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HWK Koblenz | August 2025
Handwerk begeisterte bei den Azubispots
Was für ein Erfolg: Die Azubispots 2025 brachten wieder mehrere Tausend Schüler mit den Handwerksbetrieben in der Kammerregion Koblenz zusammen.
"Wir planen, jedes Jahr 2,5 Millionen Haushalten und Unternehmen die Möglichkeit für Glasfaser zu geben." Klaus Werner, Geschäftsführer Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland GmbH. (Foto: © Norbert Ittermann)
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August 2025
Klaus Werner ist Geschäftsführer Geschäftskunden bei der Telekom Deutschland GmbH. Wir sprachen mit ihm über Datensicherheit, Digitalisierung und den Stand beim Glasfaserausbau.
DHB: Wie sehen Sie die Digitalisierung im Handwerk?
Werner: Es gibt schon gute Beispiele, aber es bleibt noch eine Herausforderung. Auch wegen der Rahmenbedingungen. Trotzdem gilt gerade auch für das Handwerk: Die Digitalisierung ist ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern oder zurückzugewinnen.
DHB: Angefangen von der Konnektivität und dem Schlüssel zum Internet ...
Werner: … von da geht es weiter über die Clouds und Ebene der Applikationen bis hin zur Künstlichen Intelligenz (KI). Gerade die KI löst bei unseren Kunden stets eine Diskussion aus. Sie ist jedoch wichtig, um die nächste Digitalisierungsstufe zu meistern.
DHB: Ihre Unternehmenskunden bekommen Sie zunächst über die Konnektivität, und deren Datenhunger ist groß.
Werner: Deshalb investieren wir enorm in den Ausbau des Glasfaser-Netzes. Das ist zukunftssichernd. Das Kupfernetz ist zwar heute noch für Privathaushalte bedarfsdeckend, aber für die Zukunft reicht das nicht. Und schon gar nicht für Unternehmen. Denn die Datenvolumen steigen stetig. Das sehen wir in unseren Netzen. Deswegen hat der Glasfaser-Ausbau für uns seit Jahren eine hohe Priorität. Wir bauen in allen Ecken des Landes, in der Stadt und auf dem Land. Wir wollen möglichst vielen Haushalten und Unternehmensstandorten Glasfaser anbieten können.
DHB: Wie ist der Stand heute?
Werner: Wir bauen Glasfaser im großen Stil aus, keiner baut mehr als die Telekom. Bislang bieten wir schon fast elf Millionen Haushalten und Unternehmensstandorten die Möglichkeit, einen Glasfaser-Anschluss der Telekom zu bekommen. Das wollen wir weiter vorantreiben. Neben dem Festnetz haben wir unser Mobilfunknetz. Übrigens das beste Netz in Deutschland, wie uns unabhängige Tests Jahr für Jahr immer wieder bescheinigen. 5G spielt für die Applikationen der Zukunft eine ganz wichtige Rolle, weil es geringste Latenzen ermöglicht. Wir können schon heute 99 Prozent der Menschen in Deutschland 5G bieten. Damit gehören wir in Europa zur Spitze und haben so ein wichtiges digitales Fundament für unsere Wirtschaft gebaut.
DHB: Der Glasfaserausbau ist vermutlich eher eine Frage von Jahrzehnten.
Werner: Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Dahinter steckt ein enormer logistischer Prozess. Dazu kommen noch die Vorläufe für die notwendigen Genehmigungen. Aktuell haben wir mehrere Tausend Glasfaser-Baustellen in ganz Deutschland. Das Spektrum geht von der Millionenstadt bis hin zum kleinen Dorf. Großstädte wie Düsseldorf oder Köln können Sie im Zuge des Ausbaus aber nicht mit Baustellen überziehen. Deshalb dauert es Jahre, eine Großstadt flächendeckend zu versorgen.
DHB: Wie sieht Ihre Planung aus?
Werner: Als wir die zehn Millionen erreicht hatten, war das ein Meilenstein. Wir bauen mit voller Kraft weiter. Wir planen, jedes Jahr 2,5 Millionen Haushalten und Unternehmen die Möglichkeit für Glasfaser zu geben. Der Glasfaser-Ausbau ein sehr dynamisches Geschäft. Wenn es von der Planung zum Ausbau geht, ändern sich auch mal Dinge. Seien es die Zuschnitte der Gebiete oder auch die Ausbaugeschwindigkeiten. Aber das ändert nichts an unseren Zielen.
DHB: Aber der Druck zu liefern ist da.
Werner: Es ist unser Anspruch, unseren Kunden immer das beste Netz zu bieten. Unser Glasfaser-Netz hat mittlerweile eine Länge von mehr als 800.000 Kilometern. Wir sind der Glasfaser-Motor Deutschlands. Keiner baut so viel Glasfaser aus wie wir. Die Nachfrage ist groß. Mehr als 450.000 neue Kundinnen und Kunden haben sich im vergangenen Jahr für einen Glasfaser-Tarif der Telekom entschieden. Das ist eine Steigerung von rund 50 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Bis 2027 soll der jährliche Zuwachs auf eine Million neuer Kundinnen und Kunden anwachsen. Es gibt aber auch die, die mit dem Umstieg noch etwas warten wollen. Das ist bei neuen Technologien oft so. Das wird sich mit der Zeit entwickeln, denn Glasfaser ist einfach deutlich besser als Kupfer. Wesentlich schneller. Stabiler. Braucht weniger Energie. Die Vorteile werden überzeugen, da bin ich mir sicher.
DHB: Vor welchen Herausforderungen steht die Telekom?
