian Lord Otto

Ein Berater der Düsseldorfer Handwerkskammer wies auf die umfassende Finanzierungsförderung der NRW.BANK hin. Deren Berater zogen wiederum Berater von der Bürgschaftsbank NRW und der Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW hinzu. Kurz vor Weihnachten stand der Finanzierungsmix: Eine 80prozentige Bürgschaft der Bürgschaftsbank NRW und eine stille Beteiligung mit Mezzaninekapital aus dem "Sonderprogramm Handwerk" der Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW stärkten die Eigenkapitalbasis und boten die nötigen Sicherheiten.

Kaum waren CNC-Fräse, Schleif- und Kantenbearbeitungsmaschine sowie Formatkreissäge im März 2020 installiert, kam der erste Corona-Lockdown. Zugesagte Aufträge wurden zurückgezogen. Statt in der Produktion durchzustarten, hatte das Team nun Zeit, sich noch intensiver mit der Steuerung seiner neuen Maschinen zu beschäftigen.

Zur Akquise setzt das RheinKollektiv auf Suchmaschinen-Werbung im Internet. Anfangs kamen die Aufträge von Privathaushalten. Inzwischen ist das Team vor allem bei der Ausstattung von Läden und Restaurants aktiv. Der Umsatz liegt über dem Businessplan und die nächste Investition steht an: Ein ERP-System soll die Schnittstellen zwischen Finanzen, Beschaffung und Fertigung effizienter lösen.

An diesem Beispiel lässt sich nicht nur der unternehmerische Mut von Gründern im Handwerk erkennen, sondern auch der Wert von Netzwerken. Damit keine gute Digitalisierungsidee in Nordrhein-Westfalen an der Finanzierung scheitert, macht sich die NRW.BANK gemeinsam mit den verschiedensten Akteuren der Wirtschaftsförderung dafür stark, dass am Wirtschaftsstandort NRW auch hochvolumige Investitionsprojekte möglich sind.

Der Weg zur Unterstützung

Egal, in welcher Phase sich ein Unternehmen befindet: Die Förderexperten der NRW.BANK beraten persönlich, anbieterunabhängig und sind ganzheitliche und neutrale Sparringspartner in allen Finanzierungsfragen. Mit ihrem umfangreichen Netzwerk bringen sie die notwendigen Finanzierungspartner auch für die Finanzierung großer Vorhaben zusammen.

Allein in den letzten anderthalb Jahren boten die Förderberater der NRW.BANK an mehr als 30 Berater- und Fördersprechtagen der Handwerkskammern vor Ort erste Sondierungsgespräche an.

 

NRW.BANK-Service-Center: Tel. 0211 / 91 471 4800
E-Mail: info@nrwbank.de
https://www.nrwbank.de/de/unternehmen/

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Text: / handwerksblatt.de

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