Werner: Die geopolitische Lage zeigt, "digitaler Souveränität" kommt nochmal mehr Bedeutung zu. Es geht unter anderem um die Frage, wie sicher meine Daten in der Cloud sind. Daher ist die Nachfrage nach kleineren und vor allem souveränen Cloud-Lösungen hoch – im Mittelstand und Handwerk – aber auch bei großen Unternehmen. Wir bündeln alle unsere Cloud-Angebote unter dem Dach T Cloud. Souveränität nimmt bei uns einen hohen Stellenwert ein. Das bedeutet auch, die Datenspeicherung erfolgt nach europäischem Recht. Jeder Geschäftskunde kann selbst entscheiden, wie er in die unterschiedlichen Souveränitätslevel und Funktionalitäten einsteigen möchte.
DHB: Eine europäische Lösung scheitert vermutlich an den Interessen einzelner Länder.
Werner: Europäische Bestrebungen hat es immer wieder gegeben. In der Vergangenheit blieb es häufig bei guten Absichtserklärungen. Jetzt ist die Zeit eine andere, und die politische Lage zeigt, dass wir handeln müssen.
DHB: Wie sieht es in Sachen Schutz für Cyberattacken aus?
Werner: Das war von Anfang an ein großes Thema für uns. Schon vor Jahrzehnten haben wir alles dafür getan, unser Kupfernetz zu schützen und diese Prinzipien auf Mobilfunk und Glasfaser zu übertragen. Für Angriffe gibt es leider viele Einfallstore. Wir haben auch schnell erkannt, dass die Abschirmung unserer Netze eine Dienstleistung ist, die wir unseren Kundinnen und Kunden anbieten können. Konnektivität allein reicht nicht. Der Service ‘Sicherheit’ muss immer darübergelegt werden.
DHB: Weil es im schlimmsten Fall den Betrieb lahmlegt.
Werner: So ist es. Egal, ob Großunternehmen oder kleiner Handwerksbetrieb. Viele Handwerker übersehen, dass auch sie im Fokus krimineller Machenschaft stehen, die Systeme lahmlegen und deren Inhaber erpressen. Die Schadensbilanz aus Cyberkriminalität ist längst viel höher als in herkömmlichen Delikten. Sie liegt mittlerweile in dreistelliger Milliardenhöhe (Quelle: Wirtschaftsschutz 2024, Bitkom), weil Firmen einfach wochenlang unter den Folgen leiden können.
DHB: Sicherheit ist mit hohen Investitionen verbunden.
Werner: Das ist richtig. Die Investitionen sind zwingend notwendig – für uns und unsere Geschäftskunden. Denn es geht immer weiter, weil die Angreifer sich weiterentwickeln und professionalisieren. Hier ergibt sich für KI ein neues, großes Anwendungsfeld.
DHB: Wie wählen Sie denn Ihre Partner in dem Bereich aus?
Werner: Wir haben unser eigenes TechBoost-Programm, mit dem wir in Start-ups investieren. Vorausgesetzt sie haben etwas im weiteren Sinn mit unserer Industrie zu tun. Sie bekommen über uns Zugang zu unserer Kundenbasis. Wir prüfen, welchen Mehrwert wir mit diesen Partnern unseren Kunden bieten können – da reden wir über rund 2,5 Millionen Geschäftskunden.
DHB: Und bei vielen Start-ups gibt es das ein oder andere Einhorn.
Werner: Ja, es gehen immer wieder einige durch die Decke. Davon profitiert auch die Telekom. In Sachen Security sollte jedoch keiner experimentieren. Das muss von Beginn an professionell aufgebaut werden. Wir haben uns Partner aus allen Bereichen geholt. So haben wir uns ein eigenes System zusammengestellt – jeden Bestandteil geprüft und zertifiziert, so dass wir damit an den Markt gehen können. Für uns arbeiten mehr als 2.000 Security-Experten, die unsere IT-Systeme und die unserer Kunden schützen.
DHB: Ist das im Handwerk bekannt?
Werner: Wenn ich unser Wachstum betrachte, würde ich sagen ja. Der Digitalisierungsgrad ist im Geschäftskundenbereich noch entwicklungsfähig, ebenso wie im Bereich der Öffentlichen Hand. Hier kommt die KI wieder ins Spiel, weil wir viele Kundenanliegen mithilfe von KI-Anwendungen lösen können.
DHB: Manche haben kein Vertrauen in die KI.
Werner: Wir haben deshalb eine klare Vorgehensweise. Was soll die KI machen – und was nicht? Dafür haben wir einen sogenannten KI-Leitfaden definiert mit eindeutigen No-Gos, etwa bei Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte. Das fängt bei Software für den Kundenservice an und geht bis zur automatisierten Angebotserstellung, die beispielsweise auf den Daten einer Drohne basiert – und was Dachdecker schon sehr erfolgreich nutzen. Und wir haben genügend Beispiele aus der Praxis, die erfolgreich mit unseren Systemen unterwegs sind. Dafür haben wir zum Beispiel die Digital X (https://digital-x.eu/de) ins Leben gerufen – dort kann sich jeder informieren, welche digitalen Lösungen die eigene Branche und den Betrieb voranbringen können
Die EU-Dachinitiative "8ra" ist in dieser Zeit geboren. Ziel der Initiative ist die Schaffung eines "Cloud-Edge Kontinuums": eine vernetzte, souveräne digitale Infrastruktur für Europa von Europa. Dazu werden Cloud- und Edge-Technologien verschiedener Anbieter auf Basis offener Standards kombiniert. "8ra" gehört zu den sogenannten IPCEI. Das sind die wichtigen Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse (Important Projects of Common European Interest).
